Review

Vom Leben in Sinnlosigkeit und den letzten Tagen…17.05.2008

Manchmal greift man ins Regal, zieht einen Film heraus, wundert sich…den hat man sich mal gekauft? Warum hat man das damals nur getan, die Inhaltsangabe klingt völlig langweilig…da muß man wohl irgendwo eine gute Kritik gelesen haben. Und wenn man sich den Film dann anschaut, mit Erwartungen, die gegen Null tendieren, dann entpuppt sich der Film als wahre Wundertüte. Zugegeben, das kann auch anders sein, ich verweise hier nur auf einen anderen Fehlkauf namens „Shogun Assassin“. Hier aber ist es in etwa so wie bei einer Party, auf die man eigentlich nicht gehen will, man ist müde, die Leute kennt man nicht, aber was soll’s, zugesagt hat man schon…und wer kennt das nicht, meistens sind genau diese Parties die besten.

Eigentlich geht es im „Haus am Meer“ um nicht all zu viel, anders als im ähnlich gelagerten „Haus am See“, den ich seinerzeit auch ganz großartig fand. George hat in seinem Leben den Tiefpunkt erreicht. Er wohnt in einer alten baufälligen Hütte, ist geschieden, sein Teenagersohn nimmt Drogen und geht ab und an auf den Strich, seinen Arbeitsplatz verliert George auch noch – und dann die niederschmetternde Diagnose: Krebs im Endstadium, keine Heilungschance. Eigentlich könnte man sich nun zum Sterben hinlegen, aber George ist ein sturer Hund und will seinen letzten Sommer nutzbringend gestalten. Er zwingt seinen Sohn, bei ihm zu wohnen und beginnt, ein neues Haus zu bauen und sich damit einen langgehegten und nie erfüllten Traum zu realisieren. So nebenbei kommen sich George und sein Sohn näher, und auch die Exfrau sieht wieder den Grund, der sie einst zu George gezogen hat. Doch am Ende des Sommers ist nicht nur das Haus fast fertig, sondern auch George am Ende…

Und hier macht der Film, und das finde ich ganz erstaunlich, auch zum Schluß noch alles richtig. Es wäre leicht gewesen, irgendein kitschiges Happy-End dranzukleben, aber nein, nichts dergleichen. Zwar wandelt sich Georges Sohn vom Taugenichts zum normalen Jungen, aber die restlichen Baustellen in Georges Leben werden nur teilweise fertiggestellt. So ist das halt, wenn der große Schnitter zuschlägt, da gibt es kein Diskutieren, kein Verhandeln, da hat man einfach zu gehen. Das mitanzusehen ist zutiefst traurig, und wer hier gen Ende des Films keine Tränen vergießt, der hat kein Herz und auch keine Seele. Kevin Kline spielt seine Rolle als todkranken Mann hervorragend, auch die anderen Darsteller glänzen zumeist, und so ist der Film ein Plädoyer dafür, wichtige Dinge nicht aufzuschieben, denn es könnte irgendwann zu spät sein. Ernsthaft gemacht, ohne aufgesetzten Humor, halt ein ruhiger Film über den tieferen Sinn des Lebens – 9/10.

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