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Nächtliches Busfahren ist heutzutage auch nicht ohne, wenn man als argloser Fahrgast an einen psychopathischen Busfahrer gerät, der sein Fahrzeug vorsorglich präpariert hat und es so leicht kein Entrinnen gibt.
Der Terrorfilm ist nicht klein zu kriegen, was dieser Beitrag mit simplen Zutaten eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Frisch am Flughafen angekommen, werden Mel und Jules nicht abgeholt und nehmen, gemeinsam mit zwei Bekannten und einem älteren Herrn, das Angebot eines Shuttle-Fahrers an, sie in die Stadt zu fahren. Nachdem sie von der Straße abgedrängt werden und ein Reifen platzt, kommt es zum scheinbaren Unfall, als der Wagenheber einknickt und einem dabei die Finger abgetrennt werden. Doch statt rasch ins Krankenhaus zu fahren, widmet sich der Fahrer ganz anderen Plänen…

…die nicht so sehr auf der Torture Porn Welle schwimmen, wie man das vielleicht vermuten könnte, da der Einstieg tatsächlich ein wenig an „Hostel“ erinnert.
Es gibt einen Grund für die merkwürdigen Verhaltensweisen des undurchsichtigen Fahrers, was sich erst ganz am Ende aufklären wird.
Für die Fahrgäste wird dies jedoch eine Alptraumfahrt, denn jede Form von Flucht oder Gegenwehr wird bitter quittiert.

Schnell sticht Mel als potentielle Heldin hervor, sie knüpft als erste eindringliche Gedanken zur Flucht, versucht dennoch die Ruhe zu bewahren und ist schon deshalb Sympathieträgerin, weil sie Gebärdensprache beherrscht und ihrer Freundin sogar das Fremdgehen mit ihrem Verlobten verzeiht. Die anderen Protagonisten bilden demgegenüber eher Klischeefiguren, die sich aber gut ins Gefüge stecken lassen.
Nur beim namenlosen Fahrer ist man nicht sicher, was als Nächstes kommen mag, woraus die Handlung letztlich seine Spannung bezieht.

Denn es ist die grundlegende Situation, in der sich jeder Fragen stellen würde, welche Möglichkeiten es gäbe, sich aus dieser Lage zu befreien und welche Hilfsmittel hierfür überhaupt zur Verfügung stehen.
Da sind zwar ein paar obligatorische Logikfehler enthalten, wenn man die Scheibe des Fahrzeugs zerschmettert und um Hilfe ruft, gerade als der Bus in einer völlig menschenleeren Gegend unterwegs ist und es ist ebenfalls ein deutliches Risiko, jemanden zum Einkauf unter Zeitdruck in einen Supermarkt zu schicken und dabei die Möglichkeit in Kauf zu nehmen, dass dort vielleicht Angestellte oder Wachleute angesprochen werden.
Andererseits: In angestachelten Situationen handeln Leute oft unbedacht, so sind diverse Unwahrscheinlichkeiten, die letztlich auch durch die Auflösung bedingt sind, insgesamt noch zu verschmerzen.

Einzig gegen Showdown dehnt sich das Geschehen ein wenig, da man zu diesem Zeitpunkt bereits ahnt, warum der Fahrer solche Strapazen auf sich genommen hat. Als Zuschauer bekommt man jedoch einen herben Schlag in die Magengegend versetzt, als enthüllt wird, wofür die Besorgungen im Supermarkt gedacht waren.
Dazu passt das komplette Ende, welches nur konsequent ist und Vermutungen über ein Sequel aufkommen lässt.

„Shuttle“ ist ein fieser kleiner Film, der trotz kleiner Schwächen von Beginn an Gas gibt, ein latent ordentliches Tempo verfolgt und trotz simpler Inszenierung und einfacher Ausstattung fast das Maximum an Spannung herauskitzelt.
Darstellerisch vereinzelt ein wenig übers Ziel hinaus geschossen, im Gesamtbild aber brauchbar, vereint er viele Konfrontationsmomente mit wenigen knackigen Gewaltszenen, bringt ein paar gute Twists ein und weiß fast über die komplette Laufzeit zu fesseln.
Nichts für Puristen in Sachen Logik, aber für solche, die den gnadenlosen Terror gerne hautnah miterleben…
8 von 10

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