Franks Bewertung

starstarstarstar / 9

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

12.09.2020
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Review

von Frank Trebbin

aktualisiertes Review HD-VÖ

Frank Zito kommt nicht darüber hinweg, von seiner Mutter oft bestraft und im Dunkeln alleingelassen worden zu sein. In seiner eigenen Welt des kleinen Hinterzimmers spricht er mit vielen jungen Frauen (in Wirklichkeit Schaufensterpuppen, die er mit dem skalpierten Kopfhaar seiner getöteten Opfer versehen hat), die ihn mögen. Eine zarte Bindung zu einer Modefotografin scheint Fank Zito über kurze Zeit zu festigen, doch als er mit ihr an Mutters Grab steht, überfällt ihn die alte Lust am Töten…

Der Streifen ist eine Nachahmung bzw. Variation von Herschell Gordon Lewis’ „The Gruesome Twosome“, erzeugt aber eine viel düstere und nihilistischere Atmosphäre als sein Vorbild. Weil der Zuschauer die Welt durch die Augen Frank Zitos, der von Joe Spinell überzeugend gespielt wird, erlebt, passt „Maniac“ nicht in die üblichen Opfer-Täter-Schablonen des modernen Schlitzerfilms. William Lustig, der diesen Stil des Erzählkinos bewusst einsetzt, um damit zu schockieren, lässt zudem das Publikum mit seinen Gefühlen und Sympathien völlig alleine. Eine positive Identifikationsfigur gibt es in „Maniac“ nicht. Und dennoch kann man sich manchmal des Gefühls nicht erwehren, Mitleid für Frank Zito zu empfinden. Die einem Krankenbericht ähnelnde Nüchternheit führte dazu, dass „Maniac“ als umstrittener Film hierzulande verboten wurde. Ein weiterer Aspekt der Ächtung dürften die perfekten Tricks und Masken von Tom Savini sein, der sich übrigens später von „Maniac“ distanziert hat. Mit Joe Spinell, Caroline Munroe, Gail Lawrence, Kelly Piper, Tom Savini u. a.

Dieser (jetzt nur schreibfehlerkorrigierte) Text ist in Band I von „Die Angst sitzt neben Dir“ 1990 veröffentlicht worden.

Anmerkung aus 2020:

Wer hätte das einmal gedacht, dass der eigentlich recht billig auf 16mm-Film in New York City abgedrehte Low-Budget-Schocker „Maniac“ mal in gänzlich ungeschnittener Fassung auf einem HD-Medium mit einer 4k-Abtastung und ordentlich viel Extras erscheinen würde? Sicherlich niemand, der den Film im Winter 1980/81 mal in einem Kino erlebt hat, oder? Über „Maniac“ selbst braucht man eigentlich gar keine Worte mehr zu verlieren, denn William Lustigs Opus Magnum, das zusammen mit Hauptdarsteller Joe Spinell, der auch für Story und Drehbuch verantwortlich zeichnete, schon lange in der Hall of Fame des Horrorfilms Einzug gehalten hat, war bereits Mittelpunkt vieler, vieler Abhandlungen (und Verbotsverfahren weltweit).

Noch heute schockt „Maniac“ als kaltschnäuziges, unangenehm distanzloses Produkt aus einer Zeit, in der das Genre in schönster Blüte stand, man Filme keinesfalls nach Publikumsgeschmack ausrichtete und Spezialeffekte noch echtes Handwerk waren. Und man muss sagen, dass diesem jahrzehntelang verbotenen Meilenstein des Slasher-Kinos – immerhin ist „Maniac“ neben „Tanz der Teufel“ DER wichtigste Ex-Beschlagnahme-Titel schlechthin – diese VÖ (ab 01.10.2020 auf Bluray erhältlich) richtig gut zu Gesicht steht. Das Bild ist so detailreich wie nie (aber natürlich nicht mit heutigen Produktionen zu vergleichen), das feine Filmkorn stört zu keiner Zeit sondern lässt die Abtastung authentischer aussehen als ein glattgebügeltes Digital-Bild. Der deutsche Mono-Ton ist dem Alter entsprechend sauber und ohne Beanstandungen. Diese Doppel Blu-ray Disc sollte in jeder Filmsammlung stehen. Nicht wegen seiner filmischen Qualitäten – William Lustig ist nicht gerade ein sehr begnadeter Regisseur – aber wegen des Umstandes, dass „Maniac“ ähnlich wie „Peeping Tom“ 1960 zum Zeitpunkt seines Entstehens als krudes Psychogramm seiner Zeit weit voraus war und trotzdem das Genre beeinflussen konnte, ist die alte Bewertung auf vier Sterne angehoben worden.Bildformat: 1,85:1.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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