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Drew, der stellvertretende Bürgermeister eines kleinen Küstenstädtchens in Maine, plant, in Zusammenarbeit mit einigen auswärtigen Investoren, den örtlichen Leuchtturm wieder in Betrieb zu nehmen und daraus so eine Art Touristen-Attraktion zu machen. Als die junge Katelyn Parks, die als Kind mit ihrer Familie in dem Turm gelebt hatte, von dem Vorhaben erfährt, kehrt sie in ihr Heimatnest zurück, denn vor zwanzig Jahren soll ihr Vater dort angeblich ihre Mutter umgebracht haben, und sie ist nun nicht scharf darauf, dass diese Tragödie zu Werbezwecken ausgeschlachtet wird. Auch Father Henry, der Priester der Gemeinde, warnt davor, wieder einen Fuß in den Turm zu setzen, denn er weiß um das dunkle Geheimnis, das in ihm lauert: In dem Gebäude geht nämlich der rachsüchtige Geist eines ermordeten Landstreichers um, der in Wahrheit auch schon Katelyns Mutter auf dem Gewissen hatte. Bald schon verschwindet der erste Bauarbeiter spurlos und aus dem Keller dringen merkwürdige Geräusche... Fernab jeglicher vordergründiger Action positioniert sich diese amerikanisch-kanadische Co-Produktion zwischen den aktuell trendigen Geister- und Spukhausfilmen als Genre-Beitrag alter Schule, bei dem es weniger um ein "Poltergeist"-mäßiges Spektakel, sondern eher um das Erzeugen einer latent unheimlichen Stimmung geht. Aufgrund seiner bedächtig-ruhigen Erzählweise baut "Der Geisterturm" dann auch zwangsweise auf ein Publikum, das nicht im Minutentakt krasse Schock-Effekte um die Ohren gehauen bekommen muss, um sich noch zu gruseln. Nach dem Geschmack der heutigen Kids dürfte das Ganze also nicht geraten sein, dafür muss man allerdings zugeben, dass Regisseur Paul Schneider die Slow-Burner-Masche wirklich fehlerfrei durchexerziert hat. Die sorgsame Fotografie schlägt viel Kapital aus der herben neufundländischen Küsten-Landschaft, die Ton-Spur passt optimal zu den präsentierten Bildern und in jenen Momenten, in denen es wirklich darauf ankommt, wird der Streifen dezent blutig, ohne dabei gleich knöcheltief im Gekröse zu waten. Den aufmerksamen Zuschauer mag hier also einiges an "The Marsh - Der Sumpf" erinnern, den anderen kanadischen Geisterfilm jüngeren Datums, der ja ähnliche Pfade beschritten und mir ebenfalls gut gefallen hat. Getragen wird die altbekannte Handlung, die so ziemlich genau auf den Höhepunkt zusteuert, den man sich so vorgestellt hat, von einer soliden Besetzung, die ein paar aufkommende Déjà-vu-Gefühle, wenn auch nicht direkt locker, dann doch zumindest gekonnt überspielt. Lindy Booth ist dabei mit ihrer schnuckeligen Art wieder mal mühelos als Sympathie-Trägerin zu akzeptieren. Alles in allem betrachtet kann man mit "Der Geisterturm" trotz einer gewissen vorherrschenden Unoriginalität also ganz zufrieden sein, denn wirkliche Blöße gibt sich die Angelegenheit weder inhaltlich noch formal-technisch. Dass der Stoff an sich ein wenig altbacken wirkt und die Inszenierung letztendlich auf dem Niveau eines okayen Fernsehfilms daherkommt, muss man ihm in Anbetracht eines doch eher beschränkten Produktions-Rahmens ergo nicht wirklich vorwerfen. Auffällig schlecht sind dann auch nur die tricktechnisch banal umgesetzten Geister-Auftritte im Finale, bei dem die suboptimalen Computer-Effekte so richtig abnerven und viel von dem Vintage-Grusel-Feeling kaputtmachen, das da zuvor so gekonnt verbreitet wurde. Fazit: Auf altmodische Weise unterhaltsam und allemal besser als so ein überfrachteter Genre-Dreck wie "Mirrors" oder der x-te "Ringu"-Klon aus Asien. Querdaumen.

6/10

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