Review

„Es sieht nach einer Irritation der Zellinformationen aus…“

1988 debütierte US-Regisseur Brian Thomas Jones („Escape from Safehaven“), indem er sich an der Horror-TV-Serie „Monsters“ beteiligte – und zudem mit „Rejuvenator“ ein spielfilmlanges Horrorgebräu aus Mad-Scientist- und Körper-/Mutationshorror-Motiven schuf, das zumindest seine Prämisse betreffend an Roger Cormans „Die Wespenfrau“ erinnert und ansonsten ganz den Geist der ‘80er-Genrewerke atmet.

Filmdiva Ruth Warren (Jessica Dublin, „Der Mafiaboss – Sie töten wie Schakale“) hat ihre besten Zeiten hinter sich: Sie ist sichtlich gealtert und die Angebote bleiben aus. Mit ihrem finanziellen Reichtum investiert sie in die Arbeit Dr. Gregory Ashtons (John MacKay, „Jetzt flippt der Dicke völlig aus“), der mit Unterstützung seiner Assistentin Stella Stone (Katell Pleven) an einem Serum forscht, das die Jugend zubringt. Wenngleich die Tierversuche noch längst nicht das erzielte Langzeitergebnis liefern, drängt Ruth darauf, mit der Behandlung zu beginnen – ohne das wahre Ausmaß der noch bestehenden Probleme zu kennen. Da Dr. Ashton fürchtet, dass ihm der Geldhahn zugedreht wird, lässt er sich darauf ein und siehe da: Seine Probandin scheint tatsächlich ihre jugendliche Schönheit wiedererlangt zu haben. Diese legt sich ein Alter Ego namens Elisabeth zu, das sie als ihre junge Nichte (Vivian Lanko, „Simple Men“) ausgibt. Doch nach kurzer Zeit treten die befürchteten Probleme auch bei ihr auf und sie verwandelt sich in ein monsterähnliches Wesen, das schnellstens frisches Serum in immer höheren Dosen benötigt. Dieses jedoch wird aus den Gehirnen just Verstorbener gewonnen und der Nachschub wird knapp. Als Ruth beginnt, sich selbst frische Gehirne zu beschaffen, eskaliert das Experiment…

„Meine schlimmsten Befürchtungen sind Wirklichkeit geworden!“

„Rejuvenator“ beginnt etwas behäbig, nutzt die Zeit jedoch, um seine moritatische Hintergrundgeschichte um fragwürdigen Jugendwahn und Schönheitsoperationen zu erzählen, der die damit verbundene Oberflächlichkeit und die Nichtakzeptanz biologischer Unausweichlichkeiten kritisiert. Dies verknüpft der Film mit einem klassischen Mad-Scientist-Sujet, beispielsweise wenn sich Dr. Ashton à la Frankenstein Leichen für seine Forschungen liefern lässt. So dauert es rund eine halbe Stunde bis zur ersten „schicken“ Mutation Ruth‘, für die der namhafte Spezialeffektkünstler Edward French verantwortlich zeichnet und sich nicht lumpen lässt. Interpretatorisch ließe sich anführen, dass Ruth zu ihrem „wahren Gesicht“ mutiert, denn in ihrer Überheblichkeit sind ihr Fragen nach Moral u.ä. vollkommen gleich, solange sie nur wieder allgemeinen gesellschaftlichen Konventionen von „hübsch“ entspricht. Konsequenterweise „vernascht“ sie dann auch jemanden auf der Straße und knallt dem Dottore das pochende Denkorgan auf den Autositz, enthauptet einen arglosen Wachmann etc., während sie in immer kürzeren Abständen immer unkontrollierter vor sich hin wuchert, bevor es zu einem superekligen und nicht minder schleimigen Abgang kommt.

„Doktor! Was haben Sie mit Madame gemacht?!“

Ja, solch garstige Frauenzimmer können einem im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand bringen. Die abgefahrenen Spezialeffekte, die French auch auf Dr. Ashtons Laborratten ausweitet, manch zarteres Gemüt ebenfalls, denn diese sind ein Festschmaus für nach dem guten alten ‘80er-Baggermatsch lechzende Genrefans auf Entzug in diesen unwirtlichen CGI-Zeiten. „Rejuvenator“ braucht anfänglich etwas, bis er in die Puschen kommt, enttäuscht dann jedoch nicht – wenngleich man ihm seinen Low-Budget-Status und seine Beschränkungen ansieht, die ihn zu so etwas wie modernerem B-Movie-Charme verhelfen. Dann und wann schafft es gar, etwas Tragik in die ansonsten eher seltener betretene emotionale Ebene des Films einzubringen. Die Schauspieler agieren auf passablem Genreniveau. Im Nachtclub gibt übrigens die All-Girl-Metal-Band „Poison Dollys“ ein unterhaltsames Konzert und ist mit zwei Songs am Soundtrack beteiligt. Zu seiner Entstehungszeit war „Rejuvenator“ ein Film von vielen; heute, da solche Filme nicht mehr gemacht werden, ist er eine Wiederentdeckung für all diejenigen wert, die das meiste an ähnlichen und sicherlich auch besseren Filmen schon gesehen haben, aber einfach nicht genug bekommen. 6,5 von 10 Serumsspritzen injiziere ich als Fan da gern.

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