Review

Jack Flowers (Ben Gazzara) ist ein umtriebiger Zuhälter im Singapur Mitte der 70er-Jahre. Er träumt von einem besseren Leben in seiner Heimat, den USA und bleibt ein notorischer Optimist, auch wenn er einige Schicksalsschläge hinnehmen muss, privat und beruflich. So freundet er sich mit dem biederen, englischen Steuerprüfer Leigh (Denholm Elliott) an und führt ins verruchte Nachtleben der Stadt ein. Eines Tages erhält er ein interessantes Angebot des sinistren Eddie Schuman (Peter Bogdanovich), für ihn zu arbeiten: die US-Truppen aus Vietnam sollen sich ordentlich in Singapur durch die Puffs knattern, um sich abzureagieren und weiterkämpfen zu können. Aber nach dem ersten blutigen Ausrasters eines Gis ist Jack sehr skeptisch...


Der Heilige Jack wirkt wirklich wie ein Heiliger...auf jeden Fall der sympathischste Zuhälter der Filmgeschichte. Klar, er sorgt stellenweise mit harter Hand für Ordnung, ist aber stets auch auf Ausgleich bedacht und behandelt seine Mädchen gut. Er bewegt sich sicher durch die Stadt, kommt mit den meisten Gestalten der Unterwelt irgendwie klar, nur, als er seinen ursprünglich kleinen Puff erweitert und in das Territorium der chinesischen Mafia gerät, wird er in die Mangel kommen. Aber er gibt nicht auf, er ist ein Stehaufmännchen.

Er taumelt von Business zu Business, von Deal zu Deal. Interessanterweise erfahren wir nichts von seiner Vergangenheit – Jack lebt nur im Jetzt. Immer irgendwie nach vorne schauend, ohne langes Bedauern, und doch beobachtet er alles sehr genau und zieht am Ende für sich Konsequenzen.

Peter Bogdanovichs Film ist das wunderbare Porträt eines Idealisten und Optimisten, den das Leben nicht ganz verbittern ließ, obwohl er Gründe dazu hätte. Sein Privatleben ist nicht gerade auf Rosen gebettet, er ist immer unterwegs und versucht, seinen Traum von Reichtum zu verwirklichen – aber ohne dabei über Leichen zu gehen.


Ich hätte ihm noch gern länger zugeschaut...und Ben Gazzara hat genau die richtige Mischung aus Lakonie, Mitgefühl, Härte und Resignation, die Jack zu dem macht, was er ist: ein nichtarschiger Zuhälter. Einer mit gewissen Prinzipien.
Bogdanovichs Film ist auch ein schönes Zeitdokument: Singapur, als es noch ähnlich wie Bangkok eine nicht so sterile, herausgeputzte Disney-Version von Asien war. Schön, dass zu sehen. Interessanterweise wurde der Film koproduziert von Hugh „Playboy“ Hefner und von Roger Cormans AIP in den USA herausgebracht.


Mir hat's gefallen. „Saint Jack“ ist kein Heiliger, aber jemand, dessen Porträt man sich gern anguckt. Knappe 8/10.

Details
Ähnliche Filme