Mal ehrlich, wenn man sich die Entwicklung des Jugend-/Teenie-Films so anschaut, dann stellt man doch nur Stagnation auf unterstem Level fest: Nervige Klischees, übertriebene und platte, sexistische Gags und stereotype Charaktere. Eigentlich zum Kotzen, wenn da nicht ab und an diese kleinen, nicht ganz so an die große Glocke gehangenen Filme, wie "Nichts Bereuen" wären. Benjamin Quabecks Porträt eines normalen Wuppertaler Jungen auf dem Weg zum Manne namens Daniel (gespielt von Daniel Brühl) ist einfach locker, witzig, mitreißend und - das hebt ihn so heraus - ehrlich. Es geht also um den unerfahrenen, hitzköpfigen Daniel, der gerade sein Abi geschafft hat, und nun seine Zeit als Zivi fristen muss. Und um die etwas naive, neugierige, lebensfrohe Luca, in die er seit 4 Jahren verliebt ist. Beide probieren sich aus, treffen auf gewisse Hürden und finden sich schließlich zusammen. Dabei lernt Daniel die Liebe kennen (durch die Krankenschwester, seine Chefin und Freundin Anna), lernt Verantwortung und sammelt Erfahrungen, unter anderem von einem alten, absolut coolen Opa, den er betreuen muss. Zudem gibt es natürlich noch allerlei Krisen mit seinen Freunden und sich selbst zu lösen.
Im Grunde genommen ist der Film also nicht nur eine Komödie, sondern auch eine herrlich gefilmte und locker-philosophische Liebeserklärung an die wohl aufregendste Zeit im menschlichen Dasein. Die eigentlich recht unspektakuläre Story wird in hemmungslosen, dynamischen und sehr direkten Bildern erzählt, unterlegt von einer perfekt passenden Musik, die das ständig präsente Lebensgefühl schön untermalt. Deswegen versinkt man als Zuschauer förmlich in dem Film, entdeckt Parallelen und Details, findet sich gelegentlich selbst wieder und fiebert mit den Darstellern mit, auf ihrem Weg zur Selbstfindung. Mal nachdenklich und ruhig, mal spritzig und auch mal sehr persönlich (es kommt z.B. öfter vor, dass Daniel kurz die erzählte Zeit "anhält" und seinen Kommentar zu dem, was er gerade denkt, an den Zuschauer richtet, ihn richtig reinzieht) präsentiert sich der Film, ohne die Klischees aufzuwärmen, wie etwa hohle Charaktermuster oder beispielsweise das allseits beliebte, übermäßige Rumgekiffe als Zeichen für Lässigkeit (das einen bei "Lammbock" irgendwann ganz schön nerven kann). Überhaupt spielen die Schauspieler wirklich grandios, sie LEBEN geradezu, zeigen die zahlreichen Facetten der "Normalität".
Man fragt sich also, was eigentlich diese völlig aus der Luft gegriffenen, abgestandenen Teenie-Klamotten sollen, mit denen man uns ständig bombardiert, wenn es doch manchmal solch ehrliche, unaufdringliche, spannende, lustige, niveauvolle und facettenreiche Filme wie "Nichts Bereuen" gibt, die auf primitiven Haudrauf-und-Sex-Humor verzichten und einen mit einem Lächeln auf den Lippen, versunken in Gedanken, aber auch keinesfalls angestrengt zurücklassen. Das muss erst mal einer überbieten! 10/10.