Eigentlich ist hier mal wieder alles wie immer bei Pixar, zumindest in der Ausarbeitung: liebvoll, detail verliebt, Facettenreich. Ebenso wie man es nach dem brillanten "Ratatouille" gerne hätte. 2007 schaffen sie also den besten Animationsfilm aller Zeiten, 2008 reicht es nicht ganz für dieses Prädikat, aber und dass ist eigentlich viel wichtiger: Pixar verhaart nicht etwa auf ihrem Erfolg, jongliert mit Genre-Muster oder sonnt sich im Ruhm, ganz im Gegenteil, stattdessen lassen sie ihren Innovationen freien Lauf, kreieren eine Zukunftsvision mit einer Fülle an Genre-Zitaten und angenehmer Sozialkritik.
"Wall-E" ist durchaus anspruchsvoll, eignet sich deshalb nicht optimal wie z.B. "Ratatouille" als Familienfilm. Nach einer über jeden Zweifel erhabenen Einleitung, begeben wir uns sozusagen mit Maschine Wall-E, der über 700 Jahre Müll auf Erde „zusammen kehren“ müsste, in recht bittere Zukunft und eine intelligente Abrechnung mit den Konsumenten: Die Menschen sind fett und dumm, lassen sich von Computer den Alltag animieren und sind dabei nicht mal mehr in der Lage sich richtig zu bewegen. In einer der bedeutendsten Sequenzen des Films, die ganz offensichtlich aus Kubricks Meilenstein „2001- Odyssee im Weltraum“ zitiert, erklärt sich Pixars’ Intention, wenn der sprechende Computer mit dem roten „Auge“ die Menschheit manipuliert und diese schlussendlich, genau wie gegen HAL, den „Stecker“ ziehen.
Die Frage „Was ist, wenn die Menschheit evakuiert wird?“ zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, einer, der in Sachen Emotionen und Liebe, vor allem Liebe zu seinen Charakteren, an die Grenzen des Möglichen stößt und mit ungewöhnlichen Tiefgang zum besten seines Genres gehört. Nur in manchen, ganz selten vorkommenden Szene kristallisiert sich eine leichte Unentschlossenheit, in seiner Relation zwischen Anspruch und Unterhaltung, heraus. Besonders die erste halbe Stunde, in der kein einziges Wort fällt, findet den Weg ins Herzen des Zuschauers. Ein Highlight des diesjährigen Kinojahrs – sicherlich weitaus wichtiger als so manch’ Mainstream von Nolan und Co.
Zuerst auf Filmtipps.at erschienen