Beware of the fishpeople
US-Regisseur Stuart Gordon hat mit „Re-Animator“ und „From Beyond“ aus den glorreichen 1980ern zwei vorzügliche H.P.-Lovecraft-Verfilmungen vorzuweisen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an „Dagon“, einem weiteren Spielfilm nach Motiven Lovecrafts aus dem Jahre 2001, diesmal entstanden in spanischer Produktion.
Nun habe ich Lovecraft bis jetzt nie gelesen, doch bringe ich den US-amerikanischen Autoren mit abgefahrenem Mutationshorror, der immer gut für einen splatterigen Streifen ist, in Verbindung. Damit liege ich auch hier goldrichtig, denn „Dagon“ handelt von mutierten Fischmenschen, die abgeschnitten von der Zivilisation passenderweise ein Fischerdorf besiedeln und ein krakenartiges Monstrum als Gott verehren. Für diesen benötigen sie regelmäßig Menschenopfer, außerdem haben sie ein etwas eigenwilliges Modeverständnis dahingehend, sich aus menschlicher Gesichtshaut Masken zu fertigen. Als eine Gruppe junger Menschen Schiffbruch erleidet und in eben jenem Dörfchen landet, nimmt das Unheil seinen Lauf – für beide Seiten.
Klingt nicht schlecht und ist es eigentlich auch nicht. Leider erweist sich das Drehbuch jedoch als etwas einfallslos, als es die Verfolgung der männlichen Hauptrolle Paul (Ezra Godden) im Mittelteil schier endlos in die Länge zieht, indem es sich die Verfolger reichlich dämlich anstellen lässt. Ebenso dämlich wirkt Paul, der als ein ziemlicher Trottel dargestellt wird, was zu einem gewissen komödiantischen Aspekt des Films führt – womit ich mich naturgemäß schwer tue. Zudem scheint mir der Humor nicht immer ganz freiwilliger Natur zu sein, wenn z.B. Komparsen in ihren Fischfressenmasken zu Dutzenden, äh… „umherwabern“ und seltsame Laute von sich geben. Zugegeben, das Dorf sieht wirklich so aus, als würde es dort riechen wie nach drei Wochen mangelnder Intimhygiene, doch ansonsten wirkt die Atmosphäre oft künstlich, da anscheinend nicht selten der Computer zum Einsatz kam. Das macht es ihr nicht ganz leicht, immer so zu funktionieren, wie es offensichtlich angedacht war. Gleiches gilt für die Effekte, wobei ich die guten alten handgemachten Schweinereien davon ausdrücklich ausnehmen will, die glücklicherweise auch vorkommen und in einer superkrassen Gesichtshäutung bei lebendigem Leibe ihren verstörenden Höhepunkt finden.
Spätestens im Finale bekommt der Film zudem eine deutliche Fantasy-Schlagseite und eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen einer heißen Flossen- bzw. Tentakelträgerin und unserem „Helden“ herbeizukonstruieren, kommt so ein bisschen von hinten durch die Brust ins Auge (ich mag diese Formulierung).
Fazit: Durchaus unterhaltsamer, stellenweise harter, stellenweise leider auch alberner Lovecraft-Horror, der unter einigen typischen Schwächen des modernen Genrefilms leidet. Und wo war eigentlich Jeffrey Combs?