Review
von Leimbacher-Mario
Irgendetwas riecht hier nach Fisch...
Lovecraft galt lange Zeit als unverfilmbar. Dann als kaum bis schwer verfilmbar. Und mittlerweile als selten gut verfilmbar aber schon machbar. „Dagon“ hat nun schon fast 20 Jahre auf dem Buckel (wie die Zeit vergeht!) und ist noch immer eine der besseren Unternehmungen in diese Richtung. Ein jahrelanges Leidenschaftsprojekt, dass damals fast gänzlich gescheitert wäre und nur mit viel zu wenig Budget und den aufkommenden, immer günstiger werdenden Computereffekten noch realisiert wurde. Und dennoch funktioniert das Ding. Abgesehen von den schon damals miserablen, fast etwas ablenkenden Spezialeffekten aus dem Rechner. Doch wenn man das nicht allzu hoch hängt und im Becken bleibt, dann kann man hier feuchtes Alptraumfutter finden, inklusive grunzenden Fischmenschen, Schönheiten mit Tentakelbeinen und einem spanischen Küstendorf unter Dauerregen. „Dagon“ ist eine einzige lange Paranoiacollage aus Wasser und Angst, die Spuren bis zu Videospielen ala „Resident Evil 4“ oder „The Evil Within“ gezogen hat. Über alte Götter und seltsame Fremde, über tiefe Gewässer und beunruhigende Wahrheiten, über exotischen Riten und Vorurteile in der Fremde.
Ohne grossartige Exposition und Einführung folgen wir einem schiffbrüchigen Pärchen in das besagte dauernasse iberische Fischerdorf. Doch anstatt dort Hilfe zu bekommen, lernen die zwei durchnässten und völlig fertigen Turteltauben schnell, dass die dortigen Bewohner einen bizarren Fischgott anbeten und selbst Auswüchse wie Kiemen oder Flossen entwickelt haben... „Dagon“ kommt gefühlt noch aus den 90ern, doch das ist egal. Die junge Macarena Gomez ist selbst mit Schuppen und Tentakeln ein einmaliger Feger, es gibt noch genug klasse praktisches Make-Up um von den groben Pixeln abzulenken und die Atmosphäre ist dichter als der Regen in diesem Fischerstädtchen. Und der ist schon verdammt dicht und kaum zu durchdringen. Alles an diesem Film ist nass, glitschig und rutschig. Eine Spirale in Tiefen, gegen die der Marianengraben aussieht wie eine Pfütze. Lovecraft pur, düster, kaum aufgeweicht oder verfälscht. Eklig und zum Teil auch richtig brutal. Die Häutungsszene ist noch immer ein Zehnagelhochsteller! Und zum Glück handgemacht. Stuart Gordon hat hier wirklich einen rausgehauen, den ihn zu diesem Zeitpunkt wohl kaum noch einer zugetraut hätte. Und das mit überraschend wenig Augenzwinkern und Ironie.
Fazit: vielleicht die beste filmische Umsetzung eines lovecraftschen Kosmos'. „Dagon“ riecht zwar von Kopf bis zur Flosse nach Fisch, doch ist das Gegenteil eines Stinkers!