Aus der Masse der Animationsfilme sticht Pixars "Wall-E" heraus - und auch wieder nicht. Der Film definiert sich im Wesentichen durch zwei (leider) grundverschiedene Filmhälften, wobei die Erste absolut herausragend gelungen ist und mit liebevollen Details, einem zwar weitgehend stummen, aber dennoch drolligen wie beinahe menschlichen Blech-Hauptdarsteller punktet. Denn Wall-E räumt die Erde auf, so sein simpler Auftrag. Tagtäglich stapelt der kleine Blechkasten wie ein Uhrweg Müllpakete in beinahe totaler Einsamtkeit. Einzig eine ziemlich unverwüstliche Kakerlake leistet dem kleinen Wall-E zum Feierabend Gesellschaft, der aus den Müllbergen stets noch aufhebenswerte Kleinigkeiten "nach Hause" bringt.
Selten war ein Animationsfilm symapthischer, und standen zugleich mit einer im Müll versunkenen Erdoberfläche und einer den Problemen einfach aus dem Weg gehenden Menschheit aktuelle Probleme im Fokus der Geschichte. Obwohl "Wall-E" in der ersten Filmhälfte praktisch ohne verbale Kommunikation auskommt, fühlt man sich als Zuschauer unheimlich nahe am Geschehen. Vieler Worte bedarf es nie, und selbst als Erkundungsroboter Eva auf der unwirtlichen Erde ausgesetzt wird, bleibt das gesprochene Wort ein Randphänomen. Geräusche und wunderbar animierte Gesten treten an seine Stelle.
Das ändert sich jedoch mit der zweiten Filmhälfte, in der das Geschehen auf einem großen Raumschiff der Menschen seinen Fortgang findet. Und dieser Fortgang ist nicht unbedingt ein Positiver, denn "Wall-E" schlägt ab diesmem Zeitpunkt den standardisierten Weg eines jeden Animationsfilms der jüngeren Zeit an. Dieser charakterisiert sich durch gewohnt knallige Effekte, schnelle Action und das übliche Duell mit in bösen Kräften, die natürlich nicht das Wohl der Menschheit im Sinne haben. So will es der Mainstream! Das gleichermaßen mutige wie unkonventionelle, aber voll aufgehende Konzept weitgehender Stille und einfach liebenswertem Aufräum-Alltag wird hier leider zu Gunsten des Gewöhnlichen über den Haufen geworfen. Offenbar trauten sich die Macher nicht, konsequent zu sein und unter Umständen Teile des Publikums vor den Kopf zu stoßen. Nichtsdestotrotz unterhält "Wall-E" aber auch jetzt noch auf hohem Niveau. Viele tolle Details wie ein zunehmend genervter Putzroboter sorgen bei Groß und klein für gute Laune. Da sieht man auch über das einfallslose Happy-End und die banalen menschlichen Charaktere wohlwollend hinweg.
Fazit: Technisch ist das Weltraumabenteuer des kleinen Wall-E und seiner Flamme, wie von Pixar gewohnt, toll gelungen. Die nicht-menschlichen, aber dennoch ungeheuer menschlich agierenden Roboter gehören zum Herausragendsten, was der moderne Animationsfilm figurentechnisch zu bieten hat. Sie unterstreichen umso eindringlicher die kindgerecht präsentierte Umweltschutz-Botschaft des Filmes, die allerdings durch die unnötig kräftige Überzeichnung der Handlung und die Penetranz der Anspielungen in der zweiten Filmhälfte noch einen merklichen Dämpfer erhält.
Durch die überragende, parabelhafte und unkonventionelle erste Filmhälfte jedoch wird Pixars "Wall-E" zum altersunabhängigen, zu keinem Zeitpunkt langweiligen Must-See des Animationsfilms!