Review

Bandagenjäger Fraser ist zurück 

Knapp sieben Jahre sind ins Land gezogen seit Brendan Fraser das letzte Mal als Rick O’Connell gegen Imhotep angetreten ist und Universal damit zum zweiten Mal in Folge einen veritablen Abenteuerhit beschert hat. Die spannende und vor allem wirklich unterhaltsame Geschichte um den Abenteurer O’Connell, sein Love Object Evelyn Carnahan (später ebenfalls O’Connell) und deren Bruder, die gemeinsam gegen die Mumie eines liebestollen Oberpriesters kämpfen müssen, hat Ende der 90er den Nerv der Zeit getroffen und konnte überraschender Weise, trotz leichter Abnutzungserscheinungen auf der Hochglanzfassade, auch im zweiten Anlauf im Jahre 2001 überzeugen. Im Endeffekt hätte man es ohne Weiteres bei diesen beiden Filmen (die Spin-Offs „Skorpion King“ und "Skorpion King 2" einmal außer Acht gelassen) bewenden lassen und sich über den übermäßigen Geldsegen freuen können. Aber Tinseltown wäre nicht Tinseltown wenn man eine erfolgreiche Reihe nicht zu Tode remaken müsste.
Willkommen beim dritten bandagierten Ableger des „Die Mumie“ Franchise: „Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers“. 

In Zeiten in denen die Risikobereitschaft jedes in Hollywood beheimateten Lebewesens kontinuierlich abnimmt und Drehbuchautoren lieber streiken als vernünftige Skripten zu verfassen, ist es kein Wunder, dass ein Filmstudio wie Universal zielsicher auf eine alte Cashcow wie „Die Mumie“ zurück greift. Wie so oft vergessen die Verantwortlichen beim Melken eben dieser jedoch, dass man dem Publikum trotz aller Begeisterung für ein etabliertes Franchise zumindest die gewohnte Qualität bieten muss, die die Vorgängerfilme aufwiesen, um das Zuschauerinteresse wach zu halten. Die Betonung liegt hierbei ganz klar auf dem Wort wenigstens, da eine innovative Weiterentwicklung der Story, der Charaktere oder der Ausgangssituation natürlich noch weitaus wünschenswerter wäre. In „Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers“ schlägt Regisseur Rob Cohen jedoch den gegensätzlichen Weg ein und unterbietet die beiden Vorgängerproduktionen in allen erdenklichen positiven Aspekten um Längen. 

Ausgangssituation und Handlungsablauf haben sich nicht gerade stark verändert. Das Ehepaar Rick und Evelyn O’Connell muss eine wieder zum Leben erweckte Mumie zurück in die Hölle schicken. Punkt, Schluss, Ende. Mehr Story bietet Teil drei wirklich nicht.  

Doch wie gesagt. Mit derselben Crew, derselben Gagdichte, derselben opulenten Action- und Abenteuerszenen und demselben perfekt eingespielten Cast wäre dieselbe Story auch ein drittes (vielleicht auch viertes) Mal interessant gewesen. Doch hier liegt der Hund begraben. Aus Regisseur Stephen Sommers („Dschungelbuch“, „Octalus“) wurde Actionidiot Rob Cohen („Stealth“, „XXX“), aus Arnold Vosloo Jet Lee und aus Rachel Weisz Maria Bello. Außerdem hat man auch noch einen nervigen halbstarken Abenteurersohn, eine infantile Liebelei und asiatische Unsterbliche in die dürftige Story eingeflochten.  

Wie schon bei „The Dark Knight“ fällt vor allem der Wechsel der weiblichen Hauptrolle beziehungsweise des Love Objects besonders negativ auf und macht sich über weite Strecken des Films extrem negativ bemerkbar. Die Chemie zwischen Fraser und Bello reicht nicht einmal annähernd an jene von Fraser und Weisz heran und auch Bellos eingeschränktes und überzogenes Minenspiel ist nicht mit Weisz Leinwandpräsenz zu vergleichen. Des Weiteren beschränken sich die äußerlichen Ähnlichkeiten der beiden lediglich darauf, dass beide dem weiblichen Geschlecht angehören, was Kinogehern mit Vorkenntnissen die Identifikation mit der Figur der Evelyn erschwert. In diesem Punkt wäre mir persönlich eine Trennung und neue Freundin für Rick eindeutig lieber gewesen als eine Ersatz-Weisz - aber im Hollywoodmainstreamkino gibt es keine Trennungen von glücklich Verliebten. Somit geben die beiden (vor allem in den ersten 30 Minuten) ein Laientheater der schlimmsten Sorte zum Besten.

Handlungsstränge in denen der Sohn des Hauptcharakters als (eigenständige) Person mit exakt demselben Job, demselben Mundwerk, derselben Art und demselben Erfolg als Aufreißer eingebaut wird zählen für mich nicht erst seit dem vierten „Indiana Jones“ Ableger zum Schlimmsten Mist, den man einer Fortsetzung antun kann. Leider trifft Cohen auch bei diesem öden Klischee genau ins Schwarze und serviert eine lahmarschige Vater-Sohn Rivalitätsbeziehung, die noch nie aufgesetzter als hier daher getorkelt ist.  

Die präsentierten Effekte sind gute Durchschnittsware, wobei Cohen es (wie schon bei „Stealth“) verabsäumt realistische Flugszenen auf die Leinwand zu zaubern und mit den grottenschlecht animierten Basketballjetis den Vogel in Sachen hirnlose Ideen abschießt. Die Untotenarmeen sind passabel umgesetzt, wobei aber trotzdem nie auch nur die Gefahr besteht, dass jene Spannung aufkommen könnte, die die beiden Vorgängerstreifen so ausgezeichnet hat. Wenn ich hier an den Scorpion King, die Leibwächter des Pharao, die Animationen der Plagen oder die Eröffnungssequenz aus Teil 1 denke kommen mir beinahe die Tränen. 

Einige Gags sind durchaus gelungen, wobei vor allem jene mit John Hannah, der seine Rolle als Jonathan Carnahan schon aus dem FF spielt, und Liam Cunningham hervorstechen. Brendan Fraser, Maria Bello, Jet Lee und eine inferior overactende Michelle Yeoh regen höchstens durch ihre Unleistungen zum Lachen an.  

Fazit
Zweimal kann herzhaft gelacht werden, ein paar Mal reicht es zum Staunen, ansonsten ist es stereotypisches und weichgespültes Fortsetzungseinerlei ohne Höhen aber dafür mit vielen Tiefen. Was schlussendlich bleibt ist hübsch brave Unterhaltung für einen verregneten Kino-/DVD-Nachmittag mit den Kleinen oder das Vormittagsprogramm auf Pro7. Der dritte Teil des erfolgreichen Franchise sollte folglich (da man ziemlich sicher nie wieder das alte Team zusammen trommeln kann) die Idee auch (ein für alle Mal) zu Grabe tragen.  

Nachsatz
Auf Nimmerwiedersehen Rick O'Connell.
R.I.P.

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