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"I'm an alien, I'm an Englishman in New York!"

Was Sting einst besungen hat, unterstützt Simon Pegg in "New York für Anfänger" bildlich. Wenn der blasse, schlecht angezogene Londoner Sidney ins edle Ambiente der Redaktionsräume des "Sharps Magazin" eindringt und ohne Gefühl für die Befindlichkeiten der New Yorker seinen spezifischen Charme spielen lässt, dann könnte er nicht fremdartiger sein. Oder wie stellt Lawrence Maddox (Danny Huston), Redakteur und Schwiegersohn des Inhabers, ihm gegenüber süffisant fest "Wenn ich mit Frauen spreche, ist es flirten, bei ihnen ist es Belästigung am Arbeitsplatz !"

Aber natürlich geht es in diesem Film nicht darum, einen ungehobelten Engländer in die Finessen der New Yorker Gesellschaft einzuweihen, sondern deren Oberflächlichkeit zu entlarven. Mit Simon Pegg wurde schliesslich der Sympathieträger schlechthin für eine Hauptrolle vorgesehen, dem man auch den blassen Teint seines Bauchansatzes verzeiht, wenn er sich gerade die schärfste Braut angeln will. Diese wiederum ist nicht weniger passend besetzt, denn Megan Fox hat es auch in der Realität zu einigen Spitzenplatzierungen in diversen Rankings geschafft, die sich der Suche nach der sexiesten Erdenbürgerin widmen.

Doch gerade die gelungene Rollenbesetzung, die zudem noch eine dominant agierende Managerin Gillian Anderson und einen über den Dingen stehenden Jeff Bridges als Verleger mit schickem Langhaar aufweisen kann, verdeutlicht auch die Problematik des Films - seine Haltung (und damit Message) ist nicht nur profan, sondern fällt unangenehm auf seine Macher zurück. Filmregisseure sind eitle Egomanen, sexy Darstellerrinnen sind naiv und dämlich, Manager sind geldgeil und die Presse ist ein Haufen von Claqueren, die sich im Ruhm der Promis sonnt. Und Niemand ist ernsthaft an wirklichen Inhalten interessiert, sondern nur an seiner Aussenwirkung.

Wer hätte das gedacht? - Bekanntlich entstand der Film nach einer Buchvorlage und es ist davon auszugehen, dass eine Menge Wahrheit in dieser Gesellschaftsanalyse steckt. Aber "New York für Anfänger" geht zu stereotyp mit dieser Konstellation um, in dem er einen Hauptdarsteller ins Geschehen schmeisst, der einfach zu sympathisch ist. Anders als ein Jerry Lewis, dessen Rollen immer einen Affront für die ihn umgebende Gesellschaft bedeutete, geht Simon Pegg dem Betrachter selbst nicht auf die Nerven. Mit seinem "Fehlverhalten" oder "Loser-Image" kann sich der Zuschauer solidarisieren, da dieses nur in den Ansichten der selbstverliebten New Yorker Gesellschaft existiert, der wiederum keinerlei Sympathien zugestanden wird.

Bridges Rolle als Verleger, der dem skurrilen Sidney einen Arbeitsplatz in seiner Zeitung anbietet, weil dieser ihn an seinen eigenen Beginn als Filmkritiker erinnert, steht viel zu weit ausserhalb der sonst beschriebenen Gesellschaft, als das darin eine Ambivalenz zu erkennen ist, genauso wie die weibliche Hauptrolle Alison Olsen mit Kirsten Dunst eine weibliche Besetzung erhält, die nicht im Verdacht steht, verlogen und oberflächlich zu sein. Zwar arbeitet sie auch innerhalb der Redaktion des "Sharps magazine", fällt aber nicht unangenehm damit auf, ständig die eigene Fettleigibkeit zu behaupten, sondern schreibt heimlich an einem Buch. Als dann auch noch Sidneys Vater auftaucht, bei dem es sich um einen berühmten Philosophen handelt, sind die Konturen zwischen Gut und Schlecht endgültig klar.

Dabei zitiert "New York für Anfänger" so gerne aus "La dolce Vita" und lässt Sidney in einem der witzigsten Momente des Films erklären, warum "Con Air" der beste Film aller Zeiten ist. Fellinis Vielschichtigkeit hätte genauso ein Vorbild sein können, wie Sidneys zu diesem Zeitpunkt noch unangepasste Art. Doch die anfangs noch satirisch überzogenen Elemente, die auch vor kleinen Geschmacklosigkeiten nicht zurückschrecken, weichen zunehmend einer Liebesgeschichte, die von falschen Versprechungen und dem Überwinden eigener Erwartungshaltungen erzählt.

In seiner Anlage erinnert der Film damit an Billy Wilders "Appartement", aber anders als in diesem Film gelingt hier nicht die Symbiose aus beissender Gesellschaftskritik und einer anrührenden Liebesgeschichte. Die Darstellung der Film- und Zeitungsbranche macht sich die selbe Oberflächlichkeit zu eigen, die sie zu kritisieren behauptet, und Sidneys letztendliches Handeln ist zu wenig von der Erkenntnis geprägt, dass er sich gerade mit dieser gemein gemacht hatte. Besonders Kirsten Dunsts Rolle nutzt nicht die Dimension, die in der Ambivalenz gelegen hätte, einerseits dazu zu gehören, andererseits darunter zu leiden.

Was bleibt ist ein sympathischer, witziger Film mit guten Darstellern und einer Sichtweise, die auf viel Entgegenkommen beim Betrachter stossen wird. Um "New York für Anfänger" einfach als nette Komödie gelten lassen zu können, wagt sich diese zu weit in eine verallgemeinernde kritische Aussage hinaus und hinterlässt damit einen zwiespältigen Eindruck (5/10).

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