Für die Produktion eines Low-Budget-Pornofilms verschlägt es eine zehnköpfige Filmcrew rund um Hardcore-Legende Ron Jeremy zu einer abgelegenen Skihütte in den Bergen. Ein unausstehlicher Regisseur und diverse Komplexe alternder Pornostars erweisen sich dort jedoch schnell als das geringste Übel, als noch vor der dem Fall ersten Klappe das Unbegreifliche geschieht: Bei einer Verschnaufpause an der frischen Luft wird Hauptdarsteller Ron von einem seltsamen Lichtblitz aus dem All getroffen und stirbt kurz darauf noch während seiner ersten Szene vor laufenden Kameras. Die übrigen Crewmitglieder staunen daraufhin nicht schlecht, als sich Ron's legendärer 24cm Penis nach seinem Tod vom Körper trennt und zudem ein äußerst aggressives Verhalten an den Tag legt. Als kurz darauf die erste Tote zu beklagen ist, wird klar, dass eine außerirdische Lebensform Besitz von Ron's Super-Genital ergriffen hat und in dieser Gestalt die gesamte Menschheit vom Angesicht der Erde penetrieren möchte. Der Porno-Crew bleibt nichts anderes übrig, als die Arschbacken zusammen zu kneifen und den Kampf gegen den mordlüsternen Phallus aufzunehmen. Unterstützung erhalten sie dabei von einem alten Vietnam-Veteranen, der noch eine alte Rechnung mit dem todbringenden Begattungsorgan zu begleichen hat...
Dass das Horrorgenre einem scheinbar unendlichen Fundus an Kuriositäten und hirnzellenvernichtender Ideen gleicht, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Wer jedoch denkt, nach Killertomaten und Kobolden im Weltall könne kein weiteres Kapitel der Abstrusität mehr aufgeschlagen werden, der darf nun begeistert in die Hände klatschen oder entnervt aufstöhnen, je nach der persönlichen Haltung gegenüber solcher Streifen. Porn Horror Movie, im Original auch sehr treffend mit One-Eyed Monster tituliert, legt die Latte an filmgewordenem Blödsinn nun aber noch einmal im wahrsten Sinne noch ein ganzes Stück höher, handelt dieser Film doch von nichts anderem als einem amoklaufenden Schwanz, der an einem Pornoset für Angst und Schrecken unter der Filmcrew sorgen darf. Das Beste: Entgegen jeder vernünftigen Erwartung ist Porn Horror Movie dabei nicht einmal eine grottige Amateurproduktion, sondern ein B-Movie von annehmbarer inszenatorischer Qualität, in dessen Besetzungliste sich sogar einige halbwegs bekannte Namen verirrt haben.
Dass sich ein Film um ein blutrünstiges Geschlechtsteil an ein sehr spezielles Klientel richtet und nicht für den typischen Filmfan gedreht wurde, ist geradezu selbstverständlich. Wer sich nicht nur zufällig an Porn Horror Movie verirrt, gehört sicher schon zur Fraktion der hartgesottenen und durch nichts mehr aus der Fassung zu bringenden Horrorfreaks oder bezeichnet sich selbst gar als Trash-Liebhaber, weshalb dieser Film auch nicht an den gewöhnlichen Bewertungskriterien gemessen werden kann. Fakt ist, dass dem Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten Adam Fields hiermit ein wunderbar schräges Werk gelungen ist, welches den Grenzgang zwischen Debilität und Genialität wunderbar meistert und den Freunden derartiger Filmkost genau jenen stumpfsinnig-unterhaltsamen Überflieger serviert, auf den diese gehofft haben.
Porn Horror Movie kommt als Parodie von grob geschätzt mindestens zwei Dutzend Horrorfilmen daher und erweist sich für Kenner des Genres als wahres Mekka der Referenzen und Anspielungen. Dieser Film zieht mit gnadenloser Konsequenz alle bekannten Horrorfilme von Alien bis hin zu Invasion of the Body Snatchers durch den Kakao und macht dabei auch vor sich selbst nicht Halt. Das Geniale dabei ist, dass sich Porn Horror Movie trotz seines unendlich stupiden Inhalts selbst absolut ernst nehmen zu scheint. Jeder Dialog, und mag er noch so bescheurt sein, wird mit bitterem Ernst vorgetragen und die Pornostars Ron Jeremy und Veronica Hart spielen ihre Rollen so, als agierten sie für ein Arthouse-Drama. Gerade die 53jährige Hart verleiht ihrer Rolle zu Beginn fast schon eine subtile Tragik, wenn sie mit ihrem Alter und dem Jugendwahn des Porno-Business hadert. Auch dadurch wirkt Porn Horror Movie wie eine Parodie auf all jene Horrorfilme, die sich trotz all ihrer Unglaubwürdigkeiten viel zu ernst nehmen und sich dadurch selbst ins Lächerliche ziehen, nur dass es im Falle von Porn Horror Movie eben gewollt ist und absolut überspitzt dargestellt wurde.
Manche der in diesem Film verarbeiteten Ideen sind derart abstrus, dass man bisweilen kaum glauben mag, was man da gerade sieht. Das beste Beispiel hierfür ist die Erfindung des Nerds T.J. Dabei handelt es sich um eine hochtechnologische, vaginaförmige Apparatur, die mittels zahlreicher Stimulatoren und Daten aus dem Internet alle für den Beischlaf wichtigen Körperöffnungen von über 2000 Prominenten nachahmen kann. Derlei grober Unfug ist hier jedoch nur die Spitze des Eisbergs, das wahre Highlight sind die Dialoge, die einander in den 80 Minuten Spielzeit stets noch zu toppen wissen. In der Tradition aller Charaktere, die jemals in einem Horrorfilm den Angriff eines Bad Guys überlebten und nun auf Rache sinnen, erzählt der Vietnam-Veteran Mohtz hier die grausame Geschichte seines Platoons, welches in den Gefechten des Vietnamkrieges ebenfalls von einem mutierten Mörderlümmel angegriffen wurde. Sein nachfolgender Satz bringt die Genialität dieses Vortrages dabei am Besten auf den Punkt: "Wollt Ihr wissen wie die Hölle klingt? Ich glaube sie klingt wie 30 Männer die von einem Schwanz massakriert werden."
Einen weiteren anspruchsvollen Anhaltspunkt liefert die Pornodarstellerin Veronica, die angibt, mit ihren Vaginamuskeln gar Kugeln stoppen zu können und so die ultimative Waffe gegen den todbringenden Schwengel zwischen ihren Beinen trägt. Auf sprachlicher Ebene geht es in Porn Horror Movie dementsprechend durchgehend derb zur Sache, in Sachen Blutgehalt lässt jedoch schon die FSK Einstufung ab 16 Jahren darauf schließen, dass der Penis hier nicht sonderlich blutig zur Sache geht. Einige nette Details gibt es dann aber doch zu sehen, so etwa einen durch den Kopf gehenden Blowjob oder eine komplette Halbierung eines Opfers. Gorefreaks werden hier jedoch nicht bedient werden, sieht sich Porn Horror Movie doch mehr als selbstironische Horrorkomödie denn als Splatterfest. Ansonsten erfüllt der Streifen alle inhaltlichen Klischees eines Horrorfilms, ohne aber zu irgendeinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer horrortypischen Atmosphäre entstehen zu lassen, was sich aber von selbst erklären dürfte. Das Setting einer eingeschneiten Bergütte garantiert auf Dauer zwar nicht viel Abwechslung, dennoch wird das trashgeneigte Publikum hier durch einen sehr hohen Unterhaltungswert durchgehend bei Laune gehalten.
Die Schauspieler bringen zum Teil einiges an Erfahrung aus Film und Fernsehen mit, andere wurden direkt aus der Pornobranche rekrutiert. Der bekannteste Akteur ist hier selbstredend Pornowampe Ron Jeremy, der hier so spielt als sei er auf Beruhigungsmitteln, um dann recht frühzeitig abzutreten. Wirkliche Ausfälle sind im Cast jedoch nicht auszumachen. Die Damen geben sich alle recht freizügig und spielfreudig, während es mit Charles Napier noch ein weiterer langjähriger Schauspieler in den Film geschafft hat, welcher seinerzeit sogar schon in den kultigen Russ Meyer-Streifen zu sehen war.
Porn Horror Movie ist in jeder Hinsicht so geni(t)al, wie es ein trashiges B-Movie um einen Penis im Blutrausch nur sein kann. Und so werden sich die Geister hier dann auch scheiden, denn während die einen in diesem Film eine neue Offenbarung am Trash-Himmel erkennen werden, so ist Porn Horror Movie für andere sicherlich einfach nur so unnötig wie vorzeitige Ejakulationen. Was man dem Film dennoch nicht absprechen kann ist sein durchgehender Unterhaltungswert und die enorme Gagdichte, die oftmals alleine schon aus der Ernsthaftigkeit resultiert, mit der dieser Streifen inszeniert wurde. Wen stört es da schon, dass es sich bei Porn Horror Movie unter regulären Bewertungskritierien um einen der miesesten Filmgurken der letzten Zeit handelt?
One-Eyed Monster
USA 2008, 80 Min.
FSK: 16
Regie: Adam Fields
Darsteller: Amber Benson, Jason Graham, Charles Napier, Jeff Denton, Caleb Mayo, Bart Fletcher, Jenny Guy, Veronica Hart, John Edward Lee, Carmen Hart, Frank Noel, Ron Jeremy