Um die Jahrhundertwende war animierte Sci-Fi gerade total in – während „Final Fantasy“ aus dem Computer kam, versuchte „Titan A.E.“ es ebenso wie „Heavy Metal F.A.K.K. 2“ mit handgemachter Zeichenkunst.
Am Anfang steht der gewohnte Untergang der Menschheit. Im Falle von „Titan A.E.“ war eine außerirdische Spezies namens Drej vom Erfindungsgeist der Menschheit so eingeschüchtert, dass sie prophylaktisch die Erde ausradierte, um zu verhindern, dass die Menschen zukünftig den Tortenheber im Weltall schwangen. Der Held der Geschichte, der junge Cale Tucker, ist zu dieser Zeit noch ein Kind und kann fliehen, wird aber von seinem Vater getrennt, der mit einem eigenen Schiff flieht. Familientragödie, Weltuntergang, wir haken das auf unserer Sci-Fi-Standard-Checkliste ab.
15 Jahre später ackert unser Held als Weltraumbauarbeiter und schnippelt mittels Laser an Raumschiffwracks rum. Als Mensch ist ein teil einer weniger verbreiteten Spezies und muss sich mit den Anfeindungen durch diverse Außerirdische herumschlagen. Damit steht Cale als Weltallproletarier in direkter Nachfolge zu Helden wie Han Solo, der ja beim „Star Wars“-Publikum auch immer beliebter war als der abgespacte Luke Skywalker.
Joseph Korso, ein Freund von Cales Vater, kreuzt dann eines Tages in der Raumstation auf und offenbart Cale, dass sein Vater ihm eine Karte zu seinem Fluchtraumschiff hinterlassen hat, mit dem man der Menschheit eine neue Heimat bieten könnte. Cale hat mit Weltenrettung an sich wenig am Hut, doch als die Drej auftauchen und ihn auch prophylaktisch meucheln wollen, da geht er dann doch gezwungenermaßen auf Weltenretter-Tour…
„Titan A.E.“ kann sich leider nicht so ganz für eine klare Linie entscheiden, denn das Werk schwankt zwischen harmlosem Disney-Stil und knalliger Sci-Fi, was einen unentschlossenen Eindruck hinterlässt. Auf der erwachseneren Seite sind da prollige Aliens zu verbuchen, die teilweise alles anbaggern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, sowie die animierten Actionszenen, die teilweise überraschend derbe daherkommen (z.B. ein Genickbruch). Für einen animierten Film ist die Action überraschend gut, aber animierte Action ist einfach nicht so spektakulär wie handgemachte, da es einfach nur Zeichnungen sind.
Für den Niedlichkeitsfaktor sind vor allem diverse Comedic Sidekicks zuständig. Da turnt ein Känguru-artiges, nörgelndes, aber sympathische Wesen als wackere Waffenspezialistin durchs Schiff, während der Navigator eine auf knuddelig getrimmte Schildkröte-Version ist. Hinzu kommt noch der Kakerlaken-Koch mit großer Klappe, der auf komplett niedliche Cartoonweise weggeputzt wird (nur der Mund bleibt übrig) usw. Leider wirkt das Ganze eher nervig für den älteren Zuschauer, denn es wirkt so, als habe man sich aus Kommerzgründen nicht ganz vom Disney-Stil lösen wollen und so den Sci-Fi-Stoff zu sehr verwässert.
Dabei ist „Titan A.E.“ ein passabler Verschnitt von bekannten Elementen: Man hetzt durchs All, verfolgt von den fiesen Außerirdischen und folgt Hinweisen. Zum Ende hin kann der Film dann auch ein paar überraschende Wendungen auffahren und dank des hohen Tempos kann man auch Kurzweil ohne Hochspannung bieten. Über den moralischen Zeigefinger und die aufgesetzte Liebesgeschichte kann man da auch teilweise hinwegsehen (jedenfalls besser als über den Disney-Einschlag).
Handwerklich ist „Titan A.E.“ solide Arbeit: Gute Zeichnungen, sparsamer, aber gut gemachter Einsatz von ein paar Computeranimationen und fantasievoll erdachte Kreaturen und Locations, wobei man sich zeichnerisch schon weit genug von Disney entfernt hat. Dazu ein flotter Rocksoundtrack, der aber leider immer nur kurz angespielt wird (da hat „Heavy Metal F.A.K.K. 2“ seine Musik schon besser, obwohl auch nicht optimal präsentiert).
Alles in allem ist „Titan A.E.“ ganz flotter Durchschnitt. Hätte man den Disney-Einschlag zurückgefahren und mehr von der Musik geboten, wäre mehr drin gewesen.