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Wenn eine Verfilmung schon zu Anfang (und noch einmal am Ende) darauf hinweist, dass ihr Inhalt nicht vom originären Schöpfer der hier auftretenden Figuren handelt, kann man sich schon etwas wundern. So geschehen bei der Verfilmung eines Abenteuers um den jungen Sherlock Holmes, welches nicht aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle stammt. Tatsächlich fertigte Chris Columbus das Skript, dieses behandelt somit ein fiktives (aus Doyles Sicht) erstes Zusammentreffen von Holmes und John Watson, welches sich an der Brompton Academy in London ereignet. Die beiden Schüler verstehen sich und so werden beide in einen Fall hineingezogen, in dem es um Leben und Tod geht.

Bis dahin dauert es aber etwas, inszeniert von Barry Levinson nimmt sich „Young Sherlock Holmes“ erst einmal Zeit, um die beiden Figuren, dabei Holmes im Besonderen, vorzustellen. Dieser darf schnell seine Kombinationsgabe unter Beweis stellen. Watson bleibt da eher der Sidekick in bekannter Funktion als Bindeglied zum Publikum, hier auch unter Zuhilfenahme eines Kommentars aus dem Off.
Die Story ist okay, allerdings nicht sonderlich spannend umgesetzt. Der interessanteste Part sind die Ermittlungen, denn wer z. B. unter der Anubismaske steckt (es geht um einen ägyptischen Kult) kann man sich schnell denken. Auch verliert der Film im letzten Drittel ein Stück weit seinen Charme und letztlich mündet es in Krawall anstatt in einer klugen Analyse des Meisterdetektivs. Auch ist der Schurke nicht sonderlich charismatisch geraten.

Die verschneite Kulisse des viktorianischen London macht dafür durchaus was her, generell ist die Ausstattung durchaus ansehnlich. Das Ensemble geht in Ordnung, Nicholas Rowe als Holmes und Alan Cox als Watson lassen manch bekannte Manierismen ihrer späteren Alter Egos durchscheinen. Neben Sophie Ward als Elizabeth und Holmes' Angebetete bleibt da allerdings nicht viel im Gedächtnis. Erwähnenswert ist der Mut zur Vermeidung eines richtigen Happy Ends, zumindest bleibt eine dunkle Wolke stehen und mag auch als Fingerzeig auf manchen Charakterzug der Hauptfigur in späteren Jahren gedacht sein.
Überraschend effektreich geht es auch zur Sache, manche Sequenzen sind dabei sogar mit CGI realisiert worden. Ist dies für den Entstehungszeitraum auch ein nennenswertes Detail (erste voll computergenerierte Figur), in einem Holmes-Film wirken die Szenen mitunter fremdartig. Dabei bringt Levinson neben dem Abenteueraspekt auch Versatzstücke aus der Gruselabteilung unter. Und eine Post-Credit-Szene, was damals noch nicht so überstrapaziert wurde. Ansonsten hält sich der Plot mit mancher Nebensächlichkeit auf. Das ganze Gewese um Waxflatter z. B. nimmt, trotz der erwartbaren späteren Wiederaufnahme, zu viel Zeit in Anspruch.

„Young Sherlock Holmes“ borgt sich Doyles Figuren und kümmert sich um die frühen Jahre von Holmes und Watson. In den technischen Kategorien durchaus ansprechend und mit einem mutigen Ende bestückt, krankt die Geschichte an einem faden Gegenspieler und einem gerade im letzten Drittel etwas konfusen Konstrukt. Trotzdem nett und für Fans des Detektivs eine interessante „Was wäre wenn“-Variante, mehr allerdings nicht.

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