Bisher zählten die Filme von Edward Zwick ("Last Samurai", "Ausnahmezustand", "Legenden der Leidenschaft") durchaus zu meinen Favoriten. Aber was sich der gute Mann nun mit "Unbeugsam" geleistet hat, ist schon kaum zu glauben - auch wenn die wenig reflektierte, pathoshaltige Machart durchaus seinen früheren Werken entspricht.
Im wahrsten Sinne des Wortes "verzwickt" wird es dann aber, wenn das sensible Thema Holocaust zur filmischen Disposition steht und dies, wie schon einst bei Steven Spielbergs "Schindlers Liste", von einem Regisseur bearbeitet wird, der selbst Angehörige zu jener Zeit verloren hat.
Auch "Unbeugsam" basiert, wie heute üblich, lose auf wahren Begebenheiten, vereinfacht und verklärt diese primär im Jahre 1941 angesiedelten Ereignisse jedoch radikal. Durchaus typisch für Edward Zwick, der ohnehin nicht ungern mit platten Feind- und strahlenden Heroenbildern um sich wirft. Besagte Heldengestalten sind im Falle des vorliegenden (Abenteuer)Kriegsfilms die beiden Belski-Brüder Tivia und Zus (Daniel Craig, Liev Schreiber), die als jüdisch-weißrussische Partisanen während des Zweiten Weltkiegs den deutschen Besatzungstruppen und deren einheimischen Helfern vehementen Widerstand leisten.
Dass man unter diesen Voraussetzungen kaum mit einem ernstzunehmenden Historiendrama rechnen konnte, war beinahe klar. Wider Erwarten entpuppt sich "Unbeugsam" aber auch nicht als reiner Actionfilm. Nicht nur sind die vorhandenen Kampfszenen eher spärlich gesäht, sie gestalten sich darüberhinaus auch überraschend unspektakulär und zugleich unrealistisch. Vom Grauen des Krieges ist jedenfalls entgegen dem allgemeinen Hollywoodtrend wenig zu spüren, wenn selbst Stuka-Bomben bestenfalls kleine Kratzer verursachen und besagte CGI-Flieger so unrealistisch in Szene gesetzt wurden, dass man die Attacke ohnehin kaum ernst nehmen kann. Die ansonsten die nicht längenfreie Handlung dominierenden, kleineren Infanteriegefechte sind widerum, wenn auch nicht spektakulär, so doch wenigstens handwerklich und ausstattungsseitig solide umgesetzt.
Was Zwicks Film jedoch das imaginäre Genick bricht, ist seine extrem einseitige, verklärende, ja geradezu klischeetriefende Darstellung des portraitierten jüdischen Widerstandes. Stets im (beabsichtigten?) Kontrast zu den zwei zu schieren Übermenschen stilisierten Belski-Brüdern lässt "Unbeugsam" mit gerade erschreckender Tränendrüsenappell-Präzision kein Juden- wie Besatzerklischee aus, um lange überholt geglaubte Feindbilder aufs Neue zu befeuern.
Besonders deutlich werden diese in den verschiedenen Alltagsszenen des Waldlagerlebens der jüdischen Verfolgten illustriert. Mit einer mitunter ans Unerträgliche grenzenden Penetranz darf der Zuschauer hier - den mahnenden Zeigefinger stets im Nacken spürend - gefühlte Stunden halb verhungerten Greisen beim zittrigen Auslöffeln der letzten Suppenreste für die Kamera, Sozialismus wie Kultur predigenden Intellektuellen und mitunter äußerst bedenklichen Moralpredigten wie Selbstjustizhandlungen beiwohnen. Eine nennenswerte Tiefenstruktur ist dabei weder auf erzählerischer noch auf psychologischer Ebene auszumachen. Hier wird einzig des Effektes wegen gelitten und geschmachtet.
Gekrönt wird die verlogene Moralstunde durch eine spätestens zur Filmmitte konsequent die Nerven attackierende und darüberhinaus inflationär eingesetzte Musikuntermalung, die mittels einer betont trauervoll aufspielenden Solisten-Geige auch jene zum regen Taschentuchgebrauch nötigen möchte, denen die vermeintlich schockierenden Bilder noch nicht ausreichen.
Doch gerade letztgenannte verschleiern kurioserweise das Grauen des Krieges, wie bereits angedeutet, ohnehin konsequent. Hier wird entweder sauber, namenlos und rasch gestorben oder spektakulär der Heldentot gefunden. Leiden muss hier jedenfalls wundersamerweise niemand. Aber gut, eine realistische Kriegsdarstellung würde ja nur am Saubermann-Image der bisweilen wenig umsichtig agierenden Protagonisten kratzen.
Letztgenannten muss man freilich zugestehen, dass sie durch Daniel "007" Craig und Liev Schreiber (kürzlich in "Wolverine" zu sehen) sehr ausdrucksstark und schauspielerisch hochklassig verkörpert werden. Auch einige Nebenrollenbesetzungen wie die des sowjetischen Partisanenführers sind, wenn auch natürlich nicht klischeefrei, gut getroffen.
Pluspunkte gibts unterm Strich ferner für die nette, wenn auch wenig spektakuläre Technik sowie die nicht uninteressante, auf Fakten basierende und unverbrauchte Grundidee.
Fazit: Dennoch scheitert "Unbeugsam" an seinen äußerst fragwürdigen und einseitigen Grundintentionen. Historisch ist Zwicks Werk kaum zu gebrauchen und geht vielmehr als trotz aller Verklärung nicht unbrutaler, überlanger Abenteuerfilm durch. Das wäre ja auch durchaus ok, würde dabei nicht ein solch sensibles Thema lediglich für plumpe, bestenfalls in minimalen Ansätzen reflektierte Klischees missbraucht...