Mit „Black Hawk Down“ hat Regisseur Ridley Scott einen viel diskutierten Film über das Fiasko der US-Streitkräfte 1993 in Somalia inszeniert, der sich als wahrhaft schonungslos erweist und von Jerry Bruckheimer produziert wurde.
Die Einleitung erklärt kurz die Vorgeschichte: Ein einheimischer Warlord begann die US-Nahrungsmittellieferungen an die Bewohner Somalias zu beschlagnahmen und zu kontrollieren. Kontrollen der Lieferungen durch die USA konnten ihn nur bis zur Beendigung besagter Kontrollen davon abhalten, seine Männer erneut zu schicken. Da beschlossen die USA Einheiten der Delta Force und der Army Ranger zu schicken, um ihn aufzuspüren. Eine der Eigenschaften von „Black Hawk Down“ ist die Tatsache, dass die geschilderten Ereignisse in ähnlicher Form wirklich stattfanden – was durch den bedrückend realistischen Stil des Films noch verstärkt wird.
Die folgenden 40 Minuten schildern was dem Fiasko direkt vorausging: Die Soldaten halten sich im täglichen Training fit, haben aber wenig bis gar keine Kampferfahrung. Doch dann bietet sich die Chance zwei hohe Gefolgsleute des Warlords zu verhaften, während diese ein geheimes Treffen besuchen. Ein Spitzel soll das Gebäude markieren und die Trupps werden eingeteilt. Dieser Teil ist extrem lang geraten, aber nicht ohne Grund: Hier zeigt „Black Hawk Down“ die Mentalität der Soldaten. Ohne Patriotismus, die meisten Soldaten unerfahren und ein wenig beunruhigt. Niemand sieht eine Freude in dem Einsatz, was „Black Hawk Down“ von anderen Produktionen voller Hurra-Patriotismus abhebt.
Der eigentlich Einsatz nimmt dann fast den kompletten Rest dieses über 140 Minuten langen Films ein: Planmäßig wird das Gebäude besetzt und die Anwesenden gefangengenommen. Doch die Soldaten haben nicht mit dem Widerstand der somalischen Milizen gerechnet und es kommt zu einem stundenlangen, erbarmungslosen Gefecht, in dessen Verlauf die Somalis sogar zwei Hubschrauber vom Typ Black Hawk abschießen.
Durch die Regie Ridley Scotts sieht der Einsatz in Somalia zwar ungefähr so aus wie ein Nike Werbespot, aber trotzdem schafft der Regisseur es dem Film eine realistische Atmosphäre zu geben und das trotz diverser filmischer Stilmittel, die Scotts durchgestylte Videoclipästhetik zum Vorschein bringen und seinen Hintergrund aus dem Werbegeschäft auch nach Jahren als Spielfilmregisseur noch etwas erkennen lassen. Der wirklich brillante Soundtrack von Hans Zimmer ist so gewaltig wie allgegenwärtig, aber legt sich immer unter das Geschehen, so dass man ihn teilweise gar nicht bewusst wahrnimmt. Es ist diese Kombination von Bild und Musik, mit der Scott den Zuschauer intensiv ins Geschehen zieht, ein Mittendrin-statt-nur-dabei-Gefühl erzeugt und auch für einige Gänsehautmomente, etwa bei der Hubschrauberattacke auf ein Gebäude voller Milizionäre, sorgt.
Dementsprechend schwer fällt die Einschätzung, ob es sich bei „Black Hawk Down“ um einen Kriegs- oder einen Antikriegsfilm handelt. Meines Erachtens ist der Film zwar ein Unterhaltungsfilm, aber ohne die vielen Makel anderer Kriegsfilme und mit durchaus kritischen Elementen. Denn es wird nicht vor Patriotismus getrieft (lediglich in der US-Basis hängen ein paar dekorative Flaggen im Bild, was aber wohl auch in realen Militärbasen so sein dürften) und die Szenen, in denen die Somalis dargestellt werden (OK, es sind nicht allzu viele), zeigen diese auch als Menschen und nicht als das personifizierte Böse. Obwohl die Bilder durchkomponiert sind und der Soundtrack das Geschehen prägt, so bleibt Scotts Attitüde beinahe dokumentarisch: Er zeigt das unfassbare Gemetzel, zeigt kaum sichtbare Bewertung, sondern bildet nur die Hölle nach, durch welche die amerikanischen Soldaten gehen, während sie fast eine ganze Stadt voller Milizionäre gegen sich haben. Was dann die Einstufung als waschechter Antikriegsfilm verhindert, ist die Action: Denn die Feuergefechte wirken nicht abschreckend wie die ersten 20 Minuten von „Der Soldat James Ryan“, sondern sind doch sehr unterhaltsam.
Denn die Feuergefechte sind schon toll anzusehen und von Ridley Scott beeindruckend in Szene gesetzt worden. Mit unglaublichen Aufnahmen und geschickt eingesetzten Stilmitteln wie z.B. Zeitlupe oder Blicken durch Nachsichtgeräte ist das Dauerfeuer doch ein echter Hingucker für Actionfans. Zartbesaitete seien gewarnt, denn hier wird der Krieg ungeschönt gezeigt mit derben Verwundungen aller Art. Auch die Einstellung der Somalis, die sich den haushoch überlegenen Amis mit viel Mut und unglaublich hohen Verlusten entgegenstellen (gepaart mit dem Gedanken an die wirklichen Ereignisse), macht „Black Hawk Down“ zu einem Film, der unter die Haut geht. Das mag man zwiespältig finden, gleichzeitig tritt in „Black Hawk Down“ das Dilemma vieler Kriegsfilme nur besonders offen zutage: Wo beginnt das Spektakel, ab wann ist eine Kriegsszene nun abschreckend oder bietet sie Nervenkitzel?
Die Schauspieler stellen ihre Rollen überzeugend dar, wobei es keinen Unterschied zwischen Stars und Nobodys gibt. Denn die Stars und Schauspieler, die man vom Sehen kennt wie z.B. Kim Coates, dienen in erster Linie als Fixpunkte, damit man weiß, welcher Trupp gerade gezeigt wird. Ansonsten wird aber keinem Schauspieler eine großer Raum oder so etwas wie eine Hauptrolle zugestanden, was perfekt zu der Machart des Films passt, trotz durchaus bekannter Namen und markanter Gesichter, darunter Josh Hartnett, Orlando Bloom, Eric Bana, Tom Sizemore, Ewan McGregor, Jason Isaacs, William Fichtner, Sam Shepard und Jeremy Piven.
Ohne Patriotismus und mit perfekt durchkomponierten Bildern zeigt „Black Hawk Down“ den Krieg als abstoßende Sache, aber bleibt dennoch ein unterhaltsamer Film. Auf jeden Fall ein Werk, das unter die Haut geht. Der Balanceakt zwischen der Darstellung von Gräuel und gleichzeitig famos in Szene gesetzten Feuergefechten ist ein schwieriger, aber er ist Ridley Scott auf jeden Fall gelungen.