Review

Drei Jahre hat es nun gedauert, bis der deutsche Zuschauer (zumindest in deutscher Tonspur) Adam Gierasch´s "Autopsy" bewundern darf. Der Film wurde vom Publikum weitestgehend positiv aufgenommen, dennoch kann ich diese Meinung nicht teilen bzw. überhaupt nachvollziehen.

Die obligatorische Geschichte (die mal mehr oder weniger Sinn im Horror-Genre macht): Fünf Jugendliche wollen vom "Mardi Gras" heimfahren und bauen einen Unfall, bei dem sie einen Menschen schwer verletzen. Ich hake hier mal kurz nach, um die Definition des Mardi Gras zu erörtern: Das Teil ist kein Kiffer-Fest, sondern so ziemlich gleich zu setzen mit unserem Fasching.
Trotzdem tanken unsere High Five ordentlich legale und illegale Substanzen en masse und fahren diesen armen Mann über den Haufen.
Da einige von Ihnen den Unfall nicht ganz heil überstehen, sind sie froh, als der Krankenwagen eintrifft, und sie alle zum Mercy Hospital mitnimmt. Dort angekommen, werden sie nach und nach untersucht - allerdings kommt keiner in den Warteraum zurück. Die übriggebliebenen Teenies machen sich auf die Suche im menschenleeren Krankenhaus und stellen bald fest, dass es hier nicht mit Rechten Dingen zu geht.

Okay, okay. Das Setting "Krankenhaus" wurde von Regisseuren in Horrorfilmen noch nicht oft ausgesucht, dennoch taugt dieser Film in vielerlei Hinsicht nicht die Bohne. Das Krankenhaus sieht zwar schön düster aus, jedoch kommt es mir mit seinen drei Stockwerken nicht größer vor wie ein Zweifamilienhaus.
An Handlungslogik unserer Protagonisten erwarte ich in solchen Streifen echt nicht viel, aber die fünf Teenies verhalten sich dermaßen haarsträubend, dass mir echt zum Mäuse melken ist. Abgesehen von der Tatsache, dass ich selten unsympathischere Charaktere am Bildschirmrand vorbeiflimmern gesehen habe (wenn ich nur an die Schwuchtel, mit den Breitfön-Locken und Russen-Akzent denke, owaia). Und wenn ich schon so etwas schreibe, der bei solch einem Horrorstreifen einen Anspruch stellt, wie ich Vitamine bei ´nem Doppel-Whopper erwarte, dass will schon etwas heißen.
Natürlich sind alle dem Tode geweiht, obwohl hier massig Patienten über den Flur schleichen, an denen scheinbar nur harmlose Experimente vorgenommen wurden. Warum? Weiß keiner. Wenn man das alles noch im Hirn abschalten kann, wird man trotzdem feststellen, wie verdammt langatmig und spannungsarm das Ganze vonstatten geht.
Die heimlichen Helden sind dann die Bösen: Oberdoktor Benway (Robert Patrick) spult ohne große Anstrengung seine Rolle runter, zusammen mit seinen beiden Helfershelfer Scott (Robert LaSardo) und Travis (Michael Bowen). Scott glänzt durch seine schönen Tattoos und seiner Verliebtheit in Benzo-Medikamente - Travis dürfte wohl den Oskar für den geilsten in-die-Fresse-Schlag für eine Frau bekommen.

Tja, und wenn die Bösewichter  schon mehr durch ihre Präsenz glänzen, wie die ganzen dummen Teenies in ihren Dialogen, will "Autopsy" einfach nicht funktionieren. Zumindest nicht bei mir.

Erwähnenswert sei noch, dass dieser Film tatsächlich den FSK-18-Flatschen auf dem Cover hat, obwohl diese Freigabe nur wegen der Trailershow vergeben wurde. Der Film ist in Deutschland ab 16 und in seiner Fassung derbe geschnitten. Doch selbst in der ungeschnittenen Fassung bekommt "Autopsy" nicht mehr Nährwert, bis auf auf ein paar faszinierende Organ-Spielereien unter freien Himmel. Das ist mir leider kein Extra-Punkt wert.
Abschalten.

3/10

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