(Storyline) Halwa von Flake ist ein weit und breit gefürchteter Nordmann. Ein gestandener Wickinger von echtem Schrot und Korn eben, der erst nimmt und meuchelt und nachher die Fragen stellt. So kehren die Freibeuter des kloeinen Dörfchens auch stets reich beladen zu den Ihren zurück. Und auf Jalwa selbst wartet zu Hause nicht nur seine Frau, sondern auch sein Stammhalter, namentlich Sohn Wickie. Leider gerät der Hänfling aber so gar nicht, wie der Häuptling sich das vorstellen würde und scheint seine Talente eher im intellektuellen Bereich zu haben, denn er ein großartiger Haudrauf wäre. Nein, noch schlimmer. Der Filius ist sogar überzeugter Pazifist. Nichtsdestotrotz hat er es sich in den Kopf gesetzt, ein vollwertiger Wikinger zu werden und schleicht sich eines Tages, als es wieder auf Kaperfahrt geht, mit an Bord des väterlichen Drachenschiffes. Und obwohl die rauhbeinigen Krieger seine Anwesenheit zunächst eher zähneknirschend hinnehmen: Der Knirps soll sich ihnen noch als äußerst nützlich erweisen. Denn er bringt etwas mit, was dem Rest der Mannschaft zur Gänze fehlt: Ideenreichtum...
(Zur Serie) Seit nunmehr schon über dreißig Jahren gondelt die Crew um den einfallsreichen Wikingersproß nun schon über die Fernsehschirme der Welt. Und das mit berechtigtem, zeitlosen Erfolg. Denn die Serie hat anerkanntermaßen ihren ganz eigenen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann und konnte. Ganze Generationen wurden somit mit dem behelmten, konsequent über die Dekaden über die Sender georgelten, Blondling groß und werden sicher (ebenso wie ich) stets wehmütigen Nostalgieflashs anheimfallen, wenn der eingägnige Titeltrack ertönt. Der Grundplot ist dabei ebenso gut durchdacht wie pädagogisch korrekt. Denn Wickie haut sich und die Kameraden stets mit guten Ideen und Gewitztheit aus vertrackten Situationen heraus, in die sie in aller Regel der griesgrämige Vater Halwa mit seiner "Draufhauen, dann fragen..."-Philosophie hineingeritten hat. Die moralische Message an die Youngster wäre hier somit klar: "Mit Intelligenz kommt man weiter als mit roher Gewalt". Erziehungstechnisch sicher löblich, ob das aber im realen Leben auch so immer hundertprozentig seine Gültigkeit hat, sei mal dahingestellt. Chronisch überbesorgten Eltern und Jugendschützern wird's jedenfalls gefallen. Aber andererseits und der Gerechtigkeit halber gesprochen: Man könnte den Dreikäsehochs ja auch schlecht eine Serie präsentieren, in der historisch korrekte Umgang von Wikingern mit Konfliktsituationen im Detail gezeigt wird.
Rein zeichnerisch ist Wickie des Weiteren eigentlich eine Katastrophe. Die deutsche Produktionsfirma ließ den Sach seinerzeit in Japan (damals noch Billiglohngefilde) fertigen. Das ging günstig her und außerdem hatten die "Schlitzaugen" ohnehin schon viel Erfahrung mit Zeichentrickserien (dort "Anime" genannt und mittlerweile weltweit als solche bekannt). - Besonders überschlagen vor Eifer haben sie sich hier allerdings zugegebenermaßen nicht: Denn im Grunde genommen sind die Figuren wie Hintergründe der Reihe eine ausgesprochene Simplizitätsstudie. Wickie äugt mit schnöden Punktaugen in die Welt, die Beine der Wikinger haben in etwa die Struktur von Seilen u.s.w. Und dergleichen zeichnerische Verbrechen setzen sich konsequent durch die gesamte Reihe fort. - Interessanterweise fällt das aber nicht weiter negativ auf. Man gewöhnt sich schnell an die verschrobene Optik, die auch nicht zuletzt eine Art Widererkennungswert der Serie ausmacht. Wer auch wo auch immer auf der Welt an einer Wickie-Episode vorbeizappt (oder auch bei ihr hängenbleibt), weiß umgehend womit er es zu tun hat. Verwechslung ausgeschlossen. Hinzu kommt natürlich, dass man in den Siebzigern ohnehin von Zeichentrickerzeugnissen noch ein durchweg recht maues optisches Niveau gewohnt war (die ersten Disney-Kinofilme bildeten da noch die löbliche Ausnahme) womit man sich auch über die aus heutiger Sicht durchwachsene Aufmachung der Reihe nicht wirklich mokierte. Schon gar nicht als Kind, und eben für jene war die Serie ja ohnehin überhaupt gemacht worden.
F a z i t :
Wer Wickie und die starken Männer als Kind nicht geliebt hat, bei dem muß irgendetwas falsch gelaufen sein. Und das sogar geschlechtsübergreifend. Denn Wickie ist ja eher einer von der Sorte "wir regeln das ohne Gewalt", was ihn auch dem weiblichen Publikum vermittelbar machen dürfte. (Auch wenn man sich als Junge damals manchmal schon eher gewünscht hätte, dass er oder Halwa dem schrecklichen Sven so ab und an mal zünftig eine verplättet hätten...) - Insofern wird es wohl auch kaum jemanden geben der sich nicht auch als Erwachsener noch gerne die ein oder andere Folge aus reiner Nostalgie (oder zusammen mit den eigenen Kindern) ansehen könnte und wollte. Sicher, für eine längere Session taugt der Freibeuter-Gnom dem adulten Publikum wohl nicht mehr. Zu infantil sind die Geschichten, zu abgehalftert präsentiert sich der von der Zeit überholte Zeichenstil. Und dennoch: Wickie wird, no matter what, unauslöschlich und für alle Zeiten in unseren Erinnerungen und Herzen als Teil unserer Kindheit verbleiben und bestimmt auch noch einige weitere Generationen von "Teppichratten" vor den Bildschirm fesseln.