Ich glaube, ich bin zu alt für solche Filme…
Was ich vor nicht allzu langer Zeit für fast unmöglich hielt, ist tatsächlich eingetroffen… oder liegt es nicht an mir, sondern nur an „Nichts bereuen“ selbst, dass ich nicht wirklich viel mit diesem Film anfangen konnte?
Zweifellos strebt Benjamin Quabeck hier etwas andere Sphären an als zum Beispiel „Harte Jungs“. Statt auf Schlaghammer-Humor im Stile der „American Pie“-Filme zu bauen, versucht er, das Thema „erste Liebe, erster Sex“ seriöser, ja tiefgründiger anzugehen. Eine lobenswerte Intention, doch irgendwie passt’s dann im Endergebnis doch nicht ganz. So entwickelt sich der Abiturient Daniel (Daniel Brühl), dessen große Liebe Luca (Jessica Schwarz) für einige Zeit ins Ausland verschwindet, nur marginal weiter. Er trauert seiner großen Liebe nach, lernt dann während seines Zivildienstes Anna (Marie-Lou Sellem) kennen und lieben, um schließlich nach Lucas Rückkehr dieser wieder hinterher zu schmachten. Daniel Brühl bemüht sich redlich, seiner Figur eine gewisse Tiefe zu verleihen, doch was das Drehbuch nicht hergibt, kann der beste Schauspieler nicht mehr herausreißen. So bleibt es dabei, dass Daniel abgesehen von einer Selbst-Kreuzigung in der Kirche und dem Diebstahl einer Flasche Korn der selbe brave Junge bleibt, der er auch zuvor war: der streng gläubig erzogene Junge, der für seine große Liebe Luca noch weiterhin auf sein erstes Mal wartet… Luca hingegen ist das absolute Gegenstück zu Daniel. Sie probiert sich sexuell ein ums andere Mal aufs Neue aus, denn nur so kann sie herausfinden, wer oder was das Richtige für sie ist. Jessica Schwarz erfüllt diese Rolle souverän, bleibt aber ebenso wie ihr Partner Daniel Brühl unerfreulich blass und frei von jeglicher gravierender Entwicklung.
Benjamin Quabeck verarbeitete autobiographisches Material, das jedoch eher unzureichend als fesselnd. Und das ist irgendwie komisch, denn gerade bei der emotionalen Gebundenheit, die ein Regisseur an solch einen Stoff haben muss, hätte ich mir eine etwas liebevollere Aufbereitung gewünscht. „Nichts bereuen“ erscheint über weite Strecken wie lieblos dahingeklatscht, sich selbst permanent uneins, ob er sich in mainstreamiger Hochglanz-Optik oder draufgängerischer Independent-Manier präsentieren soll. Das Ende des Filmes will dann schließlich noch einen Tick in die „richtige“ Richtung geben, indem es dem Publikum sagen will „Yeah, wir sind Draufgänger! Wir bereuen nichts!“ Das wirkt irgendwie ungewollt peinlich, rundet meinen Gesamteindruck aber vollends ab.
„Nichts bereuen“… gerne würde ich mich an diese Maxime halten, aber ich kann’s einfach nicht. Irgendwie bereue ich es, diesen Film angeschaut zu haben. Die Hoffnung bleibt, dass es nur am Film selbst lag, dass ich keinen Zugang zu dieser Geschichte finden konnte. Zu frisch sind die Erinnerungen an diese Zeit des Reifens und Erwachsenwerdens, als dass man sich schon nicht mehr damit beschäftigen können soll… 3/10