Völlig überrascht war ich, als ich "Hearts in Atlantis" in der hiesigen Videothek stehen sah. Erstens weil kein anderer als Anthony Hopkins mitspielt und zweitens, weil der Film nach einem Buch von Altmeister Stephen King handelt. Wär ja alles gut und recht, wäre der Film, zumindest mir, nicht völlig untergegangen bzw. unbekannt. Trotz allem hab ich mir den Film also ausgeliehen und muss gestehen, dass ich durchaus verstehen kann, dass im Vorfeld über den Film so wenig geredet wurde. Nicht, weil er grottenschlecht, sondern weil er einfach nichts Besonderes ist. Es geht um den Schrifsteller Robert Garfield (David Morse), der in einem Brief benachrichtigt wird, dass sein Jugendfreund Sulli gestorben ist. Als er an dessen Beerdigung auch noch erfährt, dass ihre gemeinsame Freundin von damals, Carol, inzwischen auch schon verstorben ist, erinnert er sich an diese Zeit zurück. Und an den mysteriösen, aber dennoch sehr netten Ted (Anthony Hopkins), der damals bei Robert und seiner Mutter im Haus lebte.
Der Film ist natürlich alles andere als schlecht, überzeugen die Schauspieler schon mal auf ganzer Linie. Nur Roberts Mutter nervt hier und da durch ihre Hysterie, die zwar verständlich, aber trotzdem nervtötend ist. Wie schon in "Green Mile", der ja auch nach der Buchvorlage von Stephen King inszeniert wurde, geht es auch in "Hearts in Atlantis" um einen Mann, der nicht unbedingt eine übernatürliche, aber außergewöhnliche Fähigkeit besitzt. Nämlich das Hellsehen. Das wird dem lieben Ted dann auch zum Verhängnis, weil er von der FBI gesucht wird, damit er jenen im Kampf gegen den Kommunismus zur Seite steht. Das möchte Robert natürlich unterbinden, auch wenn seine Mutter allgemein gegen seine Freundschaft zum komischen Einsiedler ist. Der Film zeigt einige Gefühle, was ja eigentlich normal ist, wenn man bedenkt, dass der Film von der eigenen und vergangenen Jugend spielt. Irgendwie fehlt "Hearts in Atlantis" jedoch das gewisse Etwas, es gibt Nichts, bei dem man irgendwie das Gefühl hätte, aufregend oder neu zu sein. Mir ist es so vorgekommen, als ob ich den Film schon mal gesehen hätte, was sicher nicht so ist. Er tut genau das Nötigste, um nicht im Mittelmaß und in der Einöde zu versinken. Richtig lebt der Film sowieso nur an einer Sache. Die Sache ist eine Person und heißt Anthony Hopkins. Der Rest ist ok, aber auch NUR ok, wodurch der Film irgendwie wie 1000 andere seiner Art wirkt. Für das, dass man eine Vorlage von Stephen King hatte, hätte man weitaus mehr daraus machen können. Die Länge von knappen 100 Minuten ist auch nur etwas mehr als die Hälfte der von "The Green Mile". So lang hätte "Hearts in Atlantis" natürlich auch nicht sein müssen, aber wenigstens etwas mehr, dann hätte man mehr Platz gehabt. Die Gefühle, die auftreten, sind noch zu wenig und alles zu undramatisch. Am Ende wird es dann ganz schön melancholisch, aber das hätte man auch während des Films reinbringen können.
Sicher kein schlechter Film, bei dem aber viel mehr dringewesen wäre. Zum Anschauen auf jeden Fall geeignet, es ist aber nicht unbedingt was Besonderes. Gesehen haben muss man "Hearts in Atlantis" auch nicht. 6,5/10 Punkte