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Bisher waren Darren Lynn Bousman in erster Linie als Dauerversequeler der „Saw“-Reihe aufgefallen, doch dies verhalf ihm dazu sein Wunschprojekt bei Lions Gate durchzuboxen: „Repo! The Genetic Opera“.
Eine wilde Mischung aus Cyperpunk, Splatter und Musical, die in einer fiktiven Zukunft spielt, in große Teile der Menschheit auf geklonte Organe zurückgreifen müssen. Den ganzen Kram gibt es auf Ratenzahlung, doch bleibt die Knete aus, dann holt ein Repoman das Objekt der Begierde ohne Rücksicht auf Verluste zurück. Der Begriff Repoman stammt an sich aus dem Bereich des Autohandels, denn dort ist es in den USA Gang und Gäbe, dass Repomen geleaste Autos bei Vertragsbruch zurückklauen.
„Repo!“ dreht sich nun also um den netten Vater Nathan Wallace (Anthony Stewart Head), der als Repoman arbeitet und dies vor seiner Tochter Shilo (Alexa Vega) geheim halten will. Doch auch diese wird in die Machenschaften des Konzerns verstrickt...

Bei einem Musical geht es ja meist weniger darum was erzählt wird, sondern wie es in Gesang und Tanz erzählt wird. Insofern ist auch nicht schlimm, dass die Geschichte von „Repo!“ gänzlich sekundär ist und das Hickhack um Konzerne, Intrigen und Opernsängerinnen kaum einer wirklichen Handlungslogik folgt. „Repo!“ will nicht mehr, aber auch nicht weniger sein als ein Spektakel, ein wenig Freakshow Marke „Rocky Horror Picture Show“, dazu noch Blood, Drugs und Rock’n’Roll.
Also muss die Hauptfrage an „Repo!“ lauten: Sind Musik und Performance mitreißend? Ein klares Ja, zumindest für alle die auf stampfende Hardrockmusik stehen, den diese bildet das musische Fundament von „Repo!“, auch wenn einige Stücke mal etwas mehr in Richtung Ballade oder Opernstück gehen. Hinzu kommt eine wirklich großartig singende Besetzung, gerade Anthony Stewart Head ist eine echte Wonne in seiner tragisch gespaltenen Rolle zwischen liebendem Vater und kaltem Auftragsmörder. Wirklich schwach ist keiner in dem Ensemble, selbst Paris Hilton leistet ungewohnt gute Arbeit, bekommt aber vorsorglich doch nicht zu viele Gesangspassagen spendiert.

Visuell übernimmt Bousman die „Saw“-Ästhetik teilweise für sein abgedrehtes Szenario und auch die durchkomponierten Blutszenen erinnern an seine früheren Arbeiten, doch erfreulicherweise verlässt Bousman hier langweilige Folterpfade und setzt die kruden Momente wesentlich gezielter ein. Hinzu kommen schicke Rückblenden im Comicstil, die weitere Informationen über diverse Hauptcharaktere liefern und ausgesprochen charmant wirken.
Gleichzeitig muss man allerdings anmerken, dass „Repo!“ trotz seines hohen Spaßfaktors nicht mehr als ein audiovisuelles Spektakel ist, das seine Möglichkeiten nicht ganz optimal ausnutzt. So interessant die Charakterkonstruktion auch sein mag – gegen Ende erweisen sich die ganzen Verstrickungen der Figuren untereinander als enttäuschend nebensächlich und gerade die so liebevoll inszenierten Rückblenden verpuffen relativ wirkungslos. Das mindert den Unterhaltungswert von „Repo!“ nur geringfügig, doch so hätte halt ein wirkliches Referenzmusical entstehen können.

Doch trotz seiner kleinen Mängel ist „Repo!“ eine Einladung an den Zuschauer sich zurückzulehnen und Spaß zu haben – zumal dieser eigenwillige Genremix ein wunderbares Unikum bildet, das man so noch nicht gesehen hat. Zudem sind Musik und Gesang auf hohem Niveau, nur die Choreographie der Performances könnte einfallsreicher sein – doch gute 7,5 Punkte verdient sich „Repo!“ redlich.

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