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William Lustigs Maniac ist aufgrund seiner teilweise sehr derben Gewaltdarstellung einer der umstrittensten Horrorfilme der 80er Jahre. Es wäre allerdings ein Fehler, dieses überaus gelungene Psychogramm eines gestörten Frauenmörders einzig auf die wirklich mehr als sehenswerten Splatter-FX von Genregott Tom Savini zu reduzieren.
Anders als in anderen Schlitzerfilmen aus dieser Zeit, wird hier nämlich auch versucht  einmal hinter die Fassade des Killers zu blicken. Immer wieder sieht man Zito (Joe Spinell) mit sich selbstsprechend in seiner gammeligen Bude hocken, wie er Schaufensterpuppen mit der Kleidung seiner Opfer schmückt oder ihnen deren Skalp aufsetzt. Nach und nach wird auch die Ursache seines Wahns deutlich (es war mal wieder die Mutter) und so bietet Maniac dann eben wirklich mehr, als der große Rest der 80er-Slasher. Zito ist kein Jason oder eine andere stumpfe Killermaschine, sondern ein traumatisierter psychopatischer Serienmörder, der im einen Moment so wahnsinnig aussieht, dass man es mit der Angst zu tun bekommt, dann aber wieder wie ein Häuflein Elend mit gekemmten Haaren und im Anzug auf dem Sofa seiner Angebeteten sitzt.
Zugegebenermaßen gibt es ettliche Filme die mehr Tiefe bei den Charakteren bieten, aber für das Exploitationkino der 70er und 80er Jahre ist Maniac schon absolut überdurchschnittlich. Dazu kommt die 1A Performance von Joe Spinell. Mit einer beeindruckenden Intensität spielt er den innerlich zerrissenen Psychopathen. Wenn er sein drittes Opfer minutenlang würgt, dabei schwitzt, schnaubt und guckt wie Teufel persönlich, dann ist das Terror und Wahnsinn pur.

Leider gibt es auf Drehbuchebene doch einiges zu beanstanden. Ein wirklich sinnvolle Handlung ist nicht vorhanden. Frank tötet, Frank sitzt in seiner Wohnung, Frank tötet, Frank tötet, Frank sitzt in seiner Wohnung, Frank tötet. Dazu der kleine Subplot mit der Fotografin und die Familienbackgroundszene auf dem Friedhof.  Mehr ist leider nicht, aber Lustig schafft es trotzdem fast durchgehend Spannung zu erzeugen. Die Morde sind allesamt sehr atmosphärisch geraten, wobei besonders der U-Bahn Kill hervozuheben ist. Dazu sind Zitos Gewaltausbrüche dank der exellenten Arbeit von Tom Savini wirklich ziemlich herbe. Besonders der legendäre Zeitlupen-Headshot ist ein Genuss und lässt selbst alte Splatterhasen staunen. Aber auch die restlichen FX sind nicht von schlechten Eltern und verstärken aufgrund ihrer Härte die beklemmende Gesamtatmosphäre des Films noch einmal.
Insgesamt ist der ganze Film sehr düster und packend, was neben Spinell und den Kill-Scenes vor allem auch an dem hervorragenden und sehr stimmigen Score liegt.

Unter dem Strich bleibt ein intensives, dreckiges und überaus packendes Stück Exploitationkino. Das teilweise arg schwache Drehbuch fällt dabei nicht allzu negativ ins Gewicht, denn der Rest ist gerade für den Horrorfan ein Fest. Also Licht aus, Anlage aufdrehen und sich 90 Minuten mitreißen lassen. A true classic. (9/10)

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