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In dem Maße wie „Blood Night" (2009) auf filmischer Ebene fast komplett versagt, punktet er bei seinem Kernkompenzen „Blood", „Tits" and „Gore". Im Rahmen eines Slasherrevival, das ungeniert der guten alten Genrehochphase der frühen 1980er fröhnt, funktioniert „Blood Night" (2009) mit all seinen betont handgemachten Effekten, dem penetranten Exhibitionismus der weiblichen Darstellerinnen und dem recht hohen Bodycount stellenweise sogar recht passabel. Regiedebütant Frank Sabatella versagt dabei allerdings häufig bei inszenatorischen Grundregeln, so dass sich seine knapp 80-minütige Schnetzelorgie zwischenzeitlich reichlich langatmig anfühlt.

In Erinnerung an den Amoklauf der wahnsinnigen Mary Hatched in der örtlichen Nervenheilanstalt Ende der 1980er-Jahre feiern die Teenies einer amerikanischen Kleinstadt alljährliche die „Blood Night". Zum 20sten Jubiläum der blutigen Ereignisse organisiert die Clique um Alex (Nate Dushku) ein große Hausparty in dessen Verlauf die Gäste nach und nach einem Serienkiller zum Opfer fallen. Haben die Kids den Geist von Mary Hatched wieder zum Leben erweckt, oder spielt ein realer Täter die Grausamkeiten der Psychopathin nach?

Der Teenie-Slasher ist auch insofern ein filmisches Phänomen, als dass es innerhalb der Fangemeinde als besonders erstrebenswert gilt, sich penibel an alle Konventionen zu halten, die seit „Halloween" (1978) praktisch unverändert existieren. Diese fast schon systematische Innovationsfeindlichkeit wurde Ende der Nullerjahre durch Genrebeiträge wie „Hatchet" (2006) oder „Laid to Rest" (2009) geradezu zu einer Tugend verklärt und passt zur reaktionären Grundeinstellung des Slasherfilm wie die Hockeymaske zum Jason Vorhees. Versuche, diesen starren Panzer aufzubrechen, wie es Rob Zombie in seinem Halloween-Reboot 2007 und 2009 versuchte, werden von der Zielgruppe meist eher kritisch beäugt. Auf dem Papier hakt Regisseur Frank Sabatella (auch Drehbuch) dann auch sklavisch alle Genrekonventionen ab und demonstriert ungeniert seine
eigene Fanliebe und Fachwissen zum Genre. Das beginnt mit der Verpflichtung altgedienter GenreveteranInnen wie Bill Moseley („Freddy's Nightmares" (1989), „Texas Chainsaw Massacre II" (1986), „Halloween" (2007)) sowie Danielle Harris („Halloween IV" (1988), Halloween V (1989), Halloween (2007), Left for dead (2007), Hatched II (2010) Laid to Rest II (2010)). Dazu gesellen sich standardisierte Plotelemente wie der stoische Killer, der sich mit einem Arsenal unterschiedlicher Hieb- und Stichwaffen kreativ durch seine Opfer schnetzelt, den obligatorischen Schlusstwist in der letzten Szene, einen kauzigen Dorftrottel, der die Teens vergeblich vor Unheil zu warnen versucht, promiskuitive Teens (die von Twens gespielt werden), Handyfunklöcher allerorten, und nicht zuletzt das zeitlich vorgelagerte Ereignis zu Beginn, dass die Motivation des Killers vorgibt. Gerade der letzte Punkt bringt das ganze Dilemma von „Blood Night" wunderbar auf den Punkt. Hier inszeniert Sabatella optisch auf durchaus hohem Niveau die Vorgeschichte der Axtmörderin Mary Hatched, verzettelt sich zeitlich aber dermaßen gnadenlos, dass erst nach gut 20 Minuten die eigentliche Handlung einsetzt.

Ironischerweise gehört diese viel zu ausufernde Exposition rückblickend zu den Höhepunkten des Films. Denn die Handlung, die sich danach in Gang setzt, ist diplomatisch formuliert dermaßen stinklangweilig, austauschbar  und unbeholfen erzählt, dass man beinahe das Gefühl hat, einen komplett anderen Film zu schauen. Diese filmische Inkompetenz geht so weit, dass innerhalb der Gruppe niemand als potenzieller Überlebender geschweige denn Sympathieträger etabliert wird. Alle bleiben gleich austauschbar und nervtötend. Dabei findet Sabatella zu keinem Zeitpunkt einen kohärenten
Erzählton, ständig Tempi- und Stimmungswechsel reißen den Zuschauer immer wieder aus der Handlung. Endlose Monologe, die auf dem Papier wohl witzig gedacht waren, wechseln sich mit enthemmten aber vollkommen sinnfreien Partyszenen voller saufender und kopulierender Teenager ab. Weisen die Anfangscredits und Klappentext Danielle Harris noch als Hauptfigur aus, so stößt sie er nach einer knappen halben Stunde zum Rest der Gruppe und ist in der Folgezeit dann auch vornehmlich damit beschäftigt, verschwunden zu sein. Solche abenteuerlichen WTF-Momente prasseln praktisch im Minutentakt auf den Zuschauer ein. Während der Hausparty herrscht für gute 25 Minuten ein absoluter erzählerischer Stillstand, mal abgesehen von der Tatsache, dass ständig neue Figuren in die Handlung eingeführt werden. Wer sich durch diesen inszenatorischen Totalausfall gebissen hat, wird dann immerhin mit einigen handfesten Splattereinlagen belohnt, die eindeutig zu den Kernkompetenzen des Regisseurs zu zählen scheinen. Ob zertrennte Köpfe, herausgerissene Innereien oder abgetrennte Gliedmaßen. „Blood Night" fährt nach gut 50-60 Minuten praktisch im Minutentakt äußerst rabiate und betont handgemachte Abscheulichkeiten auf.  Nach Sinn und Zweck einiger Entscheidungen der Gruppe fragt man ab diesem Punkt eh nicht mehr und die finale Enthüllung des Killers kommt in etwa so überraschend wie die Xte Fortsetzung von „Freitag der 13.". Sei es drum - Das Finale bringt den anfänglichen Schauplatz der Nervenheilanstalt und damit endlich wieder so etwas wie Atmosphäre zurück in den Film.

„Blood Night" ist dermaßen offensiv auf Reminiszenz und Revival getrimmt, dass  80er-Nostalgiker und Slasherfans auf jeden Fall einen Blick riskieren können. Alle anderen seien gewarnt: „Blood Night" versagt als Spielfilm fast vollkommen. Echte Hauptfiguren geschweige denn so etwas wie ein Spannungsbogen sind bis zum Ende nicht wirklich auszumachen. Das Treiben, ist weder besonders spannend,  witzig und kreativ ist es schonmal gar nicht.

Daran werde ich mich erinnern: Der Geist von Mary Hatchet, der die ganze Zeit vollkommen unbekleidet durch die Gegend marschiert.

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