William Lustig schuf im Jahre 1980 mit Maniac eine Horrorlegende. Dabei behilflich war ihm hierzulande mit Sicherheit die Beschlagnahmung, die übrigens auch die erste nach dem zweiten Weltkrieg war. Zusätzlich sollen wohl einige Tausend Frauen in den Staaten auf die Straße gegangen sein, um gegen die latente Frauenfeindlichkeit im Film zu demonstrieren. Das ist schonmal ordentlich Rabatz, den Lustig selbst wahrscheinlich nicht mal erahnt hat. Sein Erstlingswerk, nach einer kurzen Pornofilmerkarriere, ging somit in die Geschichtsbücher ein. Zu Verdanken hatte er das natürlich auch seinem Trumpf im Ärmel: Joe Spinell.
Dieser schrieb nicht nur die Story, sondern spielte den Maniac dermaßen eindringlich, das einem der pure Angstschweiß auf der Stirn stand. Spinell, den man als Nebendarsteller in bekannten Produktionen wie Der Pate, Rocky, Taxi Driver oder Cruising bewundern konnte, lieferte hier eine famose Bestleistung ab.
Zudem war auch Tom Savini mit an Bord, der einmal als Nebendarsteller fungierte, aber auch die heftigen FX bewerkstelligte. So konnte er sogar sein eigenes Ableben in Szene setzen. Die harschen Bluteinlagen waren zwar eher selten im Film, dafür aber umso drastischer. Nicht zuletzt auch deswegen ist der Ruf des Films heute noch vorhanden.
Aber man kann ihn nicht nur auf die blutigen Feinheiten reduzieren. Der Film lebt eher von seiner Atmosphäre. Diese ist dreckig und stinkt aus jeder Pore. Hier gibt es kaum was schönes zu sehen. Ein Moloch in dem jeder alleine vor sich hin lebt. Somit das ideale Jagdgebiet für einen Maniac.
Was sich jetzt alles nach einem Horrorthriller anhört, entpuppt sich in Wirklichkeit aber zu einem Psychogramm eines völlig gestörten Killers. Es gibt keine Polizeiarbeit zu sehen, keine Verdächtigen. Die Kamera bleibt fast immer auf den Fersen des Titelgebers. Sie begleitet ihn und nur langsam erkennt man, wo die psychischen Probleme liegen. Irgendwo tendiert das Ganze schon in Richtung von "Henry - Portrait of a serial killer", wobei der ihm dann doch noch ein gutes Stückchen überlegen ist.
Man schwankt zwischen Mitleid und Ekel, während man sein Treiben begleitet und Stück für Stück die Dinge aus seiner Vergangenheit erfährt. Begleitet wird das Morbidium durch einen starken Score, der oftmals nur aus Geräuschen und minimalen, schrägen Melodien besteht. Absolut passend!
Trotzdem gibt es auch genügend Stimmen die ihm Spannungsarmut und eben auch Frauenfeindlichkeit vorwerfen. Beides ist zum Teil nachvollziehbar aber zum Teil eben auch wieder nicht. Da man die Opfer des Films nicht näher vorgestellt bekommt, beobachtet man halt eben nur einen Mörder bei seiner "Arbeit". Spannung steht nicht im Vordergrund, also warum sollte man das kritisieren? Zur Frauenfeindlichkeit bleibt festzustellen das es gerade mal eine nackte Frau zu sehen gibt und der Hass auf Frauen sich aus dem Kontext des Filmes ergibt. Das passt schon alles so zusammen wie es ist.
Das Problem ist aber wahrscheinlich ein neues Publikum zu finden. Zeitzeugen werden ihn schätzen und für unverzichtbar erklären. Neulingen dürfte er zu lahm inszeniert sein. Falls Alexandre Aja wirklich an einem Remake bastelt, sollte man sich aber zumindest mal ein wenig Grundwissen zulegen und ihn sich ansehen.