Review

Frank Zito (Joe Spinell) hat einen seltsamen Mutterkomplex, der ihn zum Sonderling werden ließ. Er lebt allein mit ein paar (Schaufenster-)Puppen, ansonsten vertreibt er sich die Zeit mit Frauen umbringen und skalpieren. Als er zufällig eine Fotografin kennenlernt, ändert sich daran auch nichts.

Maniac beschränkt sich weitgehendst auf die (küchenpsychologische) Darstellung des Mörders Frank, was Regisseur William Lustig durchaus gelingt: Joe Spinell als unsympathisches Narbengesicht mit Schwabbelbauch, der seine Wahnvorstellungen in teils ermüdenden Monologen ausbreitet, wirkt jederzeit glaubhaft. Glaubhaft krank und widerlich. Leider ist das der einzig positive Aspekte, denn die dünne Handlung folgt fast den ganzen Film lang weitgehend dem Schema: Frauen verfolgen - niedermetzeln - labern und nochmals labern. Da die Opfer kaum vorgestellt werden, mag man kaum Mitleid empfinden, da sie sich darüber hinaus auch noch krass unlogisch verhalten, bleibt alles vorhersehbar: Maniac fehlt einfach jegliche Spannung.

Nehmen wir als Beispiel die Szene aus der U-Bahn-Station: Eine Frau fühlt sich von Frank verfolgt und versucht, noch in die U-Bahn zu kommen, aber die Türen öffnen sich nicht mehr. Wie man im Gegenschnitt sieht, stehen aber noch andere Fahrgäste am Bahnsteig gegenüber - warum bittet sie diese nicht um Hilfe? Stattdessen rennt sie die Treppen hoch und flüchtet sich... in die Herrentoilette. Ausgerechnet dorthin. Ein schmutziges U-Bahn-Männerklo, ein Ort der Sicherheit für eine Frau die von einem fremden Mann verfolgt wird?

Noch unglaubwürdiger ist das Kennenlernen der Fotografin: Caroline Munro als Anna D´Antoni knipst anscheinend wahllos im Park herum und läßt dabei ihre Fototasche unbeaufsichtigt stehen, sodaß Frank genügend Zeit hat, ihre daran befindliche Privatadresse zu studieren. Als sie dann Tage später zuhause in der Dunkelkammer die Bilder entwickelt, zufällig gerade das wo Frank drauf ist, klingelt es bei ihr an der Tür:

-Wer ist da?
-Mein Name ist Frank Zito, sie haben vorigen Dienstag ein Bild von mir im Park gemacht.


Anna öffnet natürlich sogleich die Tür:

-Kommen Sie rein! Na so etwas, gerade hab ich mir das Foto angesehen, das ich von ihnen im Park gemacht hab.
-Ach nein wirklich, ein seltener Zufall, weil ich nämlich auch gerade mit ihnen sprechen... darf ichs mir mal ansehen?
-Natürlich!


Und schon sitzt man kaffeetrinkend auf dem Sofa, und nach 3 Sätzen Smalltalk meint Anna im jovialsten Ton, in dem sich gute alte Freunde unterhalten:

Frank... was reden sie denn da. Ich bin der Fotograf, ok?

Aber sicher weiß Frank das. Und die außerordentlich attraktive Anna ist solo, hat nur auf einen schmierigen Typen wie ihn gewartet und läßt sich auch gleich zum Essen einladen. Nee nee nee....

Die wenigen SFX, handgemacht von Meister Savini himself, sind zwar sehr ordentlich ausgeführt, dennoch ist z.B. die Szene mit dem headshot durch die Autofrontscheibe, in deren Folge ein Kopf explodiert, schlicht übertrieben und kann heute höchstens noch einen Lacher hervorrufen.

Positiv zu erwähnen wäre noch eine gewisse Athmosphäre, die sich - unterstützt vom minimalistischen Score und einer wenig ausgefeilten Kameraführung - an leider viel zu wenigen Stellen aufbaut. Diese seltenen Momente reichen jedoch nicht für einen guten Film oder gar einen Klassiker. Wem es (so wie mir) nicht gelingt, Sympathie zu Hauptdarsteller Joe Spinell zu entwickeln, dem sei von Maniac abgeraten.

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