Die Kindergärtnerin Jenny fährt mit ihrem Freund Steve übers Wochenende an den idyllischen "Eden Lake", um noch mal in Ruhe auszuspannen, bevor das Wald-Gebiet demnächst einer Wohnsiedlung weichen muss. Nach ihrer Ankunft geraten die beiden schon bald mit dem verkommenen Teenager Brett und seiner Bande von Halbstarken aneinander, die das Seeufer lautstark als Treffpunkt zum gemeinsamen Saufen und Abhängen nutzen. Nach und nach schaukelt sich der Konflikt zwischen Steve und den Kids immer mehr hoch, bis bei einem Handgemenge schließlich Bretts Hund versehentlich abgestochen wird. Ab da sehen die Teenies rot und machen gnadenlos Jagd auf die beiden Großstädter, die den Wald nun natürlich nicht mehr lebend verlassen sollen... James Watkins sieht sein Regie-Debüt wohl in der Tradition solcher Genre-Vertreter wie "Tödliche Befehle aus dem All" oder "Mikey", denn „Eden Lake“ gibt sich ernsthafter und beißender, als die üblichen Kiddie-Horror-Streifen vom Schlage der immer wieder weit hergeholten "Kinder des Zorns"-Sequels... was zur Folge hat, dass man auch die gesellschaftskritische Dimension der Aussage, die hier ganz absichtlich gemacht wird ("Wie der Herr, so’s Gescherr"... oder war’s "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm"? Egal...), nicht unbedingt als aufgesetzt oder überzogen empfindet. Ob die Realität die Fiktion bereits eingeholt hat, darüber lässt sich natürlich trefflich streiten, trotzdem wirkt dieser britische Schocker ehrlicher als ein Gros des üblichen Genre-Outputs und kann zumindest anfänglich auch erheblich besser punkten, als der letztendlich nicht ganz unähnliche "Them", der das Thema "Jugendgewalt" allerdings nur für einen danebenliegenden Schluss-Gag verbraten und sich demzufolge auch nicht besonders ernsthaft damit auseinandergesetzt hat. Da die Bedrohung für das Protagonisten-Pärchen dieses Mal jedoch eindeutig von den Kids ausgeht und auch die Darsteller der mörderischen Rasselbande allesamt das entsprechende Alter haben, kann einem das Ganze wirklich stärker an die Nieren gehen, als das bei vergleichbaren Survival-Thrillern der Fall ist, ohne dass dazu gleich tief in die Gekröse-Kiste gegriffen und alles mit schmodderigen Gore-F/X zugekleistert werden müsste. Obwohl ein paar eindeutige Gewaltspitzen durchaus noch vorhanden sind, werden diese aber nicht über Gebühr strapaziert und selbst eine recht sadistische Messer-Folter ist im direkten Vergleich zu den Gräueltaten, die man in einigen Konkurrenz-Filmchen zu sehen bekommt, eher zurückhaltend inszeniert. "Eden Lake" fügt sich dennoch ganz homogen in die damals aktuelle Welle von kruden Terror-Streifen ein und wird so zu einem der unangenehmer anzusehenden Filme der letzten Zeit, der stellenweise aufgrund der Unausweichlichkeit der gewalttätigen Konfrontation zwischen dem Pärchen und den Jugendlichen ein ähnlich herbes Feeling verbreitet, wie es ja auch bei dem fiesen Rache-Drama "Straightheads" der Fall gewesen ist. Also wieder mal ein Beleg dafür, dass das britische Kino wohl immer noch von Sam Peckinpahs "Wer Gewalt sät" zehrt, der so manchem Filmemacher augenscheinlich noch im Kopf rumspukt. Leider benötigt Watkins aber einfach zu lange, um seine Plotte (die mal abgesehen von der Neuerung der jugendlichen Antagonisten im Übrigen mit jedem anderen x-beliebigen Backwoods-Spektakel identisch ist) auf Touren zu bringen, und sobald die viel zu ausführliche Exposition endlich überstanden ist und der eigentliche Action- und Gemetzel-Part beginnt, hat man immer noch irgendwie das Gefühl, dass das alles nur mit schaumgebremsten Tempo läuft. Zu Beginn hat "Eden Lake" zumindest noch das Glück, dass die beiden Hauptdarsteller Kelly Reilly und Michael Fassbender mit ihren Low Key-Performances die Zeit ganz gut überbrücken können, aber auf irgendwelche schauspielerischen Nuancen kommt es später ja eh nicht mehr an. Ab da zählen dann nur noch bereits oft gesehene Genre-Standards, wenn die beiden Großstädter von der Teenie-Bagage durch den Wald gehetzt werden und die Verfolgten sich im Schlamm und im Dreck wälzen oder Zuflucht in zugesifften Müllcontainern suchen müssen, in denen die ranzige Brühe kniehoch steht... das ist übrigens die härteste Szene des Films. Und leider schafft es James Watkins, der zuvor lediglich als Co-Autor an den Drehbüchern zu den ebenso verkorksten Streifen "Unsichtbare Augen" und "Gone – Lauf um dein Leben" gearbeitet hatte, auch hier wiederum nicht, seiner Geschichte ein befriedigendes Ende zu verpassen, denn just in dem Moment, wenn man denkt, dass Jenny endlich zum Gegenangriff übergehen und die Chose darum auch in Richtung blutiger Backwoods-Action kippen würde, lässt er seine Handlung stattdessen regelrecht versanden und so mündet das Ganze auch schließlich in einem enttäuschenden Anti-Klimax. Der große Body Count bleibt aus, stattdessen bestimmen eine Reihe von Zufälligkeiten das Bild, die die Geschichte mit Vehemenz doch noch in die unerfreulichsten Bahnen lenken, wenn die arme Jenny auf ihrer Flucht vor den Gören schließlich deren Eltern in die Arme läuft. Der fade Schluss verhagelt einem da noch mal so einiges und verhindert dann auch, dass "Eden Lake" den Sprung ins Mittelfeld schafft... schade drum, Watkins‘ Streifen hätte nämlich das Potenzial dazu gehabt, einer der verstörenderen und memorableren Horrorfilme der letzten Zeit zu werden, aber um so richtig auf den Putz zu hauen, hätte das Ganze trotz kontroverser Machart halt nicht nur ein Terror-Filmchen unter vielen werden dürfen. Aus der ziemlich interessanten Situation, dass die Protagonistin Kindergärtnerin von Beruf ist, aber sich hier mit allen Mitteln gegen eine Bande von Rotzgören zur Wehr setzen muss, um selbst zu überleben, macht der Film abgesehen von einer einzigen klischeebehafteten Urschrei-Szene gerade mal auch gar nichts. Genau dort hätte leider der Reiz an der Sache gelegen. Tja, ein Wes Craven hätte zu seinen besten Zeiten den Subtext, der einem solchen Stoff innewohnt, noch mit Gewalt ans Tageslicht gezerrt (remember "Hügel der blutigen Augen"?), bei James Watkins reicht es hingegen nur zu der laschen Feststellung "Irgendwie ist die Unterschicht schon asozial, ne?"... und das ist einfach zu wenig...
4/10