Gleich in mehrfacher Hinsicht eine Alleinstellung in Deutschland, einig Krimiland, in der die Anfang der Achtziger Jahre schon gefestigte und gleichzeitig beliebte Tatort – Reihe mit dem alles andere als anpassungsfähigen Schimanski seine eigene aufrührerische Figur, quasi der Schrecken all der anderen gutsituierten und sich wohl benehmenden Beamten erhielt. Der Aufschrei war groß, der Erfolg umso mehr, der nicht nur über ein Jahrzehnt später zu der Fortsetzung des Schimanski selber, quasi die Rückholung aus der Rente, sondern zwischendurch auch zwei Kinoableger, zwei Alleingänge auf den Leinwänden der Nation, ein Novum bis dato sowohl hinsichtlich auf die ursprüngliche Quelle des Fernsehens als auch für das nonexistente deutsche Aktionskino erhielt. [Nicht umsonst werden die Schweiger – Abenteuer als Epigone dessen, im Fahrtwasser bloß betrachtet und trotz aller Bemühungen dahingehend nicht als Originalität.]:
Beim vom Großindustriellen Grassmann [ Charles Brauer ] beauftragten Abriss einer Wohnsiedlung in Duisburg entdecken die Polizisten auch den toten Buchhalter Alf Krüger und seine ebenso verschiedene Familie. Alles deutet auf erweiterten Selbstmord hin, nur Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski [ Götz George ] wird misstrauisch, kannte er doch den Toten aus der Schulzeit und Jugendtagen, und scharwenzelt die Journalistin Ulli [ Renan Demirkan ] auffällig oft um den Tatort herum. Tatsächlich hat sie der Tote kurz zuvor mit Informationen und Andeutungen versorgt, die das ungleiche, aber bereits intim gewordene Paar inoffiziell nach Marseille führt. Wo gleich die nächste Leiche wartet, und weder die örtlichen Polizisten noch der ehedem bei der Fremdenlegion gediente 'Ausputzer' Pierre Hacker [ Rufus ] glücklich über die schnüffelnden Deutschen und ihre Anwesenheit sind.
Woher all dieser Erfolg begründet liegt – der Film war im Wunderjahr 1985 das dritterfolgreichste deutsche Kinoprogramm, nach Otto - Der Film und Männer – , ist hier nicht die Aufgabe, die erörtert werden soll und dessen Ursächlichkeit neben den Umständen der damaligen Zeit, den Vorbildern des populären französischen Polizistenfilmes um die Einzelkämpfer Belmondo und Delon und das mit Schauplatz Marseille auf deren ureigenen Terrain, und die Orientierung überhaupt in die Internationalität auch begründet liegt. Hauptdarsteller George, der seit jeher der Typ des Urwüchsigen war und diesen schon von Jugend an verkörperte, allen voran auch durch die beeindruckende Kondition und den Körperbau selber, durch das forsche Auftreten, und die insgesamt maskuline Attraktivität, erlangte mit der Rolle des Schimanski seine Art des Alter Ego, von der er ab 1981 an nicht mehr los kam und dies anfangs auch nur schwer akzeptierte. Dabei war dieser Aufschwung nicht einzeln, sondern hatte seine einheimischen Vorgänger ebenso wie auch die Konkurrenz, wobei die beiden Kinovertreter Zahn um Zahn und Zabou auch noch die Grenzen des Möglichen und von Angebot und Nachfrage aufzeigten bzw. aufgezeigt bekamen und erst später, im Verlauf der Jahre an Zugkraft und Zuspruch (der Kritiker) gewannen und stark auf die Zeit der Entstehung selber auch begrenzt sind.
Die Mitte der Achtziger, der Höhepunkt der Dekade, in der die Welt schon wieder bunter wurde und dann auch bald in das zu Knallige und Überdrehte umkippte. Allerlei Versuche wurden angegangen, der Neue Deutsche Film, die Genreware probiert, die Musik mit dem Film vermischt und die Musiker oder andere illustre Erscheinungen nun auch bildtechnisch besetzt und so medial vermischt [ Macho Man, Alpha City, Der Joker, Killing Cars etc.]. Götz George selber, der schon laut dem Vorspann SCHIMANSKI ist, dabei als Vorreiter und Wegbegleiter der aktionsbetonten Gattung, die neben diesen beiden Ablegern des Tatorts u.a. auch noch Die Katze oder Abwärts entspricht. Dabei ist schon der Einstieg der Serie, das Duisburg – Ruhrort geradezu ikonographisch angelegt und wird auf der großen Leinwand dann entsprechend nur noch mehr gepflegt. Hier (und noch mehr im wesentlich besseren Nachfolger Zabou) sind die ersten Minuten die entscheidenden, die Straßenschlacht um eine durch die Staatsgewalt geräumte Siedlung, der Abriss einer zur Neige gehenden, den Fortschritt nicht aufhalten könnenden und dennoch in der Vergangenheit gefangenen Industriebrache, die schon vor all den Explosionen, den Prügeleien von Rockerbanden mit den Schweruniformierten Einsatztruppen und dem Blut und Geröll auf den Straßen und in den Ecken mehr wie die Bronx als nach einen Deutschland in der Zivilisation aussieht. Schimanski selber rührt die violente Revolution, das Luftmachen all des Grolls der Kleinen gegen die da oben jetzt noch nicht, und durchstreift er auch wie mit unsichtbaren Schutzschild gesegnet all die um ihn herum Kämpfenden und Tobenden, die ihm nichts anhaben können und wo er sowieso mit Jedem, egal auf welcher Seite und welcher Zugehörigkeit per Du ist und Jeden und Jedes kennt.
Die ruhige Haltung ändert sich aber bald, wird zwar weiterhin der Alkohol beim Türken um die Ecke, im „Bosporus“ konsumiert, aber erst nach getaner Tat und dort eher aus Verzweiflung gegenüber dem Gebaren doch der Herren da oben und all der schmutzigen Politik. Denn es ist etwas faul im Lande, wird geklüngelt und betrogen, und vertuscht und intrigiert, dass sich die Balken biegen, aber alles an diesem Schmutz auch unter den Teppich des Schweigens gekehrt. Mit ‚Schimmi‘ klappt das natürlich nicht, auch wenn die Dienstmarke schon nach wenigen Minuten weg ist, die Suspendierung ausgesprochen und gar das Disziplinarverfahren schon lauernd droht. ‚Schimmi‘ ist ein zu großer Junge, der zwar breitschultrig und breitbeinig ist, und draufgängerisch bis barsch bis aggressiv auch gegenüber nahestehenden Personen wirkt, aber nur den weichen Kern dahinter versteckt und sich im Grunde nach ganz viel Wärme und Geborgenheit, am besten von 'seiner' Ulli, die auch so bipolar gestrickt ist sehnt.
Weniger ein Krimi als vielmehr ein Abenteuer, final mit Sprengfallen und dem Ausbremsen einer Gartenparty mit dem Kleinwagen, mittig in der großen weiten Welt auch, arbeitet man als Brandbekämpfer in der lodernden Scheune, als Barschläger in der französischen Hafenkneipe, als wagemutiger Fassadenkletterer auf der Villa des Bösewichtes; lebt also einen Traum, bevor man wieder in das triste Grau und an den schalen Rhein zurückkehrt. Heutzutage wirkt das etwas albern, ein klein wenig übertrieben und wie mit der Axt im Überschwang an eigenen Emotionen, mal Rausch und mal Kater montiert, hat man dies vielleicht doch schon zu oft gesehen oder ist es tatsächlich hier überinszeniert. Der Faszination selber, auch angesichts von Zeit- und Lokalkolorit und der raschen und schnörkellosen Bilder kann man sich allerdings nicht entziehen. „Ein ganz privater Krimi“, der das ganze Volk an- und die Gefühle, die man fühlt, und die Gedanken, die man hegt, auch ohne Umschweife, ganz dem „harten Mann“ also ausspricht.