Review

Statt "Strange Days" sollte der Film wohl lieber "Strange Movie" heißen.

Die Grundidee des Films mit den Discs, auf denen Empfindungen gespeichert werden können, war ja durchaus viel versprechend.

Aber was wurde daraus gemacht?

In der ersten Stunde wurde hauptsächlich von Weltunterganstheorien im neuen Jahrtausend, Polizeistaat und Todesschwadronen gefaselt und Ralph Fiennes bei seinen bemitleidenswerten Versuchen gezeigt, mit Juliette Lewis zu sprechen.

Nebenbei gesagt: Es ist mir ein Rätsel, wie man es dem Charakter von Fiennes drehbuchtechnisch zumuten konnte, von einer so kontur- und charakterlosen Figur wie der von Juliette Lewis nicht loskommen zu können.

Spannung war im ersten Teil totale Fehlanzeige.

Irgendwann wurde dann auch völlig unmotiviert die Prostituierte dazwischen geschnitten, auf die dann ganz am Ende noch mal zurückgegriffen wurde.

Erst nach einer Stunde war so etwas wie eine Story zu erkennen, die dann aber sehr vorhersehbar aufgelöst wurde.

Die Motivationen der Polizisten für ihre Taten blieben im Dunkel des Films.

Auch sonst wurde mehr Wert auf Optik als auf Charaktere oder Story gelegt, die zudem noch jede Menge Logiklöcher parat hatte.

Die Grundidee mit der Speicherung von Gedanken auf Discs verlief im Sand.
Das wurde z. B. in "Minority Report" wesentlich besser umgesetzt (die Vor- und Nachteile der Methode, Verbrechen schon vor ihrer Umsetzung zu verhindern, wurden ausgelotet), wenn auch bei diesem Film die Auflösung sehr konventionell daherkam.

Schauspielereisch war trotz des eigentlich hervorragenden Ensembles hauptsächlich Dilletantismus geboten.
Tom Sizemore spulte seine Manierismen ab, Michael Wincott war zu viel geschminkt, Josef Sommer hatte zu wenig Zeit, D'Onofrio und Fichtner als die Polizisten waren ohne ersichtlichen Grund böse, Juliette Lewis als Schlampe und Rocksängerin unfassbar schlecht und Ralph Fiennes, zweifellos ein hervorragender Schauspieler, eine Fehlbesetzung.
Die einzige, die etwas schauspielerische Präsenz hatte, war Angela Bassett, für die das fürchterliche Drehbuch aber leider die schlimmsten Worthülsen zu bieten hatte.

Kathryn Bigelow scheint bei der Besetzung ihrer Hauptrollen kein glückliches Händchen zu haben. Schon Jamie Lee Cutis als Polizistin in "Blue Steel" konnte nicht überzeugen, genau so wie Keanu Reeves und Patrick Swayze als Gegner in dem Surferkrimi "Gefährliche Brandung". Auch in "Strange Days" sind die Schauspieler wenig glaubwürdig, was zum einen auf das Drehbuch, aber zum anderen auch auf fehlerhafte Schauspielerführung zurückzuführen ist.

Strange Days ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein schlechtes Drehbuch eine gute Grundidee zunichte macht.

Für diese sehr gute Grundidee und einige nette Bilder gibt es gerade mal 4/10 Punkte.

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