„Der Knochenjäger“ ist die Verfilmung des ersten von Jeffery Deavers spannenden Lincoln Rhyme Thrillern.
Hauptfigur Lincoln Rhyme (Denzel Washington) ist der beste Mann der Spurensicherung von New York. Doch bei einer Tatortuntersuchung geschieht ein Unfall, der seine Wirbelsäule beschädigt. Von da an kann Lincoln nur noch seinen Kopf, seine Schultern und einen Zeigefinger bewegen. Wie es sich für einen Filmcop gehört, verliert Lincoln danach seinen Lebenswillen, also haben wir schon das erste Problem, das neben der Tätersuche noch gelöst werden muss.
Die Streifenpolizistin Amelia Donaghy (Angelina Jolie) stößt derweil auf eine neben einer Eisenbahnlinie vergrabene Leiche. Obwohl sie überhaupt nicht darin geschult ist, sichert sie den Tatort professionell und stellt Spuren sicher, bevor diese zerstört werden. Analog zu Lincoln erweist sich also auch Amelia als kluger Kopf, natürlich haben wir auch hier eine Backstorywunde aus der Vergangenheit, die es im Filmverlauf zu überwinden gilt und die Amelia anfangs von richtig professioneller Arbeit abhält.
Doch Lincoln kann Amelia mit etwas Zwang dazu überreden, mit ihm zusammenzuarbeiten. Der Mörder stellt bei seinen Leichenfunden nämlich Rätsel auf, die zum nächsten Opfer führen. Kann die Polizei weitere Morde verhindern? Und was will der Killer überhaupt?
Damit wäre dann die Täterhatz eröffnet und „Der Knochenjäger“ profitiert hier von der gut geschriebenen Buchvorlage. Die Story ist dicht, spannend und leistet sich keine groben Logikschnitzer (eigentlich nur im Finale, wenn Rhyme in seinem Zustand quasi mit dem Killer kämpft). Das Puzzle ist gut erdacht und mal was Neues, die Auflösung ebenfalls überraschend gelungen: Der Täter hat ein nachvollziehbares Motiv, das über das übliche „In meiner Kindheit waren alle gemein zu mir“-Gesabbel hinausgeht, und auch die Tatsache, dass er Rhyme und seinen Mannen stets Hinweise hinterlässt, hat einen logischen Grund.
Doch auch Regisseur Philip Noyce weiß gekonnt zum Gelingen des Films beizutragen: Die Inszenierung ist schön düster und stimmungsvoll, sodass schnell ein unheimliches Flair aufkommt. Vor allem die Tatortbegehungen sorgen immer wieder für Gänsehaut und verzichten dabei auf allzu plakative Effekte. Stattdessen steht hier die interessante Polizeiarbeit durch Deutung von Spuren im Vordergrund, die hier gekonnt und spannend näher gebracht wird. Die Hinweisdeutung schlägt den Zuschauer immer wieder in ihren Bann, denn anders lässt sich der Erfolg von „C.S.I.“ und dessen Ablegern nicht erklären.
Ganz zur Königsklasse reicht es für „Der Knochenjäger“ jedoch nicht ganz, da immer wieder kleinere Hänger zu verzeichnen sind. Gerade die privaten Probleme der Hauptfiguren werden wenig überzeugend rübergebracht, sodass der Film in diesen Passagen immer ein wenig langweilt und auf der Stelle tritt. Denn was im Buch überzeugend durch Schilderung der Gedanken einer Person rübergebracht wird, muss nicht auch im Film funktionieren, aber vor diesem Dilemma stehen ja viele Romanverfilmungen. Gleiches gilt auch für die Tatsache, dass sich Lincoln und Amelia verlieben, denn „Der Knochenjäger“ schafft es nicht, die gegenseitige Anziehung wirklich überzeugend auf die Leinwand zu bringen.
Dabei ist schauspielerisch an sich alles im Lot. Vor allem Denzel Washington als gelähmter Spurensucher leistet gewohnt überzeugende Arbeit und auch Angelina Jolie ist hier schauspielerisch ziemlich gut – ob es am damals noch nicht vorhandenen Starstatus lag? Auch die Besetzung der Nebenrollen mit Leuten wie Ed O’Neill, Luis Guzman, Queen Latifah und Michael Rooker ist eine echte Freude, denn das talentierte Ensemble unterstützt die beiden Hauptdarsteller hervorragend.
Schlussendlich ist „Der Knochenjäger“ ein spannender Serienkillerfilm mit viel Atmosphäre, der das Genre zwar nicht neu erfindet und auch so seine Hänger hat, aber dennoch gut unterhält.