“He [Don Siegel] wasn’t fully engaged. I think in his mind The Shootist was a work for hire. Lenny Hirshan, Siegel’s agent, was also Clint Eastwood’s agent, and it was Lenny who got Siegel into the picture. Lenny told me that Siegel couldn’t get along with anybody but Clint and was virtually unemployable because he spoke his mind so loudly.
(...) My greatest creative contribution came after I knew Wayne was cast. I got the book The Films of John Wayne and figured out that if we did a montage sequence with clips from his old movies, we could quickly sketch in the character’s violent past. Siegel had started doing montages at Warners, and when I told him my idea, he said ‘Great! Make a list of some of the westerns we could use scenes from.’ ”
~ Miles Hood Swarthout
“When I went to discuss The Shootist with him at his house in Newport, (...) I’d gone there with the film’s producer Mike Frankovich; we didn’t have a finished script then, just a treatment based on the book by Glendon Swarthout. Duke was insisting that all the bad language in the book be kept out of the screenplay, and he asked me what I thought about the changes he wanted. I said that so far the script was lousy. It was being written by Swarthout’s son, Miles Hood Swarthout, and it was cold. I said I wanted love between Duke and Betty Bacall. I wanted real tenderness between Duke and Ron Howard. I wanted to bring tears to the eyes of the audiences. “What was so funny was that Mike stood up and said, ‘Don, you’ve flipped your wig,’and Duke without a beat said, ‘Sit down and shut up.’"
~ Don Siegel
“He’s not the same person. He called me and said he wanted to make a movie with me because every picture he’d been doing was lousy. I told him I didn’t have a good story. He said he had one. He said, ‘I’d play an old gunfighter, and as he walks down the street, some guy calls him out and he tries to find his glasses because he needs them to see long distances now and he can’t see the guy clearly. And then a girl runs up and gives him some glass and he shoots the guy.’I said, ‘Duke, you’ve stood for something all your life, and now you want to throw it away for something like this? My God, Duke, it’s pitiful. You can’t play gunfighters at your age anymore.’He said, ‘What about True Grit?’I said, ‘That was an exaggerated thing, and it got by because the director didn’t know whether he was making a comedy or a drama.’Nobody wants to see Wayne as an old gunfighter.”
~ Howard Hawks
John Wayne, dessen Rolle zuerst für George C. Scott geplant war, der zu dem Zeitpunkt vermehrt auf die Unterstützung durch die Vielfilmer und Routiniers McLaglen und Kennedy oder frühere Wegbegleiter wie Hawks, Hathaway oder Sherman zurückgriff und sich am Drehort auch gerne mit ebensolchen Bekannten aus der Darstellerriege, guten alten Freunden also umgab, wird hier gleich mehrfach aus dem Kokon herausgeholt und auf das sprichwörtliche Glatteis, in die emotionale Belastungsprobe quasi geführt; nicht das erste Mal, wenn man an Die Cowboys (1972), einen vergleichsweise ungewöhnlichen Western mit ihm in der scheidenden Hauptrolle denkt, aber das letzte Mal, die Bewährung gegen das sterbende Genre, welches bloß noch von Eastwood eigentlich oben gehalten wurde, der ausgerechnet in dem Jahr ja auch mit dem preiswerten Der Texaner einen weitaus größeren Erfolg hatte, und mittlerweile Vorreiter dort und Vorreiter auch im modernen Actionfilm war, wenn man an die Dirty Harry - Versuche von Wayne, an Brannigan (1975) respektive McQ schlägt zu (1974) denkt:
Der frühere Sheriff John Bernard "J.B." Brooks [ John Wayne ] taucht im späten Januar des Jahres 1901 in Carson City, Nevada auf, wo er sich vom lokalen Arzt Dr. E.W. "Doc" Hosteler [ James Stewart ] eine Diagnose bestätigen lässt; Krebs im Endstadium und nur noch wenige Wochen zu leben. Brooks richtet sich auf seinen Tod und quartiert sich in der Pension von Bond Rogers [ Lauren Bacall ] ein, deren Sohn Gillom [ Ron Howard ] bald die wahre Identität des Gastes herausfindet und ihn zu seinem Idol erklärt, ganz im Gegensatz zur Mutter, die den als 'Revolverhelden' beschriebenen Mann am liebsten wieder aus ihrem Hause hätte, zumal die anderen Gäste nach einem Zwischenfall abreisen. Brooks hat auch bereits nächtliche Angriffe auf sein Leben abzuwehren, und entscheidet sich für eine andere Lösung, ein Duell mit drei stadt- und auch ihm gut bekannten Männern, Jack Pulford [ Hugh O'Brian ], Mike Sweeney [ Richard Boone ] und Jay Cobb [ Bill McKinney ].
Wayne, Jahrgang 1907, demnach umgeben von viel Konkurrenz, fast von Mitleid auch, durch Krankheit gezeichnet, durch zwei Scheidungen seelisch verletzt, finanziell schlecht beraten gewesen bzw. über die Verhältnisse aufgrund von großzügigen Alimenten lebend, frühere Mitstreiter begraben, hier am Ende einer Karriere, die von klein Auf zu einem Weltstar führte, vom Statisten zum Box Office Magneten, auch hinter der Kamera vermehrt aktiv, sich selber um Skripte, um Vorlagen, um die Technik, die Produktion, die Regie kümmernd. Hier wird er unterstützt und begleitet durch James Stewart (Jahrgang 1908), welcher ein ähnliches Schicksal durchmachte; beide waren bereits in Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) zusammen auf der Leinwand zu sehen, theoretisch in Das war der wilde Westen (ebenfalls 1962), der Rest sind Fernsehshows und Memoranden, meist an John Ford. Auch Der Scharfschütze ist eine Art Denkschrift, ein endgültiger Abschied, von der Leinwand und auf der Leinwand, woanders wurde noch erbittert gekämpft, hier eher mit dem Leben und dem Alter an sich gerungen, genug mit sich selber und den eigenen Schwierigkeiten zu tun.
Leute wie Leone oder Peckinpah hat man zeit seines Lebens nicht angefragt, Siegel hier mit Erfahrungen aus bspw. Ein Fressen für die Geier (1970) oder Frank Patch - Deine Stunden sind gezählt (1969) noch als der aktuellste Mann, abseits von Eastwood selber natürlich; ein Beginn in s/w, von Dino De Laurentis, eine ungewöhnliche Kombination, einer Überraschung gleich, auch das Budget ist mit 10 Mio. USD deutlich angezogen. Bilder aus früheren Werken werden eingespeist, die Person auf der Leinwand mit der Realität verbunden, im Zeitraffer eine Vorstellung, mithilfe von Panik am roten Fluß (1948), von Hondo (1953), natürlich von Rio Bravo (1959) und El Dorado (1966), der Charakter gleich dem Darsteller, so ward er oft gesehen, so wurd er stets bezeichnet, die gröbste Ausnahme dessen, Der Marshal (1969), ab und an eine Karikatur seines Wesens, hat ihm dann ausgerechnet den einzigen Academy Award beschert.
Stewart ist hier Gaststar, die Besetzung zuweilen amtlich, der Glanz des alten Hollywood trifft auf die Frischlinge, Wayne als erster auch im Bild, von weit hinten heran reitend, gleich die erste Bedrohung mit dem Colt erledigend (die Szene wurde von ihm selber gedreht, sehr zum Unwillen von Siegel, die Entschuldigung dafür wurde nachgereicht), der Winter steht vor der Tür. Ein Ritt aus den Bergen in die Stadt, wir schreiben schon das neue Jahrhundert, der Ort hier bevölkert, hinten rauscht der Zug aus dem Bahnhof, vorne die Pferdekutschen und die flanierende Gesellschaft. Es gibt sogar eine Straßenbahnen, die die nähere Gegend abkreist, es gibt viel Verkehr, es wird für einen Moment Intimität und Ruhe gesucht: "Wh-What was it, 15 years ago?" Die Erinnerung ist korrekt, ein Freundschafts-, ein Respektsbesuch. Wegen Schmerzen auch wird der Arzt aufgesucht, man teilt sich das Alter, die Wehwehchen, die Gebrechen, der Gedanken an früher, den Umgang damit; das Haus dunkel wie eine Bärenhöhle, warm dekoriert, ein Rückzugsort, vor dem Haus eine Art Stützhilfe zum Absteigen und Aufsteigen auf das Pferd, eine steinerne Erhöhung. Mit der schlechten Diagnose wird gleich begonnen, nicht lang damit gewartet, eine letale Prognose, ein Warten auf den Tod. Ein paar Wochen hat man nur, so genau kann man das nicht sagen, eine Privatsphäre wird vom Regisseur gesucht, ein trockener Umgang mit der Emotionalität, eine Professionalität, kein Heischen um Gefühlswärme, nur die Fakten, der Rest spricht für sich.
Die Kommunikation ist hier wichtig, der Umgang mit anderen Menschen, mit der Pensionswirtin, mit ihrem Sohn, dem Arzt natürlich, Konflikte zwischen Mann und Frau, zwischen dem älteren Jahrgang und den Heranwachsenden, der Generations- und der Geschlechterkonflikt, die Zeichnung der Titelfigur, die besten Tage längst hinter sich, die Änderung schwierig, der Umgang mit der Krankheit, der Nutzlosigkeit, des Abwarten, dem Dahinsiechen. Der Mann ist bekannt, er möchte aber nicht bekannt sein, es soll ein Geheimnis bleiben, es wird aber schnell entdeckt, nicht zur Freude von ihm und nicht zur Freude von Jedem. Für die Einen ist es eine Ehre, dass er da ist, für die Anderen nicht, sie wollen ihn fortschicken, fortjagen, die Geschichte seines Lebens, die Geschichte seines Sterbens. Ein Drama wird geboten, ein kühler Umgang, manchmal mit besseren, manchmal mit schlechteren Manieren, gefilmt in ruhigen Einstellungen, mit viel Zeit für die Details, für das Kennenlernen, für das Abschiednehmen, für die Charakterisierungen, ausnahmsweise sind hier auch mehrere Personen wesentlich und wichtig, die Umgebung blühend im Fortschritt, Der Scharfschütze mit unwürdigen Aussichten, mit der bitteren Realität vor der Tür. Der Arzt hat andere Ansichten, diese werden gehört, erst ignoriert, dann doch befolgt, zumal ein anderer Scharfschütze über 80 Fuß (ca. 24 m) entfernt gerade einen Mann mit drei Schüssen im Casino erledigt, mit Treffern mit ins Herz. Die Gewalt hier, die zu Beginn und die gen Ende unvermittelt und durchaus brutal, die blutigen Einschüsse, die rot gesprenkelten Anzüge, dazu eine Dramaturgie, die die Tage nach vorwärts, nicht den Countdown andersherum zählt, die sich nicht um das Spektakel kümmert, sondern die Sinne auf die stillen Momente, das Gesagte, das Verschwiegene, das Ausgesprochene und das Metaphorische lenkt. Ein Angriff in dunkler Nacht auf das Pensionszimmer sieht ein Feuer ausbrechen und einen derben Kopfschuss, am Ende zwei Tote auf dem Teppich, ein Vorspiel bloß, gibt es am Ende doch eine Art Gefecht, ein Showdown im Saloon.