In einem Dorf in Utah bringt das raue Wetter Hunger und Armut bei der Bevölkerung mit sich, weswegen immer mehr Dorfbewohner Diebstähle und Einbrüche begehen, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Da auf die Verbrecher Kopfgelder erhoben werden, flüchten die Betreffenden in die Berge, während immer mehr Kopfgeldjäger auf den Plan gerufen werden, die die Gesetzlosen jagen und töten. Doch dann taucht ein Stummer, gespielt von Jean-Louis Trintignant, auf, der seit Jahren Kopfgeldjäger tötet und hier bietet sich ihm sogar die Chance, den brutalsten und skrupellosesten der Kopfgeldjäger, gespielt von Klaus Kinski, zu töten.
Mit "Django", der meines Erachtens zu Unrecht wegen seiner genüsslich servierten Massenerschießungen zum Kult avancierte und heute als einer der besten Vertreter seiner Zunft gilt, gelang Sergio Corbucci seinerzeit der Durchbruch. Es folgten zahlreiche mehr oder minder belanglose Genre-Vertreter, bis ihm mit "Leichen pflastern seinen Weg" ein zweiter Kultfilm gelang, der definitiv zu den besseren Genre-Filmen gehört.
Was den Film dabei größtenteils ausmacht, ist seine Kompromisslosigkeit. Die teilweise sadistischen Ermordungen der Gesetzlosen, sind auch aus der heutigen Sicht noch sehr brutal serviert und bleiben vor allem deshalb im Gedächtnis, weil sie durch das Gesetz legitimiert sind. Die Ungerechtigkeiten, die sowohl den notgedrungen zu Kriminellen Gewordenen, als auch den Dorfbewohnern, die unter der Ankunft der zahlreichen Kopfgeldjäger ebenfalls zu leiden haben, widerfahren, werden oft, zahlreich und ausgiebig vergegenwärtigt, ohne, dass Corbucci, selbst zum Ende hin, auch nur den geringsten Versuch einer gewissen Schlichtung des Geschehenen unternimmt. Vor allem beim tristen und ebenfalls ernüchternden Finale wird die Konsequenz, mit der Corbucci seinen knallharten, depressiven und brutalen Italo-Western durchzieht, überdeutlich.
In Anbetracht dessen sind die kalten und tristen Kulissen hervorragend gewählt, die als optischer Rahmen einiges hergeben, genauso, wie die akustische Komponente zu überzeugen weiß. Der Score, von keinem Geringeren als Ennio Morricone komponiert, steigert, ähnlich, wie die trist und eisig wirkenden Kulissen und Landschaftsaufnahmen, die dichte Atmosphäre, die durchaus über weite Strecken besteht, immer weiter und so wird das Geschehen zu keinem Zeitpunkt langweilig und vermag durchgehend zu fesseln.
Und dann wären da auch noch die guten Darsteller, die den Film ebenfalls über weite Strecken tragen können. So ist Klaus Kinski in der Rolle des kaltherzigen, skrupellosen Kopfgeldjägers mit seiner eiskalten, kantigen und bedrohlichen Art hervorragend besetzt und liefert eine nahezu beängstigende Leistung und ein perfektes Feindbild ab. Daneben zeigt Jean-Louis Trintignant eine ordentliche Leistung, meistert die Rolle des stummen Kopfgeldjägerkillers souverän und kompensiert mit Mimik und Gestik, dass sein Charakter nicht sprechen darf. Und auch die Leistungen der restlichen Nebendarsteller verdienen Anerkennung.
Durchgehend unterhaltsam, in vielen Szenen, in denen sich die Gegner Auge in Auge gegenüberstehen, auch unglaublich intensiv und atmosphärisch, ist "Leichen pflastern seinen Weg" zwar ein guter Film, Corbuccis bester sogar, aber auch nicht unbedingt das Meisterwerk, als das er oftmals gehandelt wird. Auch wenn es ein fester Bestandteil des Genres ist, sind auch hier die Charaktere zu unglaubwürdig und überzogen gestrickt, viel zu sehr auf ein markantes und cooles Auftreten ausgelegt, als dass man dem Film hier eine menschliche Komponente zusprechen könnte und darunter leidet das Werk durchaus ein wenig. Darüber hinaus entstehen stellenweise ein paar kleinere und vermeidbare Längen und zuletzt bleibt temporär gelegentlich mal ein recht fader Beigeschmack, weil man dem Film durchaus ansieht, dass, verglichen mit Leones Werken, das Budget und die Möglichkeiten recht begrenzt waren. Überflüssig zu erwähnen, dass man "Leichen pflastern seinen Weg" nach gut 40 Jahren auch sein Alter überdeutlich ansieht.
Fazit:
Spannend und atmosphärisch ist "Leichen pflastern seinen Weg" durchaus, darüber hinaus lässt sich Corbuccis Werk auch nicht absprechen, dass es kaum brutaler, härter und kompromissloser sein könnte und auch darstellerisch ist der Italo-Western über jeden Zweifel erhaben. Allerdings merkt man dem Film durchaus an, dass er mit wenig Budget gedreht wurde und, da auch die menschliche Komponente außer Acht gelassen wird, fehlen einfach die ganz großen Momente, die ein Meisterwerk ausmachen.
72%