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Dann lasst uns doch mal über Trucker herziehen: Sie liefern sich Elefantenrennen auf zweispurigen Autobahnen, pennen bereits nach 16 Stunden Fahrt ohne Pause ein, verfolgen Provokateure mit Tötungsabsicht und entführen neuerdings auch junge Frauen, um…nun ja, das bleibt uns die Geschichte schuldig, was sie jedoch nicht minder spannend gestaltet.

Zakes (William Ash) ist schon ein armes Würstchen, denn eigentlich will er sich als Schriftsteller einen Namen machen, muss aber an Autobahnraststätten Plakate kleben und ist auf dem besten Weg, von seiner Freundin und Begleitung Beth (Christine Bottomley) verlassen zu werden, denn auch in der Beziehung scheint die Luft raus zu sein.
Als er in regennasser Nacht in einem LKW vor ihnen eine nackte Frau in einem Käfig wähnt, bringt der Notruf bei der Polizei zunächst wenig, als kurz darauf Beth verschwunden ist, muss Zakes auf eigene Faust handeln…

So ein Verfolgungs-/Entführungsthriller zwischen „Duell“, “Joyride“ oder jüngst „Shuttle“ ist eine wunderbare Sache, sofern sie sich auf das Wesentliche konzentriert und flottes Tempo mit spannenden Momenten vereinen kann.
Das ist hier durchaus der Fall, da es nach zehn Minuten bereits zur vermeintlichen Sichtung der Entführten kommt, wodurch die Erzählung erst so richtig in Gang gesetzt wird.
Dabei klebt die Handkamera recht nah an den Figuren, was zuweilen zwar etwas anstrengend zu verfolgen ist, anderweitig aber maximale Nähe zum Sympathieträger Zakes aufbaut, dessen Handlungen man mit viel Adrenalin verfolgt.

Beginnend an einer Raststätte, als Beth sich von ihm trennt, er den verdächtigen LKW wieder sieht und kurz darauf Beth vergeblich sucht, jedoch ihre Halskette auf dem Parkplatz findet, sich kurzerhand ein Fahrzeug stibitzt und die Verfolgung aufnimmt, bis hin zu einem Versteckspiel zwischen LKW-Containern, dem Hilfegesuch bei einem alten Ehepaar und dem kurzen Gastspiel in einem Polizeiwagen, ist von Anfang bis Ende Dampf dahinter und die minimale Story wird mit simplen Mitteln und ohne Schnörkel effektiv erzählt.

Das Gesicht des Truckers ist indes nicht zu sehen, nur eine schwarze Kapuze bedeckt die robust anmutende Gestalt, die kein Wort von sich gibt und dadurch unheimlich wirkt.
Zwar wird kein Background für die Entführungen geliefert (es werden definitiv mehrere Frauen gleichzeitig verschleppt), doch das verstärkt die Unberechenbarkeit der bösen „Organisation“, von der man nicht weiß, wer sich auf Zakes Stationen eventuell als dazugehörig entpuppen könnte, kleine gelungene Twists inbegriffen.

Derweil wird immer wieder die Polizei angerufen, das Fahrzeug gewechselt und erstaunlich häufig funktioniert das Handy nicht und Fotos können gemacht werden, obgleich der Speicher gerade noch komplett belegt war.
Weitere Unwahrscheinlichkeiten sind ein zutraulicher Hund, ein unentdeckter Container und eine Laserüberwachung, sowie die Tatsache, sich über mehrere Minuten an einen Garderobenhaken hängen zu können, um nicht entdeckt zu werden.

Dennoch, recht ereignisfreudig kommt der Erstling des Briten Mark Tonderai daher, dem es gelingt, eine stringente Geschichte packend zu erzählen, sich mit dem Showdown zwar etwas zu leicht aus der Affäre zieht, ansonsten jedoch eine Menge hochspannender Momente einbringt, die eine beklemmende und zugleich raue Atmosphäre schaffen.
Kurzweilig, konsequent und größtenteils glaubhaft,
8 von 10

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