Schon überdeutlich am Alternativtitel Back Alley Princess in Chinatown erkennbare Fortsetzung zum vorjährigen Erfolgshit Back Alley Princess, der seiner Hauptdarstellerin Polly Kuan verdientermaßen den Golden Horse Award gebracht und Kompagnon Samuel Hui das Spielfilmdebüt verschafft hat. Der Anschluss daran sollte zwar mit dem gleichen Drehteam erfolgen, wurde aber, um den derzeitigen Trend der Internationalität auszunutzen wie so Einiges in der Phase in das Ausland, speziell der USA verlegt und setzt sich auch ansonsten ein ganzes Stück weit von den eigentlich gefestigten Vorgaben ab. Ironischerweise treffen dafür manche harsche Worte über den Vorgänger [ "overlong and unbearable" ] vielmehr auf den Nachfolger zu, der sich dann doch zu sehr darauf verlässt, einfach ein eingespieltes, einstmals leichtgewichtig flüssiges Aktiv nur noch einmal erneut vor der Kamera herum albern zu lassen. Denn das, was Regisseur und Autor Lo Wei hier teilweise ablaufen lässt, ist manchmal leider weder das Papier der Drehbuchseite wert, auf dem der Nonsens geschrieben steht noch gar dem Filmmaterial. Liebhaber des Originals, schon nicht der Weisheit letzter Schluss, können sich entweder daran erfreuen, dass die bewährte Formel ein letztes Mal dargereicht und die Erinnerung an Besseres zumindest geschürt wird oder um die nachträgliche Grabbeilegung ebenfalls zu Recht erzürnen.
Funktionierte bisher alles mit zwar ungeheurer Naivität und vermeintlich Barmherziger Samariter - Botschaft, die mit massig ensembleartigen Bodenpersonal, entspanntem Schalk und dem nassforschen Gegeneinanderwirken von Genres erfolgreich an den Mann bzw. den Zuschauer gebracht wurde, verlässt man sich im wenig märchenhaften Reservisten auf die attraktiv aufgetakelte Lust an der reinen, in diesem Fall aber reichlich ziel-, plan- und somit auch sinnlosen Bewegung. Teilweise wird nur minutenlang herum geirrt. Das, was von der Idee her wohl ein ebenso kommerzielles Großereignis werden sollte und theoretisch schon mit der Auswanderung in das Gelobte Land die besten Voraussetzung für ein bigger, faster, louder sequel klassischmoderner Kunst mit sich führt, verkommt unter Los üblich statischer Erzählführung zu einem visuell durchaus ansehnlichen, aber leider nicht miterlebbaren Reiseführer. Zuweilen wirkt die exzellente Lokalkolorit-Rundreise durch die Metropolregion San Francisco wie ein bewegter Newsletter zu beeindruckenden, der Geschichte aber nicht weiter zweckdienlichen Ausflugszielen auch mal abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten; noch ergänzt mit etwas Einblick in die örtliche Hippiekultur, wo der langhaarige Amerikaner marihuanaumnebelt zu schmissigem Cantopop schnippt und ansonsten die freie Liebe predigt. Dazu steigt der Vorspann mit einem Gleichnis ein, der stark der Naiven Malerei von Cellia Saubry ähnelt. Unsere beiden Helden auf Kulturclash, in dem man sich, um den veränderten Sitten und Gegebenheiten anzupassen auch mal als Weihnachtsmann oder per Schuhcreme als Afroamerikaner mit Kraushaar verkleidet:
"Chili Boy" [ Polly Kuan, die sich zwar gegen Ende des Erstlings als Mädel geoutet hat, aber nun doch wieder den Bub macht ] und ihr Partner "Embroidered Pillow" [ Samuel Hui ] wurden von Anwalt Teng mit einer geheimen Mission beauftragt und haben deswegen einen Abstecher an die Westküste gemacht, wo sie zur Tarnung einen Job als Koch und Kellner(in) in dem Chinesischen Restaurant von Uncle Wang [ Wong Sam ] aufnehmen. An ihren ersten freien Tag machen sie sich allerdings auf die Suche nach Sylvia Lin [ Sylvia Chang ], der Tochter eines Millionärs, die zum Studium in die Stadt kam, dort aber den Drogen verfiel und von Rodger [ Lo Cha ] als Kurier für die Gang seines Bosses [ Melvin Wong ] angeheuert wurde. Dabei treffen die Beiden auf Master Chang Ta-piao [ Idemura Fumio ] und seine Schwester [ Baak Wan Kam ], die mitsamt ihrer Martial Arts Schule noch eine dringend benötigte Hilfe sein sollen.
Auch hier gibt es getreu des Herkunftslandes so allerlei Kung Fu Einlagen, bei denen unter der Aufsicht der als thugs auch mitspielenden Chin Yuet-Sang und Lam Ching-Ying so manches gestrecktes Bein in das Gesicht des Gegners geschwungen werden darf; die gesamte Präsentation dessen ist aber, selbst wenn man die fehlende Motivation unberücksichtigt lässt, besonders zu Beginn etwas zu trocken, so dass selbst in diesem Beigaben nicht wirklich der Esprit oder gar das Niveau in aller Deutlichkeit aufkommen mag. Wenigstens wird es im Finale auf einmal grimmig bis brutal und erlaubt man Anhängsel Hui, der im "Küken und Schlacks" Equipe weiterhin die eindeutig zweite Rolle geben und wieder bloß als verständnisloser Stichwortgeber herhalten muss, diesmal als Ansatz der Gleichberechtigung auch häufiger zuzulangen. Was Beides zugegeben löblich ist, aber die eher phantasielos steife und dem Vorgänger schon unterlegene Choreographie nicht wirklich fescher im Sinne der Effektivität macht. Hui bekommt zwar den Fuß so halbwegs hoch, beweist aber darüber hinaus nur Grobmotorik, rutscht ab und zu auch mal auf glattem Boden aus und dürfte am Set für die beteiligten Stuntmen durch seine gefährliche Unerfahrenheit nicht gerade ein freudiger Anblick gewesen sein. Wenigstens darf er in zwei "Jugend musiziert" - Beiträgen die extra dafür mitgeschleppte Klampfe zücken und sein eigentliches Talent, dem der Sangeskunst zum Besten geben; auch wenn von dieser Gabe wenige Wochen zuvor noch nichts zu sehen oder eben zu hören war.
"Chili Boy" und "Embroidered Pillow" haben sich sowieso weiter-, oder eher rückentwickelt. Vieles von dem, was dem ungleichen Paar erst die Besonderheit beigegeben hat, wird im angepasster erscheinenden Schlusslicht der Saga in das Feld der langweiligen Eintracht verlegt; eine Tatsache, die besonders den nicht unerheblichen Hang zur Kriminalität miteinschließt. Wurden ehedem zum Zeitvertreib bzw. der Bewältigung der Lebenserhaltungskosten noch diverse Diebstähle oder gewiefte conman Aktionen durchgezogen und zufällig vorüber eilende Passanten um ihr Hab und Gut gebracht, verdient man sich hier sein Geld geläutert mit natürlich nur ehrbaren Angelegenheiten, ja sogar richtigen festangestellten Jobs. Aus dem einstigen sex & crime Milieu wird der Sex gestrichen, die storytechnische Entführung und das Eingreifen der trainingserprobten Kampfsportler beibehalten. Auch die Thematik der völlig unzulangenden Englischkenntnisse angesichts von globalisiertem Kapitalismus wird erneut aufgegriffen, allerdings derart penetrant als nahezu einziges existierendes Handlungsalibi, als ganz müdes Wortspiel im running gag Modus. Als auf Dauer so lustlose Palaverei, dass nur noch Joseph Koos vormals schmissige Musikuntermalung in hiesig ständiger Retour und die aufgesetzt wirkende Freundlichkeit Einem Mehr auf die Nerven geht.
Ein wenig ärgerlich ist nunmehr auch das Einblenden eigentlich eher belangloser Gastauftritte als das vermeintliche besondere Etwas; so bekommt Baak Wan Kam unter ihrem englischen Namen Panera Pak die offenbar bedeutsame Bevorzugung, dessen privilegierendes Sonderrecht jetzt nicht wirklich erklärt und schon gar nicht aus dem Zusammenhang ersichtlich ist. Auch Don Wong Tao, der noch im selben Jahr seinen repräsentativen Einstand als Yellow Faced Tiger alias Slaughter in San Francisco als Chuck Norris Nemesis geben sollte – die Dreharbeiten liefen natürlich parallel, wenn man denn schon in der Stadt ist – , wird hier in dieser Rolle probe- oder doch vorsichtshalber schon angekündigt, hat aber überhaupt keine Bewandtnis für den Film selber. Er geht einfach nur die Strasse entlang und bekommt allein dafür schon das the next big thing Signet verpasst. Nicht das Einzige, was trotz vorhandenem Potential leider leeres Versprechen blieb.