Review

Nothing To Lose
(Ascot Elite)

Was macht Kino aus??? Es soll fesseln, faszinieren, unter Umständen schockieren, unterhalten, zum Denken anregen und eventuell den Betrachter geschickt täuschen. Dem holländische Film Nothing To Lose von Regisseur Pieter Kuijpers gelingt all dies und noch viel mehr! Selten wird man als Zuschauer so gepackt, in die Enge gedrängt und geschafft zurückgelassen wie bei diesem Film.
Man begegnet dem in Verwahrung sitzenden Kriminellen Johann (beängstigend intensiv und glaubwürdig dargestellt durch den holländischen Kabarettisten Theo Maassen) Johann, welcher seinen Vater erschlagen hat. Er hofft, durch die Aussage seiner Mutter, welche von der Gewalt des aggressiven Vaters gegen Sohn und Tochter vor Gericht berichten soll, auf freien Fuß gesetzt zu werden, diese jedoch verweigert wiederholt die Aussage. Johann gelingt durch Geiselnahme die Flucht, und es beginnt eine Odyssee sowohl für den Protagonisten als auch für den Zuschauer, der die Geschichte um Johann immer weiter ans Licht bringt. Auf diesem Wege nimmt er eine neue Geisel, ein 13 jähriges Mädchen, um mit ihr nach Belgien zu fahren, um die Mutter aufzusuchen, und sie zur Aussage zu bewegen.
Mehr von der Geschichte zu erzählen, würde die Faszination des Filmes nehmen!
Die Wirkung auf den Zuschauer von Nothing To Lose ist vergleichbar mit der eines Filmes wie Henry, wo man die meisten Aspekte der Geschichte aus der Sicht des Protagonisten vermittelt bekommt. Dies stellt natürlich eine latente Manipulation dar, da der Zuschauer unwillkürlich bemüht ist, eine Identifikationsfigur, oder wenigstens einen Sympathieträger zu finden. Dies ist in der Regel der Hauptprotagonist, dessen Ansichten in diesem Fall nicht unbedingt denen eines normal sozialisierten Menschen gleichen müssen. Somit gerät der Zuschauer in eine prekäre Situation. Die Person des Johann auch noch mit einem in Holland sehr populären Comedian zu besetzen, erweist sich hier als geschickter Schachzug!
Die Geschichte ist atmosphärisch sehr dicht erzählt, bleibt an wirklich jeder Stelle logisch und realistisch, und treibt den Film und seinen Konsumenten bis zum bitteren Finale unaufhörlich nach vorne.
Nothing To Lose ist ein wirklich fesselnder, streckenweise unbequemer Film, der mit seinen Bildern oft die Grenzen zur (leider) bekannten Medienwelt verschwimmen lässt (das Gladbecker Geiseldrama wird einem beim betrachten des Filmes wieder in Erinnerung gerufen).
Ein aufrüttelnder Film für ein erwachsenes und mitdenkendes Publikum.

CFS

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