Review

Kanadas Filmindustrie dürfte wohl nur Cineasten ein Begriff sein. Kaum größere Produktionen kamen in den letzten Jahren aus dem nordamerikanischen Land, welche normalen Kinogängern ein Begriff wären. David Cronenberg gehört da mit seinen Oeuvre (u.a. „Scanners") schon zu den größten Namen im Filmgeschäft, die das Land mit dem Ahorn in der Flagge hervorgebracht hat. Und so darf man nun auch von „Abducted II", der in Deutschland unter dem Titel „Ferien des Grauens" im Fernsehen lief, keinen cineastischen Meilenstein erwarten.
  
Die Story: Drei Freundinnen machen Urlaub in den Bergen. Doch anstatt dort in Frieden abspannen zu können, begegnen sie einem brutalen Einsiedler namens Vern (Lawrence King-Phillips), der sie verschleppen und zu Sex zwingen will. Doch zwei von ihnen gelingt die Flucht und sie versuchen auch die verbliebene Freundin zu befreien. Joe Evans (Dan Haggerty, bekannt aus der TV-Serie „Der Mann in den Bergen"), Verns Vater und Wilderer, ist zufällig in der Nähe und es kommt zum Wiedersehen zwischen Vater und Sohn...

...das ist wohl auch der Grund, weswegen der Film im Englischen den Untertitel „The Reunion" trägt. Nachdem es nämlich im ersten Teil schon zur Konfrontation mit den beiden kam und Vern nach einem Sturz von einem Felsen von Joe für tot gehalten wurde, wird hier nun in Teil zwei die Geschichte des ersten Teils nur sehr notdürftig variiert. Anstatt einer Frau sind es nun drei, die dem notgeilen und groben Eremiten Vern in die Hände fallen, wobei sich unter den beiden, die entkommen können eine findet, die sich in Amazonen-Manier mit ihrem Peiniger anlegt. Das trägt angesichts idiotischer „Tarnbemalung" und mies getimter sowie geschnittener Kampfszenen ebenso lächerliche Züge wie Verns Wunsch nach einer Familie, den er aber gerade durch das Leben im Wald konterkariert. Denn ist eine Gruppe von Stadtfrauen, die sich einmal im Jahr in den Wald verirrt und auf der Suche nach Spaß und Entspannung ist paarungswillig? Wohl eher nicht. Aber ne Kontaktanzeige aufgeben wäre ja wohl auch ein wenig doof gewesen zumal ihn sein Vater für tot hielt. Na dann muss sich der vereinsamte Vern die Frauen wohl mit Gewalt nehmen, is doch klar. Und spätestens wenn dann Ingrid (toller germanischer Name für die spätere Amazonen-Frau) freiwillig einen Strip veranstalten will, dann finden das alle äußerst verdächtig, nur dem nach Weiblichkeit lechzendem, notgeilen Vern scheint es zu gefallen. Wie dem auch sei: Irgendwann kommt dann Papi wieder und es kommt zur „Reunion". Bis dahin allerdings hat diese miese Gurke von einem Entführungsfilm bis auf zugegebenermaßen recht pittoreske Naturaufnahmen und Archivaufnahmen von Wildtieren nichts zu bieten: dumme Dialoge, eine noch dümmere Handlung, klischeehafte und eindimensionale Charaktere, arg finstere Schauspielkunst auf Schmierentheaterniveau (mit Ausnahme vielleicht Dan Haggerty), richtig miese Actionszenen und hin und wieder - wenn gar nichts mehr geht - ein paar entblößte Brüste.

Fazit:
Man kann es drehen und wenden wie man will, es ergeben sich doch arg alberne Wortspiele mit den verschiedenen Titeln des Film, die ich aufgrund der Massenbelustigung nicht vorenthalten möchte: „Film des Grauens", „Dem Zuschauer wird die sinnlos verschwendete Zeit entführt und sein Hirn gepeinigt" oder „Wäre es doch nie zur Reunion gekommen". Naja, worauf ich hinauswill, dürfte jetzt klar sein: Bei „Abducted II: The Reunion" handelt es sich um stupiden Bockmist, der nur unter Alkoholeinfluss erträglich ist: miese Actionszenen, dumme Dialoge, allgemeine Lächerlichkeit. Kanadas Filmindustrie hat sich mit dieser miesen Fortsetzung keinen Gefallen getan. Boon Collins ist auch kein großer Regisseur - ich bezweifle jedoch, dass selbst Provokateur Cronenberg signifikant mehr aus dem reißerischem Plot hätte rausholen können. Dann lieber nur Dan Haggerty und "Der Mann in den Bergen" in Endlosschleife. 

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