Meinung:
Also was Drehbuchautor und Regisseur James Watkins mit seinem Debütfilm "Eden Lake" abgeliefert hat, ist alles andere als „einfache Kost“. Selten zuvor befand man sich als „unbeteiligter Zuschauer“ so sehr in einem „sozial-emotionalen Dilemma“ wie beim betrachten dieses Erstlingswerkes.
Dabei ist die Ausgangslage von "Eden Lake" doch so simpel wie altbekannt:
Ein nettes und liebenswürdiges Mittelstandspärchen möchte zu zweit ein ruhiges und entspanntes Wochenende an einem fernab gelegenen See verbringen. Allerdings sind sie dabei doch nicht ganz so „alleine“, wie sie es sich zuvor erhofft hatten...
Das „gemeine“ (sowie zugleich aber auch geniale) an dem Film "Eden Lake" ist, dass er bereits zu Beginn keinen Hehl aus der noch folgenden Bedrohung macht:
Denn soziales Fehlverhalten von Seiten (= bereits an sich selbst völlig überforderten - oder aber auch einfach „nur“ unwilligen) Eltern, fordert sogleich unverhohlen seine Widerspiegelung in Gewalt gegen Schwächere. Eine unausweichliche Gewaltspirale (und Gruppendynamik) setzt sich somit immer aggressiver in Gang.
Die Bedrohung der beiden Hauptprotagonisten in "Eden Lake" findet nicht durch Monster, Zombies oder Aliens statt. Sondern durch eine reale Bande Halbwüchsiger zwischen (geschätzten) 13 und 17 Jahren.
Kinder. Teenager. Wo jeder vernünftig veranlagte Mensch normalerweise denken würde, dass Eigenschaften wie „elterliche/schulische Erziehung“ und „soziale Hemmschwellen“ noch ein unbekümmertes Gut sein sollten...
Doch leider ist es eben auch eine Tatsache, das der so genannte „Horror“ in “Eden Lake“ leider nicht selten schon von seiner rohen Wirklichkeit eingeholt wurde. Es ist leider weder Märchen noch Fiktion, das eigentlich noch „Schutzbefohlene“ selbst zurückschlagen... Oftmals, weil sie es „nicht anders kennen“ ---> nur eben nicht selten noch unverfrorener und instinktiv kalkulierter!
Es ist nicht nur als Zuschauer zermürbend zu betrachten, wie sich die Spirale der „Gewalt durch Gegengewalt“ weiterentwickelt. Es ist verstörend und beängstigend zu gleich, sich in dem Wissen zu befinden, sein eigenes Leben gegen Kinder verteidigen zu müssen... = entweder sie (die Kinder) oder man selbst! Alternativen gibt es in den dichten Wäldern rum um den Eden Lake nicht... Man wird somit (gezwungenermaßen) auf sich selbst und seinen ganz eigenen Urinstinkt des Überlebenssinns zurückgeworfen. Und dieser ist selbst alles andere als „schön und einfühlsam“ - sondern einfach nur konsequent und schmerzhaft-bitter.
Fazit:
Auch aus eigenen/persönlichen Erfahrungen ist es James Watkins nicht schwer gefallen seine „Hausaufgaben“ zur Story- und Charakterentwicklung zu "Eden Lake" zu machen. Und auch wenn der Film selbst sehr gerne von Journalisten als “Horror-Thriller“ bezeichnet wird, so ist er laut eigener Aussage des Regisseurs doch eigentlich mehr als „unbequeme und sozialkritische Charakterstudie“ zu verstehen... Und damit trifft er es selbst auch sehr genau auf den Punkt:
"Eden Lake" suhlt sich nicht in den dümmlichen Fahrwassern von ähnlich „gewalttätigen Filmen“ wie beispielsweise der "Hostel" - Reihe; sondern zieht seine schockierenden Grausamkeiten vor allem aus der Tatsache, das "Eden Lake" insgesamt leider viel zu wenig (denn zu viel) “fiktiven Charakter“ besitzt.
Ein wahrlich unbequemer, aber eben auch sehr guter und wichtiger Film!
8 von 10 Punkten