Blei Noon
Mit „Rio Bravo“ wollte Howard Hawks eine Art Gegenentwurf zum braveren „High Noon“ drehen, nach einer kleineren Auszeit beweisen, dass er es noch kann und vor allem auch, dass sein alternder und bereits umstrittener Star John Wayne noch immer als Held taugt. Herausgekommen ist schlicht und ergreifend einer der besten, kompaktesten und charakterstärksten Western, die je aus Hollywood kamen. „Rio Bravo“ erzählt von einem Belagerungszustand in der titelgebenden texanischen Kleinstadt, wo u.a. ein alternder Sheriff, sein kauziger Deputy und ein geläuterter Alkoholiker den Ansturm zwielichtiger und einflussreicher Banditen abwehren müssen, die den verurteilten Mörder und Bruder ihres Chefs aus der dortigen Zelle befreien wollen…
Die Drei von der Dampfschelle
„Rio Bravo“ ist ein Meilenstein und einer der ganz großen Western, die ich mir immer und immer und immer wieder ansehen könnte. Der „Duke“ ist richtig stark und fast in ikonischer Spätform. Sogar die Nebenfiguren sind besser und sympathischer und eigenständiger gezeichnet als die Hauptfiguren bei den meisten anderen Western. Die Optik und Beleuchtung ist edel. Die Damen machen mit ihrer Schönheit sprachlos. In Sachen Belagerung und Verteidigung eines Ortes gibt es filmisch bis heute nichts Besseres. Selbst wenn Carpenter mit „Assault on Precinct 13“ als ausgesprochen großer Verehrer Hawks nah kam. Oder auch „Green Room“ in jüngerer Vergangenheit. Aber „Rio Bravo“ bleibt das Nonplusultra. Vollkommen eigenständig, vollkommen mächtig, vollkommen losgelöst von Zeit und Raum. Ein Monolith, ein Monument, ein Moment für die Ewigkeit zwischen Sand, Blei, Whisky und dem Eisen der Gitterstäbe. Die gesungene Countrysongsession macht mir immer wieder Gänsehaut. Stumpy lässt mich jedes Mal strahlen. Feathers ist vielleicht die heisseste Frau, die je in einem Western zu sehen war. Der Film kommt auch mal ganze Phasen ohne Dialoge aus. Er versteht sich blind mit dem Zuschauer. Die Zeit verfliegt. Ein Rad greift ins nächste. Alles hat Hand und Fuß. Man verbringt gerne Zeit in den Räumlichkeiten, bei den Leuten, mit den Themen und in diesem nahtlosen Rhythmus. Beengt und doch mit breiter Brust. „Rio Bravo“ ist perfekt.
Fazit: Howard Hawks in Topform. John Wayne in Topform. Die Traumfabrik in Topform. Das Westerngenre in Topform. Was will man mehr?! „Rio Bravo“ ist eine zeitlose und meisterhafte Speerspitze seiner Zunft. Besser war und wurde der amerikanische Western nie. Charaktere, denen man stundenlang zugucken könnte. Super!