Auch wenn die zu Grunde liegende Geschichte einer Gruppe jüdischer Partisanen in Polen während des zweiten Weltkrieges eine interessante Grundlage für einen Spielfilm abgibt, funktioniert Defiance leider nicht so gut, wie man es vielleicht erwarten würde.
Cinematographisch ist Defiance schön eingefangen. Die vorherrschenden Braun- und Grüntöne passen gut zur Umgebung und die Kampfszenen sind gut in Szene gesetzt. Auch der Sound ist vor allem in den Gefechten sehr gut. Der Score hingegen ist leider zu dick aufgetragen und lenkt vor allem in Dialogszenen eher ab, was darauf hinweist, das diese für sich genommen nicht gut genug sind, um den Zuschauer zu bewegen.
Denn das Manko von Defiance liegt vor allem im Drehbuch, das die Geschichte leider größtenteils vor sich hinplätschern lässt, so dass der Film nur bei Kampfhandlungen und Konflikten im Lager wirklich spannend wird. Zugegebenermaßen gibt der historische Stoff auch keine besonders gute Spannungskurve her. Trotz vieler Dialogszenen bleiben auch die Charaktere leider eher flach. Eine Identifikation mit den Hauptfiguren wird außerdem durch ihr widersprüchliches Verhalten erschwert. Tuvia Belski ermordet, um den Tod seiner Eltern zu rächen, einen Polizeichef und seine Söhne und erschießt einen seine Autorität in Frage stellenden Mitflüchtling ohne zu zögern, nur um in anderen Szenen zu predigen, dass man sich auch in schwierigen Zeiten seine Menschlichkeit bewahren muss. Zwick wollte damit vermutlich vermeiden, die Gebrüder Belski zu Helden hochzustilisieren, mir als Zuschauer fällt es dann jedoch schwer, mit ihnen mitzufühlen, wenn sich dann nicht wenigstens die Zeit genommen wird, durch eine tiefer gehende Charakterisierung das Verhalten nachvollziehbarer zu machen oder es wenigstens einmal zu problematisieren. Exemplarisch für das schlechte Script ist der Überfall auf eine Polizeistation, bei dem Zus angeschossen wird. Offensichtlich ist das Behandeln von Schussverletzungen ohne vernünftige medizinische Versorgung im Wald alles andere als ein unproblematisches Unterfangen. Trotzdem ist die einzige Konsequenz aus der Verletzung, das wir Zus später mit einem Verband am Arm sehen. Wozu dann das Ganze?
Insgesamt kann Defiance also zwar stellenweise recht gut unterhalten, schafft es wegen inhaltlicher Schwächen aber weder wirklich zu fesseln noch anderweitig besonders zu überzeugen.
6/10