Nach einem katastrophalen Autounfall mit tragischem Ausgang fühlt sich Jonas mitschuldig und besucht das im Koma liegende Opfer Julia im Krankenhaus. Deren Familie hält ihn fälschlicherweise für Julias neuen Freund Sebastian, den sie in Kambodscha kennen lernte. Weil Julia und ihr Leben ihn zunehmend faszinieren und Gedächtnisverlust ihre Erinnerungen blockieren, lässt sich Jonas auf das gefährliche Spiel mit einer fremden Identität ein, bis die Vergangenheit gewaltsam in die Gegenwart eindringt und er in eine prekäre Situation gerät.
Längere Zeit hatte man nichts mehr von dem dänischen Regisseur Ole Bornedal gehört, der uns 1994 mit dem Film "Nightwatch-Nachtwache" einen ausserordentlich guten Horror-Thriller beschert hat, der mittlerweile in Fankreisen längst Kultstatus besitzt. Nun präsentiert er uns mit "Bedingungslos" einen wirklich starken Thriller, der meiner Meinung nach eine absolute Bereicherung für das Thriller-Genre darstellt. Es ist ein Film der etwas stilleren, aber dafür umso intensiveren Art und eine äusserst gelungene Mischung aus Thriller, Drama und modernem Film Noir, die eine absolut faszinierende Wirkung auf den Zuschauer ausübt, dere man sich schwerlich entziehen kann.
Allein schon der Beginn ist sehr aussergewöhnlich, es werden einem drei seperate Liebesszenen präsentiert, die eigentlich gar keine sind und man siekt eine Szene, in der ein blutender Mann im strömenden Regen auf der Straße liegt. Auch wenn diese Bilder am Anfang noch keinen großen Sinn ergeben, so sind sie ein ganz wichtiger Teil der hier erzählten Geschichte und ergeben im Laufe der Zeit sehr wohl einen Sinn, der allerdings erst im Gesamtbild des Filmes erkennbar wird.
Die große Stärke von "Bedingungslos" ist ganz eindeutig die vorhandene Story, in der ein Polizeifotograph aus seinem gutbürgerlichen Familienleben ausbrechen will, nichtsahnend, das er damit katastrophale Folgen auslöst, an die er wohl im Traum nicht gedacht hat. Ausgelöst wird die ganze Szenerie durch einen eher unglücklichen Autounfall, bei dem er das erste mal auf Julia trifft, die das Opfer ist. Anfangs eher aus Schuldgefühlen besucht er diese öfter im Krankenhaus und merkt anfangs nicht, das er immer mehr in ihren Bann gerät und sich in ein Lügengerüst verwickelt, aus dem er letztendlich nicht mehr herauskommt. So nimmt das Schicksal seinen Lauf und die sich anbahnende Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.
Auch wenn der Film keine großartigen Actionpassagen beinhaltet, geht eine sehr starke Intensität von ihm aus, die durch die teils unheilvoll wirkende Atmosphäre noch zusätzlich unterstützt wird. Phasenweise entsteht beim Zuschauer sogar ein gewisses Gefühl der Beklemmung, das man schon ahnt, auf was die Geschichte am Ende hinausläuft. Man möchte dem Fotographen am liebsten zurufen, das er sich dem Bann von Julia entzieht, um die Katastrophe zu verhindern, fühlt sich aber gleichzeitig wie ohnmächtig, da die Chance auf ein Eingreifen nicht vorhanden ist.
So muss man letztendlich tatenlos zusehen, wie sich das Geschehen immer mehr zuspitzt und das tragische Ende nicht lange auf sich warten lässt. Und auch, nachdem der Abspann läuft, wirkt dieser intensive Film noch nach, man lässt die Bilder noch einmal revue passieren und merkt immer mehr, was für ein fantastisches Filmerlebnis man gerade hatte. Mit verantwortlich für diese Tatsache sind natürlich auch die zwar eher unbekannten, aber deswegen nicht minder guten Schauspieler, die durch ihre Ausdruckskraft und die autenthischen Darstellungen ihrer Charaktere zum erstklassigen Gesamtbild dieses Werkes beigetragen haben.
Ole Bornedal hat mit "Bedingungslos" wieder einmal unter Beweis gestellt, das die guten Filme nicht zwangsläufig immer aus Hollywood kommen müssen, sondern das auch gerade in Europa ein gutes Pflaster für qualitativ hochwertige Filme vorhanden ist. Freunde niveauvoller Thriller sollten sich jedenfalls diesen Leckerbissen keinesfalls durch die Lappen gehen lassen.
8/10