Jahre nach dem Ende der erfolgreichen TV-Serie hat Chris Carter nun noch einmal den größten Teil des Teams vor und hinter der Kamera zusammengerufen, um einen weiteren Kinofilm auf die Menschheit loszulassen.
Dass, nachdem soviel Zeit vergangen ist und beinahe alle Fragen restlos beantwortet waren, "Akte X - I Want To Believe" kein Verschwörungsthema behandeln würde, war zu erwarten. Auch daß Mulder und Scully nun als Paar zusammenleben und ihre Jobs beim FBI los sind, erscheint durchaus plausibel.
So gesehen erwartete die Fans scheinbar viel heiße Luft und wenig altbewährtes, was diese mit zurückhaltendem Kino-Einspiel quittierten.
Von meinem Standpunkt aus gesehen bietet aber Chris Carter, der Erfinder und Fädenzieher hinter den Vorkommnissen um die ungleichen Ermittler Mulder und Scully und deren Kampf gegen eine Kolonisierung der Erde durch Außerirdische in Zusammenarbeit mit korrupten Regierungsgruppen, eine sehr gute Anknüpfung an vergangene Ereignisse.
Die Handlung funktioniert sogar noch besser als der Erstling "Fight the Future" ohne Hintergrundwissen aus der Serie, denn hier werden zwei Charaktere gezeigt, die ein neues Leben begonnen haben und nun wieder in alte Ermittlungen miteinbezogen werden.
Eine FBI-Agentin wird aus ihrem Haus entführt und ein als Pädophiler verurteilter ehemaliger Prister führt die neuen Agenten zu einem im Schnee vergrabenen abgetrennten Männerarm. Seine Botschaften bekommt Father Joe von Gott, wie er behauptet.
Über Dana Scully, welche als Ärztin an einem Krankenhaus arbeitet, wendet sich das FBI an Fox Mulder mit der Bitte um Hilfe aus seiner Zeit bei den X-Akten.
Dieser kommt dem Aufruf nach und zusammen mit den Ermittlern kommt er einer unmenschlichen Testreihe von Organhändlern auf die Spur.
Scully dagegen hält sich aus dem Fall raus und hadert mit ihrem Glauben bezüglich einer neuartigen Therapiemethode mit Stammzellen, welche sie einem unheilbar kranken Jungen angedeihen möchte. Daß sie dabei ebenfalls den Ermittlungen ziemlich nahe kommt wird ihr allerdings erst ziemlich spät klar...
Die Zutaten der Serie aus den Anfangstagen werden konsequent eingesetzt, um dem geneigten Fan einen abwechslungsreichen und spannenden Fall zu bieten, der auch visuell überzeugen kann. Natürlich kommen Verschwörungstheoretiker dabei zu kurz aber die erste Staffel von "Akte X" hatte ja auch noch keine grauen Hintermänner, außerirdische Invasoren und Agenten zu bieten.
So verfolgt Mulder mit den FBI-Agenten eine ziemlich realistische, aber darum nicht minder gefährliche Bedrohung!
Scully dagegen beteiligt sich eher nebenbei als Hilfe, treibt ein anderer Handlunsstrang doch ihre Karriere als Ärztin voran.
Erst als sich die Überzeugungen von Mulder und Scully wieder in die Quere kommen, blitzen Momente aus dem skeptischen Umgang der beiden miteinander aus der Serie auf.
Dabei bleibt das Drehbuch konsequenterweise sehr eng an der Realität und es gibt keine Raumschiffe, keine Krebskandidaten im Hintergrund und keine nächtlichen Erscheinungen zu sehen.
Stattdessen konzentriert es sich auf die beiden Hauptfiguren und ihre Entwicklung nach der Zeit und den Erfahrungen beim FBI und bleibt dabei überraschend ernsthaft und menschlich.
Alle anderen Figuren bleiben dabei nur Nebendarsteller, auch wenn Amanda Peet als Agent-in-charge Dakota Whitney eine überzeugende Vorstellung liefert und sogar XZibit ein wenig Profil gewinnt. Zum Ende hin taucht auch nochmal der stellvertretende FBI-Direktor Walter Skinner auf und ein paar Grusel-Effekte wie blutende Augen und abgetrennte Körperteile machen "Jenseits der Wahrheit" zu einer konsequenten Fortführung des erfolgreichen TV-Formates.
David Duchovny und Gillian Anderson liefern sehr gute Darstellungen ihrer bekanntesten Figuren ab, besonders Anderson gibt Scully eine erfrischende Vielseitigkeit nach all den wechselnden Schicksalsschlägen der Vergangenheit.
Am Ende des Filmes hat man jedenfalls ein zufriedenes Gefühl - was für den Akte-X-Fan stellenweise aber eher Unzufriedenheit auslöst. Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Spannung, Atmosphäre, Düsternis und einem klitzekleinen bißchen Mystery.
Fazit: So und nicht anders hat eine nach Jahren wiederbelebte Rückkehr zu den Charakteren der X-Akten auszusehen. Zwar bleiben die großen Verschwörungstheorien auf der Strecke aber "Akte X - Jenseits der Wahrheit" funktioniert als düsterer Thriller ohne Humor durchaus sehr gut. Die Figuren haben sich weiterentwickelt und wer sich noch immer in der Geradlinigkeit der Story und der christlichen Symbolik weidet und sich als Fan bezeichnet, der anscheinend nicht!
Ich für meine Verhältnisse wurde nach all den Unkenrufen auch als Fan der Serie äußerst positiv überrascht, denn die X-Akten sind geschlossen, die Wahrheit publik aber Mulder und Scully noch immer quicklebendig! Sehr gut!