Review

Als begeisterter Fan sowohl des Buches als auch der von Otfried Preußler selbst gelesenen CDs ging ich mit hohen Erwartungen ins Kino, nachdem verlautet wurde, wie eng sich Regisseur Kreuzpaintner an die literarische Vorlage halte. 


Der Film ist zuerst einmal eine passable Umsetzung des Stoffes, aber wirklich nicht mehr! Er krankt an drei verschiedenen Baustellen:

1.) Der Reiz des Buches besteht für mich vor allem darin, dass drei Jahre auf der Mühle beleuchtet werden, die sich sehr ähneln. Krabat erfährt jedoch über die Mühle im Laufe der Zeit immer mehr, was zu leicht veränderten Wahrnehmungen und Bewertungen der wiederkehrenden Ereignisse führt. Dadurch, dass der Film die Geschehnissen aus drei Jahren in zwei Jahre komprimiert, verliert dieser Spannungsbogen seinen Reiz - für die Dramaturgie eigentlich seinen wichtigsten.

2.) Die Spezialeffekte des Films sind zwar gelungen, allerdings wird kein Maß dafür gefunden, wann man sie einsetzen sollte und wann eben nicht. Zwei Beispiele: Krabat sieht zum ersten mal den Koraktor, das Zauberbuch mit seinen schwarzen Seiten und der weißen Schrift. In diesem Moment glimmen die Buchstaben auf wie der "eine Ring" in Frodos Hand im "Herr der Ringe". Gleiches geschieht auch, als Juro zum ersten mal seinen Bannkreis zieht. Dies sind zwei Paradebeispiele für einen größeren Effekt beim Publikum durch nüchternen, also fehlenden Einsatz von Spezialeffekten, den man hätte erreichen können. Der Film wirkt von Effekten überladen - beim lesen des Buches bin ich selten auf Blitze oder Glimmen gestoßen und habe mir davon mehr angenommen.

3.) Es finden Änderungen statt, die der Geschichte nicht gut tun. Zuerst ist die Rolle des Meisters zu nennen, der im Film in manchen Szenen eine fast väterliche Rolle für Krabat einzunehmen scheint. Auch Lyschkos Veränderung zum Schluss wirkt kitschig und passt ganz und gar nicht zu ihm. Dazu werden Szenen hinzuerfunden wie die Stockkämpfe mit den Soldaten im Dorf, die an "Matrix" erinnern. Es findet auch keine Erklärung statt, was das schwarz anlaufende Messer zu bedeuten hat. Die ärgerlichste Änderung ist, dass Krabats Absprache mit der Kantorka nicht vorkommt. Eigentlich resultiert daraus der Spannungshöhepunkt im Buch.

Die Erzählerstimme von Otto Sander ist wie auch im "Parfum" sehr angenehm und auch der erste Dialog mit dem Meister scheint fast wörtlich aus dem Buch übernommen zu sein. Meine hohen Erwartungen schienen sich also in den ersten 15 Minuten zu erfüllen. Auch wenn man nun jedem Regisseur seine künstlerischen Freiräume zugestehen muss: Danach geht es mit dem Film bergab, weil er sich inhaltlich wie auch dramaturgisch von der Vorlage zu weit entfernt und zu sehr auf Effekte setzt.   

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