Review

Hauptsache Tempo, dann wirds schon keiner merken!
Das dürfte schlußendlich das Rezept gewesen sein, um die außerordentlich erfolgreiche Mumiensaga um ein weiteres (und hoffentlich abschließendes) Kapitel zu erweitern. Natürlich war seit dem zweiten Teil stets kolportiert worden, daß Stephen Sommers mit einem dritten Teil den Deckel draufmachen sollte, aber die Jahre vergingen und schlußendlich mußte sich der Actionspezialist Rob Cohen mit dem Abenteuer-Fantasy-Stoff abgeben.
Der hat zwar ein Händchen für Effekte und Tempo, aber Sets und Autos zu schrotten (Fast and the Furious) ist eben immer noch was anderes, als einer indiana-joneskes Historienspektakel in China zu stemmen.

Große Risiken wollte man offenbar nicht eingehen, also die bewährte Formel beibehalten und nur von Afrika nach Asien verlegen. Statt Imhotep ist diesmal der böse Terracotta-Kaiser der finstre Möp, der nach Weltherrschaft und Unsterblichkeit lechzt. Böse Handlanger, typisches Erweckungsszenario, anschließend die himalaya-umspannende Jagd auf kleine magische Hilfsmittelchen bis zum Jungbrunnen in Shangri-La (hust!) und zum guten Schluß lassen wir mal wieder übernatürliche Armeen im Big-CGI-Stil gegeneinander antreten. Ach ja, einen kuriosen Flieger gibt es auch wieder, das mußte ja sein. Alles wie gehabt, alles tralala. Bewährte Erfolgsformel.

Dazu hatte man sich mit Mut und Scheckbuch auch aufgemacht, alle Verantwortlichen wieder zu sammeln: Brendan Fraser, der ja zu jedem Hit einen Gigantenflop hinlegt, brauchte mal wieder einen erfolgreichen Film und ließ sich überzeugen. Offenbar hatte aber niemand die Weitsicht, ihn auch den Altersumständen anzupassen, denn er müßte im Film eigentlich Mitte Fünfzig sein (sein Sohnemann seit dem ersten Teil ist nu auch schon Mitte Zwanzig), macht aber mehr den Eindruck eines älteren Bruders. Seine Filmfrau Rachel Weisz hatte die Flucht ergriffen und macht Platz für die arme Maria Bello, die sich in dem Wirbel mit Durchhalteparolen abplagt. Mehr Fokus liegt da eh auf Newcomer Luke Ford als junger Sohnemann, der die Schusseligkeit des Dads geerbt hat und sich fröhlich mit diesem fetzt.
Unverzichtbar auch John Hannah als gieriger und trotteliger Schwager vom Dienst, der diese Langfingerrolle inzwischen im Schlaf spielt, den Rest erledigen Michelle Yeoh (als Einzige mit Leinwandpräsenz) und Jet Li als Bösewicht, der seine wenigen Szenen offenbar in drei Tagen abdrehte, da er sonst nur als computergenerierter Terracottabösewicht durch den Film stapft.

Trotzdem funktioniert Cohens Version nicht, zu banal und bemüht sind die Familienzicken, zu übermächtig die allgegenwärtigen Spezialeffekte. Mit grobem, leinwandfüllendem CGI wird alles zugepflastert, Armeen, Landschaften, Berge, Lawinen, Explosionen, Vereisungen, nichts wird ausgelassen. Und nichts sieht richtig gut aus.
Das war zwar teilweise schon bei Sommers so, aber der Overkill läßt keinen Platz für die humorvollen Charaktermomente der Vorgänger, dem dramaturgischen Luftholen. Stattdessen wird geballert, gesprengt und gefahren, was das Zeug hält, immer kurz vor der Hysterie, aber ohne Gefühl für Maß und Takt.

Spätestens wenn man im Anflug auf das höchste Gebirge der Welt eine als Yak getarnte Kuh mit im Flieger hat und diese John Hannah vollreihert (nachdem die Tüte voll ist), sind die Pferde gesattelt, die später unvermittelt auftauchenden Yetis aus dem Animationsbaukasten, die offenbar zu viele American Football-Spiele gesehen haben (what a in-joke!!!), schrauben da nur noch den Deckel aufs Glas. Und daß sich Li im Finale erst in den albernsten dreiköpfigen Drachen der Filmgeschichte und dann in ein monströses Teufelchen verwandelt, macht die Sache mit der Terracotta-vs-Zombies-Schlacht am Ende auch nicht besser.
Vermutlich haben sich alle Beteiligten hinterher gesagt, daß nun den Erwartungen genüge getan ist, großes und schnelles Big-Budget-Kino abgeliefert wurde und die Seele Ruh haben müßte. Sein Geld hat der Film dann auch gemacht, wenn auch längst nicht so reichlich wie die anderen beiden Teile, denn selbst der größte Adrenalinjunkie wird sich bei dem groben erzählerischen Strich und den mäßigen Effekten eher an Fast Food gemahnt fühlen, als an einen runden Abschluß einer Trilogie. (4/10)

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