Review

zu Staffel 1+2

"True Blood", die neue Serie von "6 ft under"- und "American Beauty"-Autor Alan Ball, lief gerade in ihrer zweiten Season auf HBO – und zwar so erfolgreich, dass eine dritte bereits in Arbeit ist. Mittelpunkt der Serie ist Sookie Stackhouse (Anna Paquin), eine Kellnerin aus Bon Temps, Louisiana, die auch noch Gedanken lesen kann und sich in einen Vampir namens Bill verliebt. Vampire sind, nach der Erfindung des synthetischen Bluts "True Blood" nämlich mehr oder weniger anerkannter Teil der Gesellschaft und kämpfen aber weiterhin gegen (durchaus berechtigte) Vorbehalte und Intoleranz. Weitere Hauptfiguren sind ihr Bruder Jason, ein gutherziger, testosterongesteuerte Einfältiger, ihre beste Freundin Tara, ihr Chef Sam, der auch ein bizarres Geheimnis verbirgt, den latent bedrohlichen Obervampir Erik usw.

Aus dieser ungewöhnlichen Konstellation ist es Ball gelungen, in zwei Staffeln ein fantastisches Universum voller Pulp, Sex, Gewalt, Romantik, Satire und Witz zu kreieren, das mich von Anfang an in den Bann zog. Roter Faden ist die anfänglichen Anfeindungen ausgesetzte Liebesgeschichte von Sookie und Bill, aber True Blood ist eben noch viel mehr als eben nur diese Romanze.
Wie schon in "6ft under", sind Alan Balls Figuren keine Abziehbilder, sondern mehrdimensionale Figuren, deren Schicksal einen interessiert. Zwar erscheint Louisiana stellenweise wie ein exklusives Sammelbecken von Außenseitern, sonderbar Begabten, Loosern und Fanatikern (wobei dies auch der einzige Kritikpunkt meinerseits ist: manchmal wirkt es etwas zu dick aufgetragen), aber wenn dies übertrieben scheint, so gibt es doch bald neue Szenen, die dies mit Satire und Witz mildern. Die gesellschaftlichen Anspielungen der Serie sind großartig: religiöse Fanatiker warnen vor den Vampiren als dem Bösen schlechthin und machen sich auf Kreuzzüge gegen sie, als seien sie eine Mischung aus Homosexuellen (Vampire haben zudem meistens einen unersättlichen Sextrieb) und Terroristen (sie sind so "anders" und wirken bedrohlich).
Im Innersten ist "True Blood" zutiefst menschlich und geradezu rührend optimistisch und tolerant, trotz saftiger Splatterszenen und viel Sex.
Die Schauspieler sind durchweg sehr gut, die Serie ist sorgfältig und aufwändig produziert, kurzum: gebt ihr eine Chance, wenn sie denn mal im deutschen TV käme (oder holt sie Euch blind in den USA!), sie ist eine einzigartige Verbindung aus oben genannten Elementen und dabei verdammt unterhaltsam und spannend. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Staffeln.

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