Review

Es war ein ambitioniertes Projekt, ein visuell beeindruckendes Zeichentrickabenteuer im Weltraum, mit inhaltlicher Ernsthaftigkeit und trotzdem viel Spaß und Spannung, als Konkurrenz gegen den Pixel-Trend und die Übermacht der Disney-Produkte.

Don Bluth unternahm damit einen weiteren Versuch, endlich gegen seinen früheren Arbeitgeber zu glänzen.
Er scheiterte kläglich.
Der Film bombte am Boxoffice und hinterher wusste niemand so recht, warum es überhaupt Erfolgsaussichten gegeben hatte.

Wenn man den fertigen Film betrachtet, weiß man auch warum.
Zunächst mal: er sieht verdammt gut aus. Hier wurde alles Talent aufgeboten, was verfügbar war, um traditionelle gezeichnete Animation mit PC-generierten Elementen kombiniert, gut aussehen zu lassen. Der Weltraum war selten so prachtvoll und farbenfroh getrickst, so wundervoll für eine psychedelische Reise.
Nur leider ist diese Art der Animation leider inzwischen latent veraltet und kann lediglich glänzen, wenn sie mit guten Charakteren und einer noch besseren Story kombiniert wird.
Das aber wieder ist ein Punkt, an dem Bluth' Filme immer zweitklassig waren.

Die Story ist nämlich nichts als ein alter Hut; eine Story, angeblich auch für Erwachsene, aber wenig mehr als die Suche nach einem Raumschiff, das, gefüttert wohl mit dem kompletten Erdwissen und einer unbekannten Technologie (zumindest wird sie nicht erklärt), zu einer Genesismaschine werden kann, die eine neue Erde gebiert. Der Held hat eine Karte zu diesem Raumschiff, es gibt Helfer und Verräter und natürlich eine böse, blaue, kalte Rasse (nein, keine Blue-Meanies!), die die letzten Menschen und das Raumschiff (die Titan!) vernichten wollen.
Zwischendurch lenkt man ein Raumschiff durch tolle Szenerien, wird gefangen und wieder befreit, bastelt ein Ersatztransportraumschiff aus einem Schrotthaufen (anscheinend in ein paar Tagen) und erschafft in einem harten Kampf einen neuen Planeten.
Das kann man jetzt entweder toll unterhaltsam finden (wenn man zehn ist, aber weder darunter noch darüber) oder abgeschmackt und vorhersehbar. Ohne Erklärungen formt sich da ein neuer Planet in wenigen Stunden, kühlt ab, bildet Meere und Kontinente aus und stoppt dann fröhlich in der bekannten Naturphase unserer Realität. Was war die Titan, eine umgebaute Mikrowelle? Ding! Erde 2 ist fertig!

Der Held ist knapp über 20, geht aber im trotzigen Entwicklungsstand noch als 15 durch und darf den ersten Hormonschock mit einem patenten Mädel erleben. Rest wie erwartet. Dazu noch diverse Aliens und ein paar Lektionen über Heimattreue. Menschen sind ja doch die besten.
Dabei fällt die Weltraumhatz schön episodenhaft aus, die Bösen haben zwar bald eine Kartenkopie, bleiben aber trotzdem in der Verfolgung stets zurück, auch wenn die Helden hängen bleiben und das gleich für einige Zeit.
Denselben Realismusanstrich hat man für die Guten und die Bösen, wobei die Bösen sterben dürfen, die Guten aber immer irgendwie überleben.

Darüber hinaus kann Bluth mit seinem Team immer noch keine guten Figuren zeichnen. Abgesehen davon, dass der Held hier Trotzköpfchen spielt und alles kann vom Raumschiffsteuern bis zum Zusammenbau desselben, sind die menschlichen Charaktere ungelenk eckig gezeichnet und lassen die Feinheit des Weltraums vermissen.
Auch charakterlich sind sie kaum gut genug ausgestattet, um wirklich Anteilnahme und Sympathie zu erzeugen, nicht mal im Kontrast zu den gar nicht so originell unterhaltsamen Nebenfiguren.

Es sollte wohl ein Fest sein, herausgekommen ist inhaltlich nur biederstes Handwerk, das für keine Altersgruppe so richtig passen will. Aber hübsch anzuschauen ist es, zweifellos. Und wenn man bedenkt, was Bluth im letzten Jahrzehnt sonst so abgeliefert hat, gehört das hier sicher zur Spitzenklasse. (5/10)

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