Der beste Apatow-Film, den das Team Apatow gar nicht gemacht hat: „Role Models“ fühlt sich genauso an wie eine Komödie aus besagtem Hause, ist aber unabhängig davon produziert worden.
Danny Donahue (Paul Rudd) und Anson Wheeler (Seann William Scott) sind Promoter für Energydrinks und trotz ihrer Unterschiedlichkeit Freunde. Wheeler verbietet die Aussprache seines Vornamens, lebt in den Tag hinein und liebt den Simpeljob. Danny hasst die Arbeit, fühlt sich nach 10 Jahren im Beruf vergeudet und gerät in eine Lebenskrise. Schon da hat „Role Models“ Spaß daran seine Buddys zu kontrastieren, wobei Buddymovies ja meist Actionkomödien sind. Action gibt es hier zwar nicht, aber trotzdem zieht sich das Buddythema durch den Film.
Zu Buddys – und auch noch zu angeblichen Vorbildern – werden Danny und Wheeler nämlich, als Danny in seine Sinnkrise gerät. Erst bringt seine Streitsucht die Beziehung mit seiner langjährigen Freundin Beth (Elizabeth Banks), schließlich schrottet er das Firmenauto bei einer krummen Aktion. Er und Wheeler stehen vor der Wahl: 30 Tage Knast oder 150 Sozialstunden bei Sturdy Wings. Hier kriegt nun jeder einen jugendlichen Buddy: Danny den 16jährigen Live-Rollenspieler Augie (Christopher Mintz-Plasse), Danny den frühreifen 10jährigen Ronnie (Bobb’e J. Thompson). Insofern ein lustiges Grüppchen, in dem trotzdem immer noch die binären Buddy-Verbindungen verschiedener Art bestehen.
Danny und Wheeler sind nicht gerade motiviert, aber bei Nicht-Ableistung der Stunden geht es in den Bau. Also kümmern sich die beiden wohl oder übel um ihre Schützlinge und lernen dabei auch die eine oder andere Sache über sich selbst...
„Role Models“ ist den Kernwerken von Judd Apatows Schaffen, also Filmen wie „Beim ersten Mal“ oder „Forgetting Sarah Marshall“, näher als so manch anderem Werk, an dem Team Apatow mitarbeitete, wenn man da an „You don’t mess with the Zohan“ denkt. Denn auch „Role Models“ besitzt eine sehr menschliche Seite, gibt seine Figuren nicht der Lächerlichkeit preis, sondern begleitet sie auf dem Weg zur Besserung. Nihilist Danny erkennt die guten Seiten des Lebens, Wheeler als Bruder Leichtfuß lernt Verantwortung zu übernehmen und auch die Jugendlichen lernen was fürs Sozialleben. Dabei lautet die Botschaft sich nicht zu verbiegen, denn schlussendlich wird Augies Hobby akzeptiert, nicht er muss sich dem Massengeschmack unterordnen.
Da ist „Role Models“ dann leider recht konventionell, wobei man den Machern positiv anrechnet, dass sie das Happy End nicht überziehen – die Hauptfiguren haben gewisse Schritte geschafft, all ihre Träume aber bei weitem nicht erfüllt. Viele der Ziele sind romantischer Natur, z.B. Dannys angestrebte Versöhnung mit Beth und auch Augie lernt amouröse Seiten an sich kennen. Wheeler und Ronnie reden dann eher über Sex als über Liebe, was eine gewisse sprachliche Derbheit garantiert, die „Role Models“ dann aber ausgesprochen amüsant einsetzt und nicht in platte Nacktheits- oder Fäkalkalauer abdriftet.
Neben dem treffsicheren Wortwitz ist es aber auch die charmante Art, wie „Role Models“ seine Charaktere präsentiert, die dem Film über die Runden verhelfen. Wheelers KISS-Faible beschert dem Film nicht nur „Love Gun“ als Hymne und gibt Anlass zu Dialogen über dessen Texte, sondern wird gegen Ende auch noch mit in Augies Rollenspiele eingebracht, was zu einem höchst amüsanten Finale führt. Auch wunderbar die Szenen, in denen Danny und Wheeler undankbaren Schulkindern die Energydrinks als Alternative zu Drogen vorführen müssen, wobei sie beide nur so halb hinter dem Gesöff stehen.
Damit ein Film dieser Art funktioniert, braucht man natürlich auch die richtigen Darsteller. Paul Rudd endlich mal in einer Hauptrolle ist wirklich toll als genervter Jedermann mit Menschenhass, den man gleichzeitig irgendwie nachvollziehen kann. Seann William Scott spielt dagegen mal wieder seine Paraderolle als Casanova runter, aber das kann er immerhin sehr gut. Christopher Mintz-Plasse variiert seine „Superbad“-Rolle ein wenig, ist jedoch als Geek mal wieder gut drauf und auch Bobb’E J. Thompson als dauerfluchendes Kind kann sich neben den bekannteren Kollegen wunderbar behaupten. Elizabeth Banks als Beth and Jane Lynch als toughe Chefin von Sturdy Wings setzen dem Testosteron-Haufen dann jede auf ihre eigene Art eine Form von starker Weiblichkeit entgegen, die nicht untergeht.
Insofern macht „Role Models“ trotz seiner konventionellen Geschichte Spaß: Flotter Wortwitz, guter Sound und eine Topbesetzung – da ist man angesichts des etwas zuckrigen Happy Ends und der leicht Überraschungsarmut nicht enttäuscht.