"The French Job"
Mit Steven Soderberghs locker-flockiger Oceans´s-Trilogie hat das lange Zeit vor sich hindümpelnde Heist-Genre seinen zweiten Kino-Frühling erlebt. Das hat man offenbar auch in Frankreich registriert. Ohnehin scheint man dort seit ein paar Jahren genau die Hollywoodschen Hochglanz-Trends zu beobachten, um dann ähnliche eigene Produktionen zumindest auf dem europäischern Markt zu platzieren. Das klappt inzwischen vor allem im Horror- (Martyrs) und Actionbereich (Transporter 1-3, 96 Hours) teilweise ganz ausgezeichnet. Da wäre es doch gelacht, wenn man ausgerechnet im Land des Klassikers Rififi nicht auf den nach wie vor flott fahrenden Heist-Zug aufspringen würde.
Bereits der vieldeutige Titel Ca$h ist äußerst clever gewählt. Im Film geht es um Geld, mit dem Film will man Geld machen und der Slang-Begriff für Geld dürfte weltweit zu den 100 bekanntesten englischen Vokabeln zählen.
Auch bei der Besetzung wird schnell klar, dass man keineswegs ausschließlich das heimische Publikum im Visier hatte. Jean Reno hat international Gerard Depardieu längst den Rang abgelaufen. Die Italienerin Valeria Golino hat auch schon mehrfach Hollywood-Luft geschnuppert und Francois Berléand ist durch seinen Part als Jason Stathams Polizisten-Kumpel in der Transporter-Trilogie zumindest zahlreichen Actionfans ein Begriff. Bleibt noch Hauptdarsteller Jean Dujardin. Er hat es durch zwei launige Bond-Parodien als französischer Snop-Agent 0SS 117 zwar vornehmlich in seinem Heimatland zu großer Beliebtheit gebracht. Der gut aussehende Franzose verfügt aber über eine witzig-charmante Art, die wie geschaffen ist für einen Gentleman-Ganoven von internationalem Format.
Regisseur Eric Besnard hat mit Ca$h eine im besten Sinn altmodische Gaunerkomödie inszeniert. Der Ton ist heiter-beschwingt, das Ambiente durchgängig stilvoll und edel und die Darstellerriege in bester Spiellaune. Die eigentliche Story ist nicht so wichtig, es gilt lediglich die Maxime: nichts ist so, wie es scheint.
Europol ist seit Jahren erfolglos hinter dem Star-Ganoven Maxime (Jean Reno) her. Der scheidende Chef Barnes (Ciarán Hinds) will mit der Festnahme Maximes seine Karriere krönen. Seine ehrgeizige Untergebene Julia (Valeria Golino) braucht ebenfalls einen großen Fahndungserfolg, schließlich wird der Chefsessel ja bald frei. Die Gaunerbande um den charmanten Lebemann Cash (Jean Dujardin) scheint da genau das passende Opfer. Doch als sie urplötzlich die Chance erhält über Cash an Maxime heranzukommen, entschließt sie sich zur vorübergehenden Zusammenarbeit. Aber der Ausgefuchste Maxime hat die europäische Polizei nicht umsonst jahrelang an der Nase herumgeführt ...
Ca$h ist in erster Linie ein augenzwinkerndes Verwirrspiel. Permanent wird der Zuschauer auf falsche Fährten geführt und von unerwarteten Wendungen überrumpelt. Ähnlich den Ocean´s-Filmen stehen hier nicht Charaktere oder eine spannende Handlung im Vordergrund, sondern vor allem der Spaß am Manipulieren und Austricksen. Das wirkt mitunter etwas zu überkandidelt und verspielt.
Die bestens aufgelegten Darsteller, die mondänen Schauplätze und die flott erzählte, Twist-reiche Handlung sorgen allerdings für durchweg gute Laune beim geneigten Heist-Fan. Für einen moderner Genre-Klassiker reicht es zwar nicht, aber als spritziger Gauner-Aperitif ist Ca$h allemal eine Empfehlung wert. "À votre santé!"