Review

Bei dem Horror-Thriller „Autopsy“, einer der „8 Films to Die For“ des 2009er „After Dark Horrorfests“, handelt es sich um das (zumindest in meinen Augen) überraschend unterhaltsam ausgefallene Regiedebüt des Schauspielers und Drehbuchautors Adam Gierasch, welcher bis dato in erster Linie (in Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Jace Anderson) an den Vorlagen einiger recht bekannter Genre-Produktionen beteiligt war – wie zum Beispiel Dario Argento´s „Mother of Tears“ oder den beiden Tobe Hooper Streifen „Mortuary“ und „Toolbox Murders“. Angesichts der Tatsache, dass sich aus den Reihen jener Werke im Prinzip jedoch nur letztgenanntes Remake als einigermaßen brauchbar erwiesen hat, war eine nicht unerhebliche Portion Skepsis im Vorfeld natürlich durchaus (unweigerlich) angebracht – umso erfreulicher die Beobachtung bzw. Feststellung, dass sich diese spezielle Sorge im Rahmen des Sichtens ziemlich schnell als relativ unbegründet herausstellt, denn was Adam hier abgeliefert hat, zeugt geradezu unverkennbar davon, dass er anscheinend doch ganz gut weiß, wie man entsprechend geneigte B-Movie-Fans (wie meiner einer) zufrieden stellt…

Es ist mal wieder Mardi Gras in New Orleans – und so feiern die „jungen Erwachsenen“ Emily (Jessica Lowndes), Bobby (Ross Kohn), Clare (Ashley Schneider), Jude (Ross McCall) und Dmitriy (Arcady Golubovich) gemeinsam mit zig anderen Spaßhungrigen ausgiebig und fröhlich in den Straßen der zuletzt ja arg gebeutelten Stadt im amerikanischen Süden. Später geschieht es jedoch auf einem ländlichen Teilstück ihrer nächtlichen Heimfahrt, dass erstere die Kontrolle über den Wagen verliert – wobei das Fahrzeug eine in der Dunkelheit herumirrende Person erfasst, bevor es schließlich einen Baum rammt und dadurch endgültig zum Stillstand gelangt. Zum Glück taucht allerdings schon kurz darauf ein Krankenwagen am Unfallort auf – denn wie ihnen die zwei Pfleger Scott (Robert LaSardo) und Travis (Michael Bowen) berichten, haben sie den Mann bereits gesucht, seit dieser früher am Abend aus dem nahebei gelegenen „Mercy Hospital“ verschwunden war bzw. er dieses eigenmächtig verlassen hatte…

In jener mehrstöckigen, aber weitestgehend leer stehenden medizinischen Einrichtung angekommen, die seit Hurrikane „Katrina“ nur mit einer minimalen Personalstärke gefahren wird und in welcher (demgemäß) derzeitig nur wenige Patienten untergebracht sind, lässt man die Clique vorerst im Wartezimmer Platz nehmen und die notwendigen Formulare ausfüllen, während sie der leitende Arzt (Robert Patrick als Dr. Benway) nacheinander in seinem Behandlungsraum durchcheckt – Bobby etwa stellt sich schnell als doch recht gravierend verletzt heraus, da sich eine Glasscherbe wesentlich tiefer als ursprünglich bloß angenommen in seinen Brustkorb gebohrt hatte. Als keiner der Untersuchten allerdings (binnen einer gewissen Weile) zu den verbliebenen Wartenden zurückkehrt und man Emily zudem das Schauen nach ihrem Freund verweigert, begibt sie sich selbständig auf die Suche nach ihm sowie einigen generellen Antworten innerhalb des gleichermaßen weitläufigen wie unheimlichen Gebäudes – und kommt auf jenem Wege schon bald hinter ein schreckliches Geheimnis, auf dessen Grundlage der Doktor seit einiger Zeit verschiedene höchst illegale Experimente an seinen äußerst unglückseligen „Patienten“ ausübt…

Wem beim Lesen der Inhaltsangabe jetzt in den Sinn gekommen ist, dass die Story von „Autopsy“ ja irgendwie verdammt unoriginell und abgegriffen klingt – der hat absolut Recht! Im Zuge des Verfassens der Skriptvorlage bediente sich das gestandene Duo Anderson und Gierasch (vorliegend in Kooperation mit E.L. „Pop Skull“ Katz) hemmungslos bei diversen vertrauten (in gewisser Weise: „klassischen“) Vorbildern und Versatzstücken des Genres – man nehme nur mal die Ausgangslage an sich, nämlich feiernde Leute, die fernab der City in mörderische Schwierigkeiten geraten, ebenso wie etliche Klischees und Plot-Löcher, die geradezu an allen Ecken und Enden auszumachen sind (á la das geheime Betreiben der Klinik im Allgemeinen oder einen alarmierten Polizisten, den Emily nicht rechtzeitig von ihrer misslichen Lage zu überzeugen vermag, obgleich ein vehementeres Hinweisen auf eine bestimmte Wunde mit Sicherheit ausgereicht hätte). Von Anfang an kommt man als Zuschauer hier (wie des Öfteren ja gewohnt) ohne „Suspension of Disbelief“ ein erneutes Mal nicht sehr weit – was selbstverständlich trotzdem so mancherlei Kritikpunkte keinesfalls entschuldigt. In einem gewissen Umfang zu vernachlässigen sind sie dennoch – primär weil die einzelnen Elemente kreativ aufbereitet wurden und sie sich innerhalb des Verlaufs überdies zu ihrem ganz eigenen individuellen Stil zusammenfügen. Dem Film ist es anzumerken, dass die Verantwortlichen offensichtlich Spaß daran hatten, ihn in eben dieser gewählten Form zu konzipieren: Die Geschichte entfaltet sich linear, ist nicht frei eines Augenzwinkerns und beinhaltet sowohl mannigfache Motive gängiger „Backwoods“- und „Slasher“-Flicks als auch einige auf die „Mad Scientist“- und „Krankenhaus-/Arzt-Paranoia“-Sub-Genres zurückgehende Zugaben (vgl. „Re-Animator“ und „Ambulance“) – was unterm Strich insgesamt erfreulich gut funktioniert!

Robert Patrick (TV´s „the Unit“/„D-Tox“) spielt den psychotischen Doktor Benway (Kenner haben natürlich gleich die nette „Naked Lunch“-Referenz erkannt), welcher in Wahrheit nur an dem Retten eines einzigen Lebens interessiert ist – und zwar das seiner todkranken Frau! Ihr Schicksal ist sein Antrieb: Demgemäß tritt er seinen „Opfern“ gegenüber kalt und emotionslos auf – um ihr zu helfen, nimmt er die Qualen anderer billigend in kauf, ordnet diese seinem Ziel unter, führt unorthodoxe Eingriffe durch und experimentiert wüst mit den Organen seiner „Patienten“ herum. Der Part ist getreu des Geschmacks der Fans gestaltet worden: In einer Szene entnimmt er einem Mädel beispielsweise eine Probe Rückenmarksflüssigkeit, worauf er sie in ein Gefäß gießt, abschätzend betrachtet, dann gar trinkt und infolge dessen (sichtlich zufrieden) mit einem entzückten „Perfect!“ bewertet. Robert meistert seine Rolle achtbar – wie auch seine „Terminator 2“-Screen-Partnerin Jenett Goldstein („Aliens“/„Near Dark“) als Oberschwester Marian, die ihrem Boss ergeben zur Seite steht und zudem einen amüsanten Hygiene-Fimmel aufweist. Ihre beiden schwer gestörten Helfer verkörpern Michael Bowen („Buck“ aus QT´s „Kill Bill“) und der unverwechselbar tätowierte Robert LaSardo („Death Race“) ebenso ersprießlich – speziell letzterer sorgt im Übrigen für das Gros der gelungenen (pechschwarzen) „Comic Relief“-Anteile des Streifens.

Als „Final Girl“ Emily ist die attraktive Jessica Lowndes (TV´s „90210“/„MoH: Dance of the Dead“) zu sehen, welche mir auf Anhieb zusagte und sich von der eingangs durch den Unfall am stärksten mitgenommenen Person (da sie ja hinterm Steuer saß) beständig hin zu einer tendenziell recht unerschütterlichen Heroine entwickelt, die ihre gebündelte Wut zum Schluss auch ziemlich effektiv zu ihrem Nutzen einzusetzen vermag. Jessica mühte sich redlich, ihrer Figur zumindest etwas emotionale Tiefe zu verleihen – doch trotz einiger Fragmente an Backstory (Abbruch des Medizin-Studiums etc.) sowie ihrem evidenten Talent handelte es sich dabei weitestgehend um vergebene Mühe, denn das Drehbuch hat ihr (und den anderen Cast-Mitgliedern) in der Hinsicht einfach nicht genügend Fundament geboten. Ashley Schneider („the House Bunny“) ist sympathisch und süß, Ross McCall („Submerged“) mimt ihren Drogen per se nicht abgeneigten Ex gerade noch annehmbar, Arcady Golubovich („A Broken Life“) tritt eher am Rande auf und Ross Kohn („Medium“) erhält nur wenig zutun – ist dafür aber prominent an dem mit Abstand besten Moment des Films beteiligt. Alles in allem keinerlei negativ herausragende Leistungen bzw. Performances: Nicht übel!

Von der ansprechend arrangierten „Opening Credits“-Sequenz, einer Kombination aus Fotos und Camcorder-Aufnahmen der feiernden Hauptprotagonisten beim Mardi Gras, bis hin zu der allerletzten Einstellung – ja selbst inklusive des starken alternativen Endes auf der DVD – hat mich „Autopsy“ rundum prima unterhalten. Auf handwerklicher Ebene hatte Gierasch die komplette Angelegenheit absolut passabel im Griff: Rasch wird einem klar, dass er offenbar genau wusste, worauf es bei Projekten wie dem vorliegenden in erster Linie ankommt – entsprechend konzentrierte er sich gezielt auf die wesentlichen Dinge, nach denen sich Freunde des Genres grundsätzlich so „die Finger lecken“, verteilte die als Highlights einzustufenden Set-Pieces geschickt über die gesamte Lauflänge, verzichtete nahezu völlig auf CGI-Beigaben und setzte die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen (Budget, Locations, Fähigkeiten der Cast & Crew etc.) auffällig ergiebig ein – etwa ließ er den Unfall sich rein „off-Screen“ ereignen, was definitiv nicht nachteilig zu verbuchen ist und überdies gut in die umgebenden Augenblicke eingebettet wurde. Die Inszenierung ist durch die Bank weg straff und fokussiert – sogar die obligatorischen „Jump-Scares“ erfüllen (annähernd allesamt) ihren angedachten Zweck. Zwar lassen sich sporadisch einige Verfehlungen hier und da ausmachen – allerdings sind solche bei Regie-Debütanten prinzipiell ja keine Seltenheit, weshalb man sie jetzt auch nicht übertrieben streng bewerten sollte. Ich jedenfalls bin nun ehrlich gespannt darauf, wie sich Adam demnächst (u.a. im Rahmen seiner Neuversion des 1988er B-Movies „Night of the Demons“) so schlagen wird…

Während die meisten Produktionen dieser Art heutzutage eher dem stilbildenden (kalten, düsteren, dreckigen) Look und Tenor von Filmen wie „Saw“ oder „Hostel“ nacheifern, orientierten sich Gierasch und sein Cinematographer Anthony B. Richmond („Don´t look now“) hingegen deutlicher an Veröffentlichungen aus den 70ern und 80ern – neben einigen äußerst vordergründigen (bewusst „over the Top“ anmutenden) „Blitz & Donner“- Licht- und Sound-Effekten beziehe ich mich da insbesondere auf die gewählte Kamera- und Editing-Arbeit sowie verschiedene kräftige (rote, blaue, grüne und orange) Farbtöne, deren Verwendung unverkennbar von dem kreativen Schaffen des Altmeisters Dario Argento in dessen „schöpferischen Hochphase“ (vgl. „Suspiria“) inspiriert wurde und den Geschehnissen auf diese Weise eine reizvolle bizarre bzw. fast surreale Atmosphäre verleiht. In Kombination mit den Klängen des Scores, welchen Joe Bishara („the Gravedancers“) beigesteuerte und der einträglich mit dem Kontext harmoniert, gelang es den Verantwortlichen, zügig eine creepy Basis-Stimmung zu etablieren sowie diese im Zuge des fortschreitenden Verlaufs dann mit diversen beklemmenden und/oder grotesken Set-Pieces kontinuierlich weiter zu verfestigen: Da die Mitglieder der Gruppe schrittweise voneinander getrennt werden, erlebt quasi jeder seinen ganz individuellen Albtraum – zum Beispiel trifft Emily in einem Gang auf eine unheimliche Patientin, Clare wird vom einen mysteriösen Anrufer kontaktiert, Dmitriy findet heraus, was eigentlich aus dem Unfallopfer geworden ist, und Jude durchlebt (u.a. eingeschlossen in einem Raum mit einer Leiche) einen echt miesen Drogen-Trip…

Die abwechslungsreiche Gestaltung des gebotenen Inhalts sorgt beim geneigten Zuschauer gleichermaßen permanent wie dienlich für Kurzweil – und wer aus jenen Reihen zudem auch noch auf „Guts & Gore“ der „alten Schule“ aus ist, der kommt ebenfalls (beileibe nicht unerheblich) auf seine Kosten: F/X-Künstler Gary J. Tunnicliffe („My Bloody Valentine“) lieferte so etliche „ansehnliche“ Wunden, Organ-Entnahmen und sonstige grausame Details ab (wie beim Einsatz eines „Schädelbohrers“ oder dem Entfernen einer Glasscherbe) – inklusive einer Vielzahl amputierter Gliedmaße, einer Szene, in der Clare die noch nicht verheilten Operationsnähte eines Angreifers aufkratzt und sich daraufhin dessen Innereien auf die unter ihm liegende Unglückselige „entleeren“, sowie einer anderen (ähnlich expliziten) Einstellung, welche klar an die berühmt-berüchtigte Gewalteruption in Gaspar Noé´s „Irréversible“ angelehnt wurde. „Gekrönt“ werden all diese morbiden Impressionen jedoch fraglos von einer ebenso kranken wie cool anzusehenden Apparatur, an die Benway den armen Bobby „angeschlossen“ hat – ein spezieller Anblick, den man schlichtweg gesehen haben muss! Das stetige Wechseln zwischen Grausamkeiten und mit einem eigenartigen Sinn für Humor vermengten Momenten erinnerte mich wohlig an klassische „Tales from the Crypt“-Episoden, weshalb ich (nicht bloß in diesem Sinne) getrost empfehlen kann: Kopf ausschalten, sich gemütlich mit Drinks und Chips in Griffweite zurücklehnen – und sich diesem „blutig-unterhaltsamen B-Film-Spaß“ einfach mal locker-flockig (gern im Beisein einiger Kumpels) rund 80 Minuten lang hingeben…

Fazit: Obgleich „Autopsy“ an verschiedenen Verfehlungen krankt, die in diesem Genre leider nicht gerade selten anzutreffen sind (wie Klischees, Plot-Löcher, eine arg simpel gestrickte Handlung oder eindimensionale Charaktere), macht der Streifen dennoch von Anfang bis Ende Laune – was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Gierasch gar nicht erst versucht hat, diese Dinge irgendwie zu kaschieren, sondern sich stattdessen umso stärker auf den reinen Entertainment-Faktor seines Materials konzentrierte und seinem Publikum auf diesem Wege letztlich einen amüsanten kleinen Horror-Flick zur Auswahl gestellt hat, der ansprechend anzusehen ist, nicht mit Härten geizt und mir in dieser präsentierten Form alles in allem ziemlich gut zusagte …

„7 von 10“

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