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Ein Kriegsfilm, produziert von Jerry Bruckheimer? - Auf den ersten Blick ist das ein Grund, vom Anschauen eines solchen Werkes tunlichst Abstand nehmen zu wollen, steht doch der Name "Bruckheimer" weniger für Qualität als für mehr oder minder hirnrissige/schmalzige Propaganda-Kracher ("Pearl Harbor"). Hier jedoch bewahrt der Regisseur Ridley Scott den Streifen vor einem ähnlich peinlichen Desaster. In der Tat ist "Black Hawk Down" (BHD) keinesfalls der verherrlichende Jubelstreifen, zu dem er offensichtlich aufgrund mangelnden Wissens oder ideologisch reflexhaft verfemt wird.

Eine Niederlage taugt wohl kaum als Propagandastück: Geschildert wird der fehlgeschlagene Einsatz im Stadtmoloch Mogadischu während der kurze Periode der U.S. Außenpolitik, in der man nach dem gewonnenen Irakkrieg und Ende des Ostblocks glaubte, mit Hilfe der UNO "amerikanische Werte" ohne Querschüsse der Sowjetunion verbreiten zu können. Doch traf in Somalia nicht auf einen einzigen Gegner, sondern einen Haufen Warlords und ein darauf ausgerichtetes soziales System, das sich nicht per Weisung aus dem Ausland mal eben in eine stabile Demokratie verwandelte. Allerdings hinterlässt es auch einen bitteren Beigeschmack, dass sich öffentlicher Protest aus einer gewissen Richtung nicht bereits während der Hungersnot in Somalia oder dem Wüten der Milizen Jahre zuvor erhob, sondern bezeichnenderweise erst mit dem (durchaus verfehlten) Auftreten der U.S.A.

Doch zurück zum Film: Viele Kritikpunkte an BHD, der *vor* den WTC-Anschlägen gedreht wurde, lösen sich in Luft auf, wenn man sich etwas mehr mit der Sache beschäftigt, z.B. die auf umfassenden genauen Recherchen basierende Buchvorlage von Mark Bowden kennt. Drei Beispiele: So ist er einzige schwarze Soldate auf amerikanischer Seite eben kein Quotenneger, um der betreffenden ethnischen Zielgruppe auch eine Identifikationsfigur zu gönnen, sondern der Tatsache geschuldet, dass bei der Eliteeinheit der Ranger aufgrund fehlender Quotenregelungen tatsächlich nur wenige Schwarze dienen. Dass es "nur" so wenig Opfer auf U.S. Seite gegenüber mehr als 1.000 Somalis gibt, hat auch seinen einfachen Grund: Somalische Milizionäre sind schlecht ausgebildet und greifen in unorganisierten Haufen an, was dem präzisen Drill von Eliteeinheiten taktisch nichts entgegensetzt. Die dargestellte militärische Ethik der Ranger und Deltas ("Kein Mann bleibt zurück") und deren sonstige Einstellungen schließlich sind auch keinem pentagon-bezahlten Drehbuchagenten eingegeben worden - die sind wirklich so, wie man dazu steht, ist eine andere Frage.

Die erwähnte militärische Ethik mag BHD vielleicht noch am ehesten den Vorwurf Propaganda einbringen. Verschwiegen werden sollte hier auch nicht, dass die Verfilmung nicht zuletzt mit kräftiger Mitwirkung des Militärs zustande gekommen ist, das auf eine vorteilhafte Darstellung naturgemäß wert legt. Immerhin hält sich Scott mit Pathos und dem üblichen Harte-Männer-Klischees weitgehend zurück, wenn er auch nicht ganz darauf verzichtet hat. Dies und weil "Militär" als solches in Deutschland aufgrund der hiesigen Geschichte natürlich ein ganz anderes Ansehen hat, mag manche säuerliche Kritik erklären.

Filmisch gibt es nämlich kaum etwas zu meckern. Von der ungemein ergreifenden Eröffnungssequenz an wird die Handlung spannend und mitreißend erzählt. Da der Fokus unbestreitbar auf den Vorgängen in der U.S.-Armee liegt, erklärt sich auch der berechtigte Kritikpunkt, dass die Somalis in der Tat fast nur als gesichtslose Masse auftreten. Die Zivilbevölkerung kommt nur sporadisch, oder besser: symbolisch in einigen Figuren vor, wenn etwa der alte Greis, vom der Schlachtgetümmel um ihn herum scheinbar unberührt, ein schwer verletztes oder schon totes Kind über die Straße trägt. Andererseits hätte eine Ausweitung auf die "Gegenseite" zwangsläufig auch den Film um einiges in die Länge gezogen, da man dafür eine eigene Exposition und Raum für zusätzliche Charaktere benötigt. Dabei sind schon jetzt die Akteure dank ihrer Uniformen und Kurzhaarschnitt kaum auseinanderzuhalten.

BHD ist zwar kein sinnloses PopcornKino der üblichen Bruckheimer-Mache, letztlich aber eben ein Hollywood-Film und keine Dokumentation, auch wenn er sich durchaus eng an die belegten Tatsachen hält. Wer sich wirklich informieren will, sollte daher die Buchvorlage lesen, die auch einen Einblick in das für (deutsche) Außenstehende schwer nachvollziehbare bis erschreckend eindimensionale Denken der US-Ranger gibt. 8,5/10

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